Sonntag, 22. Juli 2018

"Ohrmuschelstil".

Adam van Vianen, The Memorial Guild Cup - a Silver-gilt Ewer with Lid, Utrecht 1614

The auricular style or lobate style (Dutch: Kwabstijl, German:Ohrmuschelstil) is a style of ornamental decoration, mainly found in Northern Europe in the first half of the 17th century, bridging Northern Mannerism and the Baroque. The style was especially important and effective in silversmithing, but was also used in minor architectural ornamentation such as door and window reveals, picture frames, and a wide variety of the decorative arts. It uses softly flowing abstract shapes in relief, sometimes asymmetrical, whose resemblance to the side view of the human ear gives it its name, or at least its "undulating, slithery and boneless forms occasionally carry a suggestion of the inside of an ear or a conch shell". It is often associated with stylized marine animal forms, or ambiguous masks and shapes that might be such, which seem to emerge from the rippling, fluid background, as if the silver remained in its molten state.

In some other European languages the style is covered by the local equivalent of the term cartilage baroque, so called because the forms may resemble cartilage (e.g. Knorpelbarock in German, bruskbarokk in Norwegian, bruskbarok in Danish). But these terms may be rather widely and vaguely applied to a bewildering range of styles of Northern Mannerist and Baroque ornament. In Dutch a "dolphin and mollusk" style is mentioned.
 
wikipedia
 
 
Adam van Vianen, Constighe Modellen


Johannes Lutma,  Detail van een schaal, 1653.

 
Lutma

 
Lutma, Detail of brass choir-screen, Nieuwe Kerk, Amsterdam

Nota. - Surreal aufgefasster Antoní Gaudí, möchte man sagen: aber in ganz kleiner Form und gar nicht genialisch gemeint - ein Vierteljahrtausend zuvor.
JE


 

Donnerstag, 19. Juli 2018

Der Grund des Ästhetischen ist das Staunen.

lomboki

Ist einmal das Auffassen nicht möglich, so entsteht ein Staunen, welches der Grund des Erhabenen ist.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 57


Nota. - Bei Kant kam das Erhabene etwas verlegen hinter dem Schönen hergehinkt, Schelling stellte es gleich- berechtigt an seine Seite, und bei den Modernen, heißt es seit Adorno, träte es geradezu an seine Stelle. - Da ist was dran, und wenn man das Ästhetische nicht auffasst als etwas, das immer gegeben war, sondern als etwas, das immer erst werden muss, dann könnte man obige Fichte-Stelle als Grund-Satz für eine Theorie der Ästhe- tik ansehen: im Unterschied nämlich zu einer Theorie des Wissens.

PS. - Dass den Römern der Satz Nil admirari als maßgebende Lebensweisheit galt, weist darauf hin, wieso sie in ästhetischen Dingen nie aus dem Schatten der Griechen heraustreten konnten.

PPS. - Könnte man nicht der Charakter einer Nation danach beurteilen, ob ihre Sprache für das Staunen ein treffendes Wort hat?

PPPS. - ...und verstünde man besser, warum Joh. Fr. Herbart ausgerechnet die 'ästhetische Darstellung der Welt' für die eigentlichste Angelegenheit der Pädagogik nehmen konnte.

PPPPS. - Und schließlich wäre auch der Anfang aller Philosophie ein ästhetischer (und die Römer konnten ihn nie finden).

31. 8. 15


Admirari - daher kommt frz. admirer - bewundern. Es ist die elementare Gemütsbewegung eines Menschen, in dessen Wahr- nehmung etwas aus der Selbstverständlichkeit herausspringt - und dadurch zu einem Etwas über- haupt erst wird, das sich vom Einerlei des Selbstverständlichen unterscheiden lässt. 

