Sonntag, 30. November 2014

Der Gegensatz zum Ästhetischen ist die Absicht.



Amy Weiskopf, Stillleben mit Uhr, 1986
Der bestimmte Gegensatz zum Ästhetischen ist die Absicht.

Beim Naturschönen beeindruckt vor allem, wenn es aussieht, "als hätte es einer mit Absicht gemacht" - wobei vorab bewusst ist, dass es überhaupt nicht "gemacht", sondern einfach nur da ist und... ist, wie es ist. Kommt der Eindruck, "als ob es wer mit Absicht gemacht hätte", an die bewusste Oberfläche, tritt beim Betrachter eine gewisse ironische Distanz ein. Bei Sonnenuntergängen, die aussehen, als hätte sie wer mit Absicht gemacht und feste auf die Tube gedrückt, kommt der Eindruck von Kitsch auf; Naturkitsch sozusagen.

Umgekehrt, bei einem Maler, der es schafft, dass ein Landschaftsstück so aussieht, als sei es ohne Absicht entstanden, tritt eben der Effekt des Naturschönen ein.

Thomas Girtin, The Tawe

Weshalb das Stillleben in ästhetischer Hinsicht ein engeres Genre ist als die Landschaft. Das 'ohne Absicht' ist vorstellbar nur im Zuge alltäglicher (häuslicher) Verrichtung, denn seine Gegenstände sind keine Naturdinge, sondern Zeug, und das dient einer Absicht. Ästhetisch kann es nur wirken, wenn die Anordnung der Gegenstände "so aussieht, als ob" sie durch den Zufall werktäglicher Routine zustande gekommen sei.  Das engt den Kreis möglicher Gegenstände ein und noch viel mehr den Kreis möglicher Arrangements.

"Ohne Absicht" ist überhaupt ein Synonym für das Naive. In naiver Darstellung kann Alles ästhetisch werden. (So bei Schiller?)

aus e. Notizbuch, 26. 10. 06
Caravaggio





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen