Mittwoch, 27. Juli 2016

Fürst Pücklers Landschaftsparks.

aus nzz.ch, 27.7.2016, 05:30 Uhr                        Muskauer Park, Blick vom Tempel auf den (nicht realisierten) Schlossentwurf von Schinkel

Landschaftsarchitekt Hermann von Pückler-Muskau
Die ganze Welt in einem Garten
Die Parkanlagen von Hermann von Pückler-Muskau warten darauf, neu entdeckt zu werden. Eine grosse Ausstellung in Bonn vergegenwärtigt nun Pücklers Auslegung der Landschaft als politisches Weltmodell.

von Bettina Maria Brosowsky

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands rückten einige halb vergessene Marksteine der Gartengeschichte ins weltweite Bewusstsein. Das Gartenreich Dessau-Wörlitz, 1765 als erster Landschaftsgarten englischen Typs auf dem Kontinent begonnen, zählt seit 2000 zum Unesco-Weltkulturerbe. Der Park in Bad Muskau / Łęknica kam 2004 als gemeinsames polnisch-deutsches Vermächtnis hinzu. Bereits seit 1990, noch auf Antrag der DDR, ist die «Kulturlandschaft Potsdam und Berlin» Welterbe, in der Folge mehrfach um nun von innerdeutschen Grenzzäunen befreite Partien erweitert – etwa um den von Hermann von Pückler-Muskau gestalteten Park Babelsberg. ...

 
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Jochen Ebmeier 



Schlosspark Babelsberg

Muskau, Park und Dorf




'Capability' Brown, Stourhead Garden



Muskauer Park


Muskau, Park


Branitz, Blick über die Schmiedewiese zur Parkschmiede


Muskau, Pleasureground am Bad



Schloss Branitz

Alte Berliner Gerichtslaube, rekonsturiert im Babelsberger Park

Pücklers Gartenlandschaften sind bis zum 18. September in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn zu sehen. Katalog: € 39.95.


im Branitzer Park

Nota. - Das springt ins Auge, dass Pücklers Bild vom Park durch  Lancelot Brown geprägt ist. Während noch bei Lenné die 'empfindsame' Rokkoko-Vorstellung durchklingt, wo pittoresk geschlungene Wege auf immer neue 'Szenen' führen, mit Grotten und antiken Ruinen bestückt, herrscht bei Pückler die weite Sicht, die Wege schwingen in langen Bogen, einzelne große Bäume punktieren topologische Eigenheiten, weite Wiesen verschwinden in dunklem Wald, durch den sich stille Tümpel ziehen. Am besten hat der Gärtner seine Arbeit gemacht, wenn nirgends mehr die Spur einer menschlichen Hand zu sehen ist.

Durch den sentimentalen Garten geht man untergehakt zu zweit spazieren, geistreiche oder rührende Gespräche führend, bei jeder Wegbiegung A! und O! seufzend, während man die Parks von Brown und Pückler besser zu Pferd durchquert, wo es ein muss über Stock und Stein. Das wirkt in der Tat aristokratischer, aber aristokratisch in einer bürgerlich geprägten Welt, die von den Höflingen des Rokkoko noch gar nicht zur Kenntnis genommen worden war.

Lancelot Brown war sich wohl nicht bewusst, welche geschmackliche Revolution er still und leise ausgelöst hatte, er kam sich nicht als Neuerer vor, sondern wie der treue Schüler seines Meisters William Kent. Seine ästhetische Umdeutung der Gartenkust mochte ihm als rein pragmatische Konzession an die Erfordernisse des Alltags erschienen sein. Denn er war so erfolgreich, dass er sich bei der Masse der Aufträge nicht mehr so recht um schnucklige Details kümmern konnte, so dass die große, klare Linie sich schon aus Gründen der Zeitökonomie aufdrängte. Und die Anwesen, die er zu gestalten hatte, wurden immer größer... 

Man mag es so verstehen: Für die veränderten Bedürfnisse seiner erlauchten Kundschaft war er der richtige Mann, sein eigener Geschmack hat ihn immer weiter auf die Bahn des Erfolgs gelenkt.

Vielsagend übrigens, woher sein Spitzname Capability stammt: Während seine Vorgänger noch Zeit und Muße für große Erdarbeiten hatten, Hügel hier abtrugen, um sie dort wieder aufzurichten, musste er in einer gegebenen Landschaften nach deren capability Ausschau halten, sich künstlerisch überformen zu lassen - und so führte er das Wort stets im Mund. Es ist wirklich ein künstlerisches Programm.
JE








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