Wir stellen uns einen Hominiden vor, der zum erstenmal seine Urwaldnische verlässt. Dort war alles an seinem Platz, jetzt ist die Welt ein Chaos, das so ununterscheidbar ist wie die selbstverständliche Umwelt zuvor; unter- scheidbar sind allenfalls die Etwasse, die die Erinnerungsspur des Urwalds an sich tragen und auf einmal Er- heblichkeit gewinnen: "Ach, das war das!" Es ist der Ur-Sprung des Geistes: das Entstehen einer Bedeutung  für mich. Das ist allerdings ein Wunder, une merveille, a marvel

Unbestimmt, bestimmbar waren die selbstverständliche Urwaldnische und das ursprüngliche Chaos der offenen Welt. Das bestaunte Wunderding ist indessen vor-bestimmt: als zu-bestimmen durch mich.

Bis hierher ist noch kein Anlass, ästhetisch-Sinnliches von kognitiv-Logischem zu unterscheiden. Das wird erst nöitg in dem Fall, wo ein Zubestimmendes sich meinem Bestimmenwollen dauerhaft widersetzt. Dass es da ist, können meines Sinne nicht bezweifeln, doch was es ist, kann meine Intelligenz nicht feststellen. Und wieder muss ich mich wundern, vorm Hintergrund alles mehr oder minder Bestimmten; ein Wundern zweiten Grades: das ästhetische Erleben. Ob ich das, was bewundert wird, das Schöne oder das Erhabene nenne, ist offenbar nur eine Frage des Zeitgeschmacks.

Das ist eine Märchenerzählung?

Genau! Der Sinn einer Geschichte ist nicht die Geschichte selbst, sondern eine andere Geschichte.

18. 7. 18 



Sonntag, 15. Juli 2018

Ist Musikalität angeboren oder erworben?

aus Die Presse, Wien, 14.07.2018

Ist Musikalität angeboren?
Ist hohe Musikalität angeboren oder anerzogen? Kanadische Forscher nahmen nun einen neuen Anlauf zur Beantwortung dieser alten Frage – mit einem interessanten Ergebnis.

von

Warum haben manche Menschen besondere musikalische Fähigkeiten und andere nicht? Ist dafür eine angeborene Begabung hauptverantwortlich? Oder sind Höchstleistungen eher das Ergebnis einer guten Ausbildung und fleißigen Übens? Diese Debatte um Anlage versus Umwelt – im Englischen griffig als „nature vs. nurture“ bezeichnet – wird seit Langem hitzig geführt. Die vielen Studien zum Thema ergeben keine klare Antwort. Sogar vergleichende Untersuchun- gen an Zwillingen zeigten kein einheitliches Bild. 


Psychologen und Musikwissenschaftler der University of Toronto haben nun einen anderen Zugang zur Musikalität ver- sucht, der das Problem elegant umschifft. Sie konzentrieren sich stattdessen auf die „musikalische Kompetenz“, die sie durch die Leistungen bei einem einfachen Test definieren: Den Probanden wurden zwei Abfolgen von Tönen bzw. Rhyth- men vorgespielt, sie mussten entscheiden, ob die beiden identisch waren oder ob es Unterschiede gab. Das haben sie bei 84 Studenten getestet – die zudem auf andere psychologische und kognitive Parameter hin überprüft wurden und von denen überdies sozioökonomische Faktoren (etwa Bildung und Einkommen der Eltern) und deren Musikausbildung erhoben wurden. 
 
Die Ergebnisse waren überraschend eindeutig: Die musikalische Kompetenz war bei jenen Studenten höher, die über eine gewisse musikalische Ausbildung verfügten. Aber als noch wichtiger erwies sich die Kombination von drei nicht-musika- lischen Faktoren: der Offenheit der Persönlichkeit, der sozioökonomischen Lage und der allgemeinen kognitiven Leis- tungsfähigkeit – v. a. nonverbale Intelligenz und Kurzzeitgedächtnis (Scientific Reports, 15. 6.). Noch überraschender war, dass die Intelligenz auch für sich gesehen wichtiger war als eine etwaige musikalische Vorbildung. 
 
