Donnerstag, 5. Oktober 2017

Giotto.


aus art-magazin                                                                                  Thronende Muttergottes mit dem Kind (Polittico di Bologna) 1332/34
 
Bei Giotto zappelt Jesus 
Als Hirtenjunge brachte er sich das Zeichnen bei, nur durch Zufall wurde sein Talent entdeckt. Heute gilt er als großer Erneuerer der Malerei im Mittelalter und Wegbereiter der Renaissance. Eine Mailänder Ausstellung zeigt jetzt die faszinierenden Meisterwerke von Giotto.

Kinder in Italien begegnen dem Wegbereiter der Renaissance früh: Buntstifte der Marke "Giotto" gehören zur Grundausrüstung der Erstklässler. Auf der Pappschachtel ist eine Schlüsselszene der Kunstgeschichte gezeigt, wie sie der Künstlerbiograf Giorgio Vasari beschreibt: Der zehnjährige Hirte Giotto zeichnete mit einem spitzen Stein naturgetreu ein Schaf, "was ihn niemand gelehrt hatte".

Guglielmo Lange, Giotto lernt zeichnen

Zufällig kam der Maler Cimabue vorbei. Er nahm das Wunderkind als Lehrling in seiner Werkstatt auf, um bald im Schatten des Knaben zu stehen. Noch heute rätseln Wissenschaftler, wie es einem Schafhirten gelingen konnte, die bis ans Ende des 13. Jahrhunderts byzantinisch starre Malerei aus dem Nichts zu erneuern.

 Cimabue
Der Bann ist gebrochen

Von 1328 bis 1334 lebte Giotto am Königshof in Neapel und wurde nach der Rückkehr nach Florenz zum Dombaumeister berufen. Berühmt wurde er vor allem mit der Ausmalung der Franziskuskirche in Assisi und den Fresken der Scrovegni-Kapelle in Padua. Erhalten blieb auch eine Reihe von Werken der Tafelmalerei.

Aus dem Leben des hl. Franziskus, Assisi

13 der kostbaren, mit Tempera auf Holz gemalten Stücke sind jetzt in Mailand in einer Ausstellung zu sehen, die im Rahmen der Expo einen Blick in die Schatzkiste Italiens erlaubt. Allein die Altarwerke machen die Schau zum Ereignis.

Scrovegni-Kapelle, Padua

Aus der Florentiner Kirche Santa Croce kommt das Baroncelli-Polyptychon nach Mailand. Ein weiteres Mehrtafelbild hatte Giotto 1320 im Auftrag des Kardinals Stefaneschi in Rom gemalt und den Besteller zweimal porträtiert: kniend vor Christus und vor Petrus. Damit war der Maler einer der Ersten, der das Stifterbild in die Kunst einführte. Die Pinakothek in Bologna bereichert die Schau mit einem "polittico" von 1332/34. Giotto malte auf Goldgrund, seine Madonna trägt das teure Ultramarinblau. Der Bann zur neuzeitlichen Malerei ist hier motivisch gebrochen: Maria muss das zappelige Kind, das sich an den Ausschnitt ihres Kleids klammert, am Bein festhalten.

Stefaneschi Triptychon, 1330 

Nota. - Ich glaube, es gab in der Geschichte nur zwei Maler, nach denen buchstäblich 'keiner mehr malen konnte wie zuvor'; das waren Caravaggio und Giotto.
JE 


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