Mittwoch, 17. September 2014

Mr. Turner.


Wer weiß, was in dem Film über Kunst zu hören und an Kunst zu sehen sein wird. Aber darauf kommt es diesmal nicht an. Selbst wenn es eine kitschige Kolportage wäre - Hunderttausende, vielleicht Millionen werden wegen dieses Films zum ersten Mal Bilder von William Turner ansehen wollen. Und das ist viel besser, als wenn's Michelangelo oder Rembrandt wäre.

"Mr. Turner - Meister des Lichts"

"Mr. Turner - Meister des Lichts" 
Selbstporträt im Licht einer müden Sonne
Mike Leigh hat einen Film gemacht über William Turner, der sein soll wie dessen Malerei. Die Bilder, die er dafür gefunden hat, sind manchmal wirklich aufregend. 

 
Von Susan Vahabzadeh

Mike Leigh hat sich für seinen Film "Mr. Turner" etwas ganz großes vorgenommen: Er hat einen Film gemacht über William Turner, der sein soll wie dessen Malerei. Man kann sowas ganz plump machen, wie vor einigen Jahren in "Frida" über Frida Kahlo, in dem einfach einzelne Gemälde nachgestellt wurden. Mike Leighs Methode ist wesentlich subtiler: Es ist ein Porträt des Mannes Turner, das nur im Ganzen wirkt, aus dem Abstand, eher Stimmung und Atmosphäre einfängt als akribisch Details abbildet. Was man da sieht vom England des frühen 19. Jahrhunderts, alles ein wenig gelbstichig, entspricht wohl dem, was William Turner wahrgenommen hat - zumindest hat er seine Welt so dargestellt.

Mike Leighs Turner, verkörpert von Timothy Spall, hat ein wenig von einem Selbstporträt - Leigh, der Großmeister des britischen Kinos, ist selbst ein brummiger Mann, wenn auch einer mit einem großen Herzen. Turner porträtiert er als einen Grantler mit einem sehr tief liegenden weichen Kern. Sein Turner gibt sich gelassen - aber wenn die Emotionen dann aus ihm herausbrechen, gleicht es einem Vulkanausbruch. Das ist so, als er seinen Vater verliert, der ihm hilft bei der Beschaffung der Farben und ihm überhaupt näher steht als irgendwer sonst.

Der Film konzentriert sich auf Turners zweite Lebenshälfte, er ist als Maler schon arriviert, aber auch umstritten, und streitbar - oft ein Rüpel, arrogant gegenüber der Londoner Konkurrenz. Sei's drum: Die Geschichte gibt ihm ja recht.
Turners emotionale Unzugänglichkeit aber fordert Opfer. Die erste Frau hat er verlassen, die Töchter sind ihm letztlich egal, seine Haushälterin und Geliebte versorgt er, aber lässt sie allein zurück, als er noch einmal sein Glück findet - eine neue Frau, ein neues Haus, neue Liebe mit Sophia Booth. Die Bilder, die Mike Leigh für all das gefunden hat, die sind manchmal wirklich aufregend, der ganze Film ist von einer müden Sonne durchstrahlt, von gelblichem Licht - wie ein Gemälde von William Turner.

"Mr. Turner - Meister des Lichts" von Mike Leigh kommt am 6. November in die deutschen Kinos.
 
Übrigens - so sah er wirklich aus:
Kein Brummbär, sondern ein Spaßvogel.
JE




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen