Mittwoch, 19. Oktober 2016

Nachtrag zu Twachtman: Abstraktion und Reduktion.



Ich habe die späten Bilder Twachtmans - ab etwa 1895 - wegen ihrer Farbigkeit mit den fauves verglichen. Das nehme ich zurück, es gilt nur für wenige Stücke. Und doch überwindet er den Tonalismus in eine moderne Richtung, gewissermaßen am Impressionismus vorbei; nicht durch Abstraktion, sondern durch ihr Gegenteil, Reduktion. Im Denken ist der Gegen- pol der Abstraktion die Reflexion, im Ästhetischen sieht die Abstraktion von aller Bedeutung ab, die Reduktion aber sieht von allem andern ab. Das, worin sich die Bedeutung verdichtet, wird herausgehoben, das Übrige verblasst. 

  

Eigenartigerweise ist die ästhetische Wirkung beider auf die Betrachter eine ähnliche: Die Kunst scheint zu sich selbst zu kommen. Nämlich dann, wenn als bedeutend nicht das gegenständlich-Thematische, sondern das Ästhetische selbst ange- sehen wird. Und dann ist die Reduktion der Abstraktion artistisch überlegen, weil sie an den Gegenständen auf deren schönen Schein absieht, statt sie einfach beiseite zu lassen; und das ist des Blickes würdiger.





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