Man kann sich jetzt natürlich fragen, ob diese erklärenden Faktoren eher angeboren oder erworben sind. Bei der Intelli- genz gibt es eine starke genetische Komponente, ebenso bei der Persönlichkeitsstruktur. Weniger klar ist das hingegen beim sozioökonomischen Status. Wer also aus der Studie der kanadischen Forscher eine Antwort auf das alte Problem gewinnen will, wird erneut enttäuscht. 
 
Für die Praxis ist das freilich nur mäßig relevant: Wer Freude an Musik verspürt, der soll doch bitte musizieren. Und wer seine musikalischen Fähigkeiten verbessern will, dem bleibt nichts anderes übrig als fleißig zu üben. 


Nota I. - Wichtiger als die Frage, wieviel angeboren ist erworben und wieviel erworben ist, ist das Erscheinen eines offenbar engen Verhältnisses zwischen Musikalität und Intelligenz. Es drängt sich nämlich die Anschlussfrage auf, ob sie nicht Fleisch vom selben Fleisch und Blut vom selben Blut sind - und dass ihr Unterschied lediglich darin besteht, auf welchem Feld, an welche Aufgabe und welchen Gegenstand sie verwendet werden. Dann mag der Unterschied immer noch sei's im Gegenstand, sei's in der Absicht des Subjekt liegen; aber die Vorstellung von zwei autonomen 'Trieben' oder 'Vermögen' wäre abgetan.

Dass auf das Üben, nämlich das Ausüben nicht zu verzichten ist, gilt unter der Annahme der Erworbenheit ebenso wie unter deer des Angeborenseins; eben nur mal mehr, mal weniger. Und dass man schlechterdings nicht wissen kann, wie- viel im Einzelnen, besagt nur, was die Lebenserfahrung schon immer gelehrt hat: Es ist alles relativ, man muss eben versuchen, das Beste draus zu machen. (Und Übertreiben bringt gar nichts.)

Nota II. - Ob Sie's glauben oder nicht - Katzen haben tatsächlich ein Faible für den Klang des Klaviers.
JE



Sonntag, 8. Juli 2018

Angelika Kauffmann in Wörlitz .


aus Tagesspiegel.de,

Diese Königin der Kunst 
Ein Ereignis: In Wörlitz sind „Unbekannte Schätze“ der klassizistischen Malerin Angelika Kauffmann zu entdecken. 

von
Sie war die berühmteste Künstlerin im Europa des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts, ja, die Erfolgsgeschichte von Angelika Kauffmann ist die vielleicht ungewöhnlichste einer Weltkunsthistorie, die Frauen fast nur als Geliebte, Modelle und Dienerinnen der malenden oder bildhauenden Mannsbilder kennt. Sogar bis heute werden Werke männlicher Künstler auf dem internationalen Kunstmarkt im Zweifel höher gehandelt als Produktionen von Frauenhand.

In der Spätrenaissance gab es die epochale und dennoch nur intimeren Kunstkennern wirklich vertraute Italienerin Sofonisba Anguissola. Dann klaffte im öffentlichen Bewusstsein wohl eine Lücke. Bis die im schweizerischen Chur geborene, familiär jedoch im Vorarlberg östlich des Bodensees beheimatete Angelika Kauffmann (1741 – 1807) kam.

 St. Peter, links, und St. Paul, beide 1758

Schon als junges Mädchen war sie ihrem Vater mit ihrem zeichnerischen Talent aufgefallen. Angelika reiste zur weiteren Ausbildung früh nach Italien und England, wo sie in London ab 1766 mit 25 Jahren ein eigenes Atelier betrieb: vom königlichen Hof mit Aufträgen bedacht und als Miterneuerin der britischen Historienmalerei 1768 eine von zwei Frauen unter den 22 Gründungsmitgliedern der Royal Academy. Später wurde Kauffmann noch von den Akademien in Bologna, Florenz, Rom und Venedig aufgenommen und alsbald von London bis Neapel zum oft auch von männlichen Konkurrenten beargwöhnten Star der Szene. Herder, der sie wie Goethe in Rom besuchte, nannte Kauffmann 1789, im Jahr der Französischen Revolution, „diese zarte Seele“, eine „liebe Madonna“ – und „vielleicht die kultivierteste Frau in Europa“.

