Donnerstag, 4. Juni 2015

Kunst im Dritten Reich.



Ausstellung "Entartete Kunst", 1937Links vorn Lovis Corinth, Ecce homo
Eröffnung der Ausstellung "Entartete Kunst" in Berlin, 1938
Ausstellung "Entartete Kunst" in Berlin, 1938
Brunnenskulptur von Richard Haizmann
Eröffnung der Ausstellung "Entartete Kunst" in Berlin, 1938
ganz links Nolde, rechts in der Ecke Otto Mueller
Goebbels in der Ausstellung Entarte Kunst 1937; links ganz prominent: Emil Nolde.
Salzburg 1938 


Bilder aus der Ausstellung Entartete Kunst kennen Sie, man sieht allenthalben. Nicht öfter sieht man die offizielle Kunst im Dritten Reich. 'Ganz zu Recht, ist ja alles Mist." Ja, richtige Nazikunst ist wirklich reiner Mist. 'Es kann ja nicht alles Mist gewesen sein', denn richtige Nazis waren sie ja nicht alle. Und nicht einmal die Kunst von richtigen Nazis ist in jedem Fall Nazikunst, teste Nolde und Radziwill.

Tatsächlich waren die Grenzen zwischen deutscher und entarteter Kunst gar nicht klar gezogen, ob einer zu diesen oder zu jenen gezählt wurde, hing gelegentlich von persönlichen Zufällen ab, wirklich künstlerische und ästhetische Kriterien hatten sie natürlich nicht.

Zum Beispiel dieses Bild hier:

Ein bisschen neusachlich-expressionistisch, könnte von Karl Hofer sein. Es ist aber von Rudolf H. Eisenmenger, heißt Sinkende Nacht und hing wohl 1937 In der Großen Deutschen Kunstausstellung im Münchner Haus der Deutschen Kunst. Und es soll Fälle gegeben haben, wo Bilder von der einen in die andere Ausstellung verschoben wurden.

Hitler bei der Einweihung des Hauses der Deutschen Kunst, 1937Das ist Hitler bei der Eröffnung der ersten Großen Deutschen Kunstausstellung 1937. 
Hitler und Göring im Haus der Kunst, 1937 | Hitler and Goering at the House of Art, 1934Hier mit Göring und Gerdy Troost , der Witwe des 1934  verstorbenen Architekten Paul Ludwig Troost.
Paul Ludwig Troost vor dem Haus der Kunst
Paul Ludwig Troost entwarf das Haus der Deutschen Kunst für Hitler. Hier steht er  im September  1933  vor einem Modell.
Hier wird das Modell bei einem Festumzug durch München getragen.


Große Deutsche Kunstausstellung 1937 in München mit der Sieger-Skulptur von Ottmar Obermeier
1938. Figur links: Theodor Georgii, Speerwerfer. Bild: Ivo Saliger, Figurale Komposition. Figur rechts: Karl Schmidt-Dietfurt, Adler
1939. Figur links: Georg Müller, Arbeiter. Figur rechts: Hermann Joachim Pagels, Die Saat. Bild in der Mitte: Heinrich Linde-Walther, Hymnus an die Mutter.
1939. Figur links: Fritz Behn, Leopard. Gruppe rechts: Walter Hauschild, Diana mit Hund
1939. Die Bilder von links nach rechts: Elly Beetz, Reife Ernte, Erich von Perfall: Salmfischerei am Niederrhein, Karl Boehme, Biarritz und Karl O'Lynch of Town, Kleine Bucht. In der Tischmitte:  Albert Kraemer,  Grosse Pelikangruppe; rechts außen: Rudolf Oelzner, Zebu. 
1939. Figur links: Ottmar Obermaier, Jung-Deutschland, Figur Mittte links: Fritz Klimsch, Galatea

1939. Figur links: Otto Weissmüller, Weibliche Figur. Figur Mitte: Felix Pfeiffer, Genesung. Bilder von links: Johann Schult, Akt unterm Lampenlicht, Johann Schult, Ruhender Akt. Hans List, Frühling
1940 Figur links: Paul Eschert, Portalfigur. Figur Mitte: Paul Bronisch, Weibliche Monumentalfigur. Figur rechts: Adolf Wamper, Genius des Sieges.
1940 Figur links: Paul Eschert, Portalfigur. Figur Mitte: Paul Bronisch, Weibliche Monumentalfigur. Figur rechts: Adolf Wamper, Genius des Sieges.
1940. Links Harry Christlieb, Junge Elche. In der Mitte: Ernst Andreas Rauch, Adler
1940. Bild links: Otto Scheffels, Auf der Wacht. Bild rechts: Alwin Stützer, Zitadelle Modlin.
1940. Vorn links: Harry Christlieb, Elch. Bild Mitte rechts: Ferdinand Schebek, Leoparden. Bild rechts: Carl von Dombrowski, Brunfthirsch.

Eine weitere Ausstellung gab es nicht.

Fazit: nach dem, was man hier sieht, muss man gar nichts "neu bewerten". Das ist eine Mischung, die genauen Mengenverhältnisse lassen sich nach den paar Fotos nicht abschätzen. Da sind ein paar grundsolide figürlich-konservative Stücke, da ist gewöhnlicher Alltagskitsch, der es unter normalen Umständen nie bis in eine Ausstellung geschafft hätte, und da ist der echte Nazidreck à la Breker und Thurack. 

Ich glaube, das wird das letzte Wort bleiben: Neu zu bewerten ist da nichts, es ist eben nur nicht alles Nazikunst, was zwischen 1933 und 1945 gemacht wurde, jedenfalls nicht schon deswegen, weil es in einer Ausstellung gehangen hat. Bei wirklicher Nazikunst ist die Form nicht vom Motiv zu lösen, darum gibt es auch keine politisch-ästhetische Verwirrungen: Solange sie bei ihrer Malweise blieben, konnten Nolde und Naziwill* keine Nazikunst machen.

*) Für Mussolini hätte der allerdings Kunst machen können.


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