alphalernen
In der Neuen Zürcher berichtete Lena Stallmach am 20. Januar über neue Studien über geringe Fähigkeit von Angehörigen hochzivilisierter Länder, Gerüche voneinander zu unterscheiden. Selbst so markante Aromen wie Zimt und Rose würden in der Hälfte der Fälle verfehlt.
...es hapert nicht nur bei der Identifikation von Gerüchen, sondern auch wenn es darum geht, einen Duft zu beschreiben. Dabei geraten Menschen in westlichen Ländern regelmässig ins Stottern: Es fehlen uns schlicht die Worte dafür. Bei Farben haben wir präzise Bezeichnungen wie rot oder grün, doch Gerüche beschreiben wir oft qualitativ (angenehm oder eklig), oder aber mit anderen bekannten Gerüchen, zum Beispiel «Es riecht nach Banane». Doch ist diese Wortlosigkeit kein generelles Phänomen, sondern kulturell bedingt. Denn es gibt durchaus Völker, die ein eigenes Vokabular für Gerüche besitzen und dieses sehr effizient zu verwenden wissen.
So
zeigten Forscher um Asifa Majid vom Max-Planck-Institut für
Psycholinguistik in Nijmegen, Niederlande, bereits vor vier Jahren, dass
eines dieser Völker Düfte ähnlich präzise beschreiben kann wie Farben.
Das Volk der Jahai lebt im Regenwald zwischen Thailand und Malaysia und
kennt 12 Wörter, die ausschliesslich für Gerüche verwendet werden. Mit
diesem Vokabular schaffen es die Jahai, alltägliche Düfte so zu
beschreiben, dass jeder von ihnen weiss, was gemeint ist.
Die
Forscher hatten die Jahai mit englischen Muttersprachlern verglichen. Jene konnten Farben genauer beschreiben als diese, versagten abeer bei den gerüchen völlig.
In einer neuen Studie untersuchten Majid und Nicole Kruspe von der Lund University in Schweden nun, ob die Fähigkeit, Gerüche präzise zu benennen, mit der Sprachfamilie, dem Leben im Regenwald oder der Tätigkeit als Jäger und Sammler zusammenhängt. Dafür verglichen sie zwei Volksgruppen aus dem gleichen Kultur- und Sprachkreis (Aslian) auf der Malaiischen Halbinsel. Die Semaq Beri bestreiten ihr Leben wie die früher untersuchten Jahai als Jäger und Sammler. Die Semelai kultivieren Reis auf gerodeten Flächen.
Es
zeigte sich, dass die Semaq Beri die getesteten Gerüche auch so präzise
beschrieben wie Farben. Doch die sesshaften Semelai hatten grosse Mühe
beim Beschreiben von Gerüchen, ähnlich wie englischsprechende Menschen.
Und dies, obwohl sie ähnliche Wörter für Gerüche kennen wie die Semaq
Beri. Wahrscheinlich hätten sie mit der sesshaften Lebensweise verlernt,
die Wörter korrekt anzuwenden, nimmt Majid an.
Die Fähigkeit, Gerüche zu beschreiben,
hänge offenbar mit den mit den Lebensumständen zusammen, sagt Thomas Hummel, Riechforscher
am Universitätsklinikum Dresden. In unsern Industriegesellschaften nämen wir Gerüche kaum noch bewusst whr und redeten auch nicht darüber.
Anders
die Völker der Semaq Beri und der Jahai. Sie reden häufig über Gerüche.
Diese spielten nicht nur bei der Nahrungsbeschaffung eine wichtige
Rolle, sondern auch im täglichen Zusammenleben, sagt Majid. So würden
die beiden Völker etwa glauben, dass jeder Mensch einen persönlichen
Geruch besitze und dass sich die Gerüche von verwandten Menschen nicht
mischen dürften, das werde nämlich als inzestuös angesehen.
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