 Winckelmann

Die zarte Seele, die eine allgemein bewunderte Bibliothek besaß und in deren Salon in Rom neben dem Italien-Reisenden Goethe oder dem Dichter Karl Philipp Moritz auch die Malerfreunde Philipp Hackert und Tischbein verkehrten, war zudem eine emanzipierte Kauffrau. Die Künstlerin und Networkerin mit Auftraggebern in ganz Europa darf als damals wohl reichste Frau gelten, die allein von ihrer Hände und ihres Geistes Arbeit lebte.

Seit diesem Wochenende wird Angelika Kauffmann nun mit zahlreichen zum Teil noch nie öffentlich gezeigten Gemälden und Druckgraphiken in einer außergewöhnlichen Ausstellung im „Luisium“, dem einstigen Wohnhaus der Fürstin Louise von Anhalt-Dessau, direkt neben dem Schloss im Park des Wörlitzer Garten- und Wasserreichs präsentiert. Ein Ereignis, eine gute Fahrstunde von Berlin.

Vor zwanzig Jahren gab es zuletzt eine größere Kauffmann-Schau, damals in Düsseldorf und München. Seitdem wurden manche verschollen geglaubte Werke der Künstlerin wiederentdeckt oder durch Zu- oder Abschreibungen der Authentizität neu bewertet. Eine maßgebliche Rolle spielt dabei die Kunsthistorikerin Bettina Baumgärtel, Leiterin der Gemäldegalerie im Museum Kunstpalast in Düsseldorf und dort verantwortlich für das „Angelika Kauffmann Research Project“, das an einem Werkverzeichnis der in Rom begrabenen, dort auch im Pantheon gewürdigten Künstlerin arbeitet.

Lady Elizabeth Foster 1785
 

90 der 150 Gemälde stammen von einem ungenannten Sammler

Baumgärtel schätzt das gesamte Oeuvre Angelika Kauffmanns auf etwa 2500 Werke, davon gut 800 Ölbildnisse. Doch vieles gilt als verschollen, selten tauchen noch Originale im Kunsthandel auf und müssen, wie Baumgärtel sagt, in den letzten Jahren vermehrt von Kopien und Fälschungen geschieden werden. Die Düsseldorfer Kunsthistorikerin ist nun Kuratorin der Wörlitzer Ausstellung, die 2019 ans Vorarlberg Museum Bregenz weiterzieht und zugleich wohl eine Basis bedeutet für eine von Baumgärtel kuratierte Werkschau 2020 in London.

Das Besondere in Wörlitz: Ein lieber ungenannter österreichischer Sammler (gleichfalls aus dem Vorarlberger Raum), der in den letzten fünfundzwanzig Jahren die weltweit größte private Kollektion von Werken und Dokumenten Angelika Kauffmanns aufgebaut hat, er ist auch ein Liebhaber von Wörlitz: dieses zur Zeit der Aufklärung und eines neuen europäischen Kulturbewusstseins dank der Fürstin Louise und ihres kunstsinnigen wie sozialpolitisch engagierten Ehemanns Leopold III. zu einem Juwel gewordenen Schloss- und Gartenreichs. Louise war eine Freundin und Förderin Angelikas, sie saß ihr in Rom als Bildungsreisende Modell – und ihr so entstandenes Porträt gehört in Wörlitz zum festen Bestand.

