Dienstag, 8. November 2016

Säulen der Zerstörung.

aus Der Standard, Wien, 6. November 2016, 18:50                                  Säulen der Schöpfung;foto: reuters/nasa/esa/hubble heritage team
  
Astronomen stoßen auf die "Säulen der Zerstörung" 

Heidelberg – Die sogenannten "Säulen der Schöpfung" [s. o.] sind eines der berühmtesten astronomischen Motive überhaupt: Sie gehen auf durch Falschfarbendarstellung besonders spektakulär gemachte Aufnahmen des Hubble-Teleskops zurück und zeigen interstellare Gas- und Staubmassen im 7.000 Lichtjahre entfernten Adlernebel. "Schöpfung" deshalb, weil diese Formation gerade dabei ist, neue Sterne hervorzubringen.

Von einem Gegenstück, den "Säulen der Zerstörung", berichtet nun das Max-Planck-Institut für Astronomie. Wieder handelt es sich um Ansammlungen von Gas und Staub – diese befinden sich im annähernd gleich weit entfernten Carinanebel (NGC 3372). Der Spitzname soll aber kein bloßes Wortspiel sein, sondern verweist auf den astronomischen Hintergrund der Formation.
foto: eso/a. mcleod

Hier prangen die "Säulen der Zerstörung".
 
Die Bilder entstanden mit dem MUSE-Instrument am Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte (ESO) und wurden von einem internationalen Astronomenteam unter der Leitung von Anna McLeod ausgewertet. MUSE kann tausende von Bildern des Nebels zur selben Zeit erstellen, jedes in einem anderen Wellenlängenbereich. Das ermöglicht es Astronomen, die chemischen und physikalischen Eigenschaften der Materie an verschiedenen Orten im Nebel herauszuarbeiten.
 
Laut dem Max-Planck-Institut für Astronomie wurden insgesamt zehn Säulen beobachtet, wobei eine klare Verbindung zwischen der emittierten Strahlung von nahen massereichen Sternen und den Eigenschaften der Säulen selbst festgestellt werden konnte. Die Wolken bringen massereiche Sterne hervor, werden durch diese aber zunehmend zerstört. Solche massereichen Sterne senden enorme Mengen ionisierender Strahlung aus – Strahlung mit genug Energie, um Elektronen aus Atomen zu lösen.
 
Werden und Vergehen
 
Das Astronomenteam analysierte die Auswirkung dieser energiereichen Strahlung auf die Säulen: Das Gas wird ionisiert und dann zerstreut, ein Prozess, der als Photoevaporation bezeichnet wird. Indem sie die Folgen der Photoevaporation inklusive des Massenverlusts der Säulen untersuchten, konnten die Forscher die Ursache ausmachen. Es gab einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Menge ionisierter Strahlung, die von nahen Sternen emittiert wird, und der zunehmenden Auflösung der Säulen.
 
Bislang wird der komplexe Rückkopplungseffekt zwischen den Sternen und den Säulen allerdings nur wenig verstanden. Zwar scheint es so, als seien die Säulen sehr dicht, doch trifft das für die Wolken aus Staub und Gas, aus denen Nebel bestehen, nicht zu. Möglicherweise bewirken die Strahlung und Sternwinde der massereichen Sterne tatsächlich, dass sich dichtere Orte innerhalb der Säule bilden, in denen dann Sterne entstehen können. (red, 6. 11. 2016)




Nota. - A propos "Falschfarben": Es gibt gar keine richtigen Farben dazu. Das spielt sich in Wellenbereichen ab, die für unsere Augen nicht sichtbar sind. Wie das "wirklich aussieht", ist eine falsche Frage: Es 'sieht' gar nicht 'aus'. Wie es aussieht ist aber, was mich daran am meisten interessiert. Von Astronomie verstehe ich ja nichts, Augen habe ich aber, und die sehen, wenn sonst nichts, immerhin das Ästhetische.
JE  


 
Astronomen stoßen auf die "Säulen der Zerstörung" 6. November 2016, 18:50 9 Postings Vergängliche Schönheit: Formation aus Gas und Staub im Carinanebel bringt neue Sterne hervor, deren Strahlung zerstörerische Wirkung hat foto: reuters/nasa/esa/hubble heritage team Die "Säulen der Schöpfung". Heidelberg – Die sogenannten "Säulen der Schöpfung" sind eines der berühmtesten astronomischen Motive überhaupt: Sie gehen auf durch Falschfarbendarstellung besonders spektakulär gemachte Aufnahmen des Hubble-Teleskops zurück und zeigen interstellare Gas- und Staubmassen im 7.000 Lichtjahre entfernten Adlernebel. "Schöpfung" deshalb, weil diese Formation gerade dabei ist, neue Sterne hervorzubringen. Von einem Gegenstück, den "Säulen der Zerstörung", berichtet nun das Max-Planck-Institut für Astronomie. Wieder handelt es sich um Ansammlungen von Gas und Staub – diese befinden sich im annähernd gleich weit entfernten Carinanebel (NGC 3372). Der Spitzname soll aber kein bloßes Wortspiel sein, sondern verweist auf den astronomischen Hintergrund der Formation. foto: eso/a. mcleod Hier prangen die "Säulen der Zerstörung". Die Bilder entstanden mit dem MUSE-Instrument am Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte (ESO) und wurden von einem internationalen Astronomenteam unter der Leitung von Anna McLeod ausgewertet. MUSE kann tausende von Bildern des Nebels zur selben Zeit erstellen, jedes in einem anderen Wellenlängenbereich. Das ermöglicht es Astronomen, die chemischen und physikalischen Eigenschaften der Materie an verschiedenen Orten im Nebel herauszuarbeiten. Laut dem Max-Planck-Institut für Astronomie wurden insgesamt zehn Säulen beobachtet, wobei eine klare Verbindung zwischen der emittierten Strahlung von nahen massereichen Sternen und den Eigenschaften der Säulen selbst festgestellt werden konnte. Die Wolken bringen massereiche Sterne hervor, werden durch diese aber zunehmend zerstört. Solche massereichen Sterne senden enorme Mengen ionisierender Strahlung aus – Strahlung mit genug Energie, um Elektronen aus Atomen zu lösen. Werden und Vergehen Das Astronomenteam analysierte die Auswirkung dieser energiereichen Strahlung auf die Säulen: Das Gas wird ionisiert und dann zerstreut, ein Prozess, der als Photoevaporation bezeichnet wird. Indem sie die Folgen der Photoevaporation inklusive des Massenverlusts der Säulen untersuchten, konnten die Forscher die Ursache ausmachen. Es gab einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Menge ionisierter Strahlung, die von nahen Sternen emittiert wird, und der zunehmenden Auflösung der Säulen. Bislang wird der komplexe Rückkopplungseffekt zwischen den Sternen und den Säulen allerdings nur wenig verstanden. Zwar scheint es so, als seien die Säulen sehr dicht, doch trifft das für die Wolken aus Staub und Gas, aus denen Nebel bestehen, nicht zu. Möglicherweise bewirken die Strahlung und Sternwinde der massereichen Sterne tatsächlich, dass sich dichtere Orte innerhalb der Säule bilden, in denen dann Sterne entstehen können. (red, 6. 11. 2016) Link Monthly Notices of the Royal Astronomical Society: "Connecting the dots: a correlation between ionising radiation and cloud mass-loss rate traced by optical integral field spectroscopy" - derstandard.at/2000046849343/Astronomen-stossen-auf-die-Saeulen-der-Zerstoerung

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