aus Die Presse, Wien, 14.07.2018
Ist Musikalität angeboren?
Ist hohe Musikalität angeboren oder anerzogen? Kanadische Forscher nahmen nun einen neuen Anlauf zur Beantwortung dieser alten Frage – mit einem interessanten Ergebnis.
von Martin Kugler
Warum haben manche Menschen besondere musikalische Fähigkeiten und andere nicht? Ist dafür eine angeborene Begabung hauptverantwortlich? Oder sind Höchstleistungen eher das Ergebnis einer guten Ausbildung und fleißigen Übens? Diese Debatte um Anlage versus Umwelt – im Englischen griffig als „nature vs. nurture“ bezeichnet – wird seit Langem hitzig geführt. Die vielen Studien zum Thema ergeben keine klare Antwort. Sogar vergleichende Untersuchun- gen an Zwillingen zeigten kein einheitliches Bild.
Nota I. - Wichtiger als die Frage, wieviel angeboren ist erworben und wieviel erworben ist, ist das Erscheinen eines offenbar engen Verhältnisses zwischen Musikalität und Intelligenz. Es drängt sich nämlich die Anschlussfrage auf, ob sie nicht Fleisch vom selben Fleisch und Blut vom selben Blut sind - und dass ihr Unterschied lediglich darin besteht, auf welchem Feld, an welche Aufgabe und welchen Gegenstand sie verwendet werden. Dann mag der Unterschied immer noch sei's im Gegenstand, sei's in der Absicht des Subjekt liegen; aber die Vorstellung von zwei autonomen 'Trieben' oder 'Vermögen' wäre abgetan.
Dass auf das Üben, nämlich das Ausüben nicht zu verzichten ist, gilt unter der Annahme der Erworbenheit ebenso wie unter deer des Angeborenseins; eben nur mal mehr, mal weniger. Und dass man schlechterdings nicht wissen kann, wie- viel im Einzelnen, besagt nur, was die Lebenserfahrung schon immer gelehrt hat: Es ist alles relativ, man muss eben versuchen, das Beste draus zu machen. (Und Übertreiben bringt gar nichts.)
Nota II. - Ob Sie's glauben oder nicht - Katzen haben tatsächlich ein Faible für den Klang des Klaviers.
JE
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen