Sonntag, 30. August 2015

Was spricht gegen die Manier?













Zunächst einmal: Dass es sich der Künstler leicht macht, wenn er alles derselben Behandlung unterzieht, sei ihm gegönnt. Wenn er für seine Bilder wenig kriegt, muss er viele davon malen, damit es zum Leben reicht. Schaffenskrisen kann er sich da nicht leisten. Wenn seine Manier eine gelungene ist, soll er ruhig...

Aber ästhetisch ist es fatal. Wenn ihm sein Motiv - sei es gegenständlich, sei es 'abstrakt' - keine Probleme zu lösen gibt, weil die Manier alle Klippen schon vorab umrundet hat, wird sein Bild dem Auge nichts zu bieten haben; nichts jeden- falls, was es nicht schon gesehen hat, nichts, das ihm hineinsticht. Dann bleibt das Bild - wenn seine Manier eine gelun- gene war - rein dekorativ.

A propos: Was heißt gelungen? Na, unterm Strich heißt es wohl, dass es (einem breiten Publikum oder den Connois- seurs) gefällt. Dass es "Effekt macht". Und das weckt den Verdacht, dass es ihm genau darum ging, und das nennt man, wenn es sichtbar wird, Kitsch.

Wenn es aber ein Motiv gibt, auf das seine Manier absolut nicht passen will, dann lässt er es aus. So dass nach einer Weile seine Bilder auch motivisch eintönig wirken. Langweiliger Kitsch - schlimmer geht es nicht.

Alle obigen Bilder stammen von dem zeitgenössischen amerikanischen Landschaftsmaler David Grossmann. Um seine eigene Masche zu kreieren, hat er sich ja in der Geschichte umgesehen, man erkennt einen zum Schiele radikalisierten Klimt, aber natür- lich auch C. D. Friedrich, und auch die Farben des bretonischen Gauguin schimmern manchmal hindurch, und wer mehr kennt als ich, wird sicher noch mehr finden. Eine eigene Handschrift kommt so schon zustande, aber dass sie dem Auge bisher gefehlt hätte, kann man nicht behaupten. 

Es sei aber auch hinzugefügt: Nicht nur der darf Maler werden, der willens und fähig ist, Kunstgeschichte zu schreiben. Wer Talent hat und am Malen mehr Freude findet als an anderen Beschäftigungen und sich ansonsten damit zufrieden gibt, mit einem schönen Beruf seinen Lebensunterhalt zu verdienen, dem ist künstlerisch nichts vorzuwerfen - anders als manchem Neuerer, der Furore macht.




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