Goethe

Der erwähnte ungenannte Sammler indes hat zusammen mit Familienmitgliedern für die im doppeltem Plural „Unbekannte Schätze aus Vorarlberger Privatsammlungen“ annoncierte Ausstellung etwa 90 von knapp 150 Exponaten zur Verfügung gestellt. Fast alle werden zum ersten Mal gezeigt. Dazu gehören außer etlichen Ölbildern auch eine Mehrzahl der oft kopierten und variierten, im Original aber nur vierzig überlieferten Radierungen mitsamt einer hier ausgelegten Radiernadel aus Kauffmanns Besitz. Oder als Dokumente Briefmanuskripte der Künstlerin und eine zu Lebzeiten gefertigte Abschrift ihres Testaments. Die Erfolgreiche hatte ihre eigene Sammlung (zu der auch ein Leonardo gehörte) sowie weitere Preziosen großzügig an ärmere Verwandte, Freunde und Bedürftige vermacht. Kauffmann selbst, die in jungen Jahren einem Heiratsschwindler aufgesessen war und, schnell geschieden, sich erst als Enddreißigerin mit dem 14 Jahre älteren venezianischen Maler Antonio Zucchi in einem Zweckbündnis vermählte, hatte keine eigenen Kinder. Und wie schon ihr Künstler-Vater erkannte auch Zucchi das überlegene Talent Angelikas an, er verstand sich vornehmlich als Gehilfe, der für die Gattin sogar als Buchhalter tätig war. Damals ein höchst ungewöhnlicher Fall.

Eigentlich ist Angelika Kauffmanns Leben und Werk, anders als bei manchen späteren Schwestern im Künstlerinnengeist – ob Camille Claudel, Paula Modersohn-Becker oder Frida Kahlo – eine ganz ungebrochene Erfolgsgeschichte. Doch nicht nur Goethe hat bei seiner Freundin auf Augenhöhe auch den Schatten der Melancholie wahrgenommen.


Selbst, 1770-75

Schon beim Entree der im Obergeschoss des (noch auf Jahre hinaus sonst wegen Sanierung geschlossenen) Luisiums beginnenden Ausstellung begegnet man der leisen Schwermut vor allem vieler Frauengestalten. Kauffmann stellt sie sehr häufig mit leicht geneigtem, ins Profil gewendeten Kopf dar und fast immer nur mit dem berühmten Halblächeln, das seit „Mona Lisas“ Zeiten Porträts gerne in einer geheimnisvollen Schwebe hält. Bei Kauffmann, die natürlich Botticelli, Raffael und auch Rembrandt studiert hat, paart sich die weichzeichnende Empfindung mit dem beseelten Blick, selbst auf Körper. Ein Schmelz, der nur selten, wie bei einem halbnackten Blütenmädchen („Flora“) aus der Vorarlberger Sammlung, auch ins leicht Süßliche gleitet.

Weitere Leihgaben aus London, Wien und Berlin

Man erkennt den Barock und Klassizismus in der eigenen schwebenden Eleganz verbindenden Kauffmann-Touch sogleich bei einem Hauptwerk, „Amor und Psyche“, in dem eigentlich zwei feminine Körper, Gesichter, Seelen einander zu trösten scheinen. Das Meisterwerk von 1792, das hier ursprünglich im Schlafzimmer der Fürstin Louise hing (den Rahmen zimmerte der Kollege Tischbein persönlich), es wurde in den 1980er Jahren von Erben des Hauses Anhalt-Dessau in die Schweiz verkauft. Das wäre heute unter dem neuen Kulturgutschutzgesetz kaum noch möglich. Jetzt ist es vom Kunsthaus Zürich erstmals seit zehn Jahren wieder ausgeliehen worden.

Joshua Reynolds

Die in Zusammenarbeit auch mit dem Kauffmann-Museum im idyllischen Schwarzenberg im Bregenzer Wald zustande gekommen Schau kann darüber hinaus mit weiteren Leihgaben prunken: aus London, Wien, aus einer finnischen Sammlung oder auch der Berliner Gemäldegalerie mit ihrer berühmten, aus weiblicher Perspektive so unspekulativ keuschen „Bacchantin“. Zu den Raritäten gehören in einem eigenen Raum für Kauffmanns Illustrationen literarischer Stoffe etwa zwei Entwurfzeichnungen in Sepia zu Goethes auf der Italienreise geschriebenem „Egmont“. Oder man sieht von der 17-jährigen Angelika ihre frühreifen Ölporträts der Apostel Petrus und Paulus aus der Zeit, in der sie mit ihrem Vater Johann Joseph Kauffmann bereits die Kirche im heimatlichen Schwarzenberg/Vorarlberg mit Fresken ausgemalt hatte.

Was zudem nicht fehlt, ist Angelika Kauffmanns letztes Gemälde „Schwanengesang“ und „Maria Magdalena in der Wüste“, 1807 in Rom kurz vor ihrem Tod gemalt und jetzt erstmals ausgestellt. Diese Königin der Kunst spiegelt sich in der Heiligen Sünderin, mit einem hellsichtig verdunkelten Blick zum Himmel.

Der Schauspieler David Garrick

Nota. -  Dies erklärt sowohl ihren großen Erfolg zu Lebzeiten als auch das rasche Vergessen nach ihrem Tod: Sie traf viel zu genau den Geschmack ihrer Zeit. Rokoko-Klasssizismus, ja - aber mythische und Historienszenen wie das Kopfbild waren die seltene Ausnahme in ihrem Werk (oder nur in der Überlieferung?); die weit überwiegende Masse sind perfekte Porträts nach dem Vorbild des hier abgebildeten Joshus Reynolds; konventioneller gar als jener, der immerhin nicht verschmähte, seine Porträts mit profanen Landschaften auszustatten. Angelica Kauffmann bevorzugt immmernoch stereotype Ideallandschaften. Und Genreszenen oder Rustikales kommen bei ihr schon gar nicht in Frage. Als sich der Geschmack Europas weiterentwickelt hatte, fanden nicht einmal mehr die Kunsthistoriker etwas an ihrem Werk, das sie als etwas wenigstens formal Besonderes herausstellen konnten.

Dies kann ich mir zum Schluss nicht verkneifen: Selbst von Seiten der üblichen Verdächtigen habe ich bis heute nicht gehört, dass sie habe "kämpfen müssen", weil sie "eine Frau" war. Das hat ganz offenbar ihrem Erfolg in keinem Moment entgegengestanden; vielleicht trifft sogar das Gegenteil zu.
JE

 Bildnis eine Lady als Vestalin

Donnerstag, 5. Juli 2018

Das Kunstwerk Michael Jackson.

Yan Pei-Ming, In Memory of Michael Jackson 1958–2009
aus derStandard.at, 3. Juli 2018, 19:42

Michael Jackson: 
Wie der King of Pop die bildende Kunst inspirierte
"Michael Jackson: On the wall" heißt die aktuelle Ausstellung in London, die Kunstwerke zeigt, die von der Popikone beeinflusst wurden

London – Dass Michael Jackson nicht nur viele Musiker, Tänzer und Modemacher maßgeblich mit seiner Kunst beeinflusste, zeigt eine Ausstellung in London, in der Werke bekannter bildender Künstler gezeigt werden, die sich vom King of Pop ebenfalls inspirieren ließen.


Andy Warhol

Seit sich Andy Warhol des Sujets "Michael Jackson" im Jahr 1982 erstmals angenommen hatte, entwickelte sich der Sänger zu einer der meistabgebildeten kulturellen Figuren in der bildenden Kunst. Viele weitere Künstler ließen die Popikone auch in ihre Arbeit einfließen. 

Keith Haring

Die Londoner Ausstellung "Michael Jackson: On The Wall" bringt nun die Kunstwerke von mehr als 40 bildenden Künstlern aus aller Welt zusammen. Kuratiert vom Chef der National Portrait Gallery in London, Nicholas Cullinan, wurde sie zeitlich rund um ein Jubiläum angelegt. Michael Jackson wäre am 29. August dieses Jahres 60 Jahre alt geworden. Die Ausstellung läuft noch bis 21. Oktober 2018. (red.)

"Michael Jackson: On The Wall" Bis 21. Oktober 2018 

Michael Lee Bush,.Michael Jackson's dinner jacket

Link National Portrait Gallery

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