Montag, 13. Juni 2016

Jeder Mensch ein Künstler?


"Jeder Mensch ein Künstler!": Wenn das wäre, dann wäre kein Mensch ein Künstler. Dann gäbe es keine Kunst. Denn der Unterschied zwischen Kunst und Arbeit müsste dann entfallen. Arbeit ist subaltern: Sie unterliegt einem Zweck, wenn sie den nicht erfüllt, ist sie wertlos. Kunst ist Spiel: Sie hat keinen Zweck, sie geschieht um ihrer selbst willen. Idealiter; denn solange die Künstler vom Verkauf ihrer Werke leben müssen, mischt dieser Zweck sich immer störend ins Spiel der Kunst mit ein.

Vorausgesetzt ist: Kunst als gesellschaftliche Instanz, die ihren Angehörigen den Status Künstler verschafft, entstand im Gegensatz und als Gegensatz zur Arbeit; und solange Arbeit in der Ausführung fremdbestimmter Zwecke besteht, bleibt ihre Selbstständigkeit gerechtfertigt und gehört die Verteidigung ihre Autonomie zum Künstlertum dazu.

In einer Welt aber, wo die ausführenden und schließlich gar die die Ausführung planenden Tätigkeiten von klugen Maschinen besorgt werden, bliebe dem lebendigen Arbeiter nur das Entwerfen der Zwecke als Tätigkeitsbereich. Der Unterschied zum Spiel des Künstlers verblasst. Dann würden die verbleibenden Arbeiter wirklich ein bisschen zu Künstlern, während die große Masse, die dann keine Arbeit mehr hat, ihre Zeit ohnehin mit Spielen verbringen müsste. Kunst als besondere Instanz würde entfallen.


aus "Kreativwirtschaft" - ist das die Zukunft der Kunst?





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