Mittwoch, 8. April 2015

Das Ästhetische entsteht als Staunen.


Ich bin beschränkt in meinem Auffassen [durch meine Sinne]...
Ist einmal das Auffassen nicht möglich, so entsteht ein Staunen, welches der Grund des Erhabenen ist.
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 135f.

Nota. - Da ist meinem philosophischen Gewährsmann ganz nebenbei, an ganz unerwartetem Ort ein genialer Einblick in das Wesen des Ästhetischen unterlaufen. In einer Welt, die seit gut dreihundert Jahren zuerst und vordringlich als Raum meines Begreifens aufgefasst wird, ist es skandalös, wenn mich irgendetwas ganz verständnislos lässt. Es ist etwas, das nicht sein soll und von Rechts wegen eigentlich auch nicht sein dürfte. Wenn es doch da ist, ist das vielleicht schön, vielleicht schauerlich, aber auf jeden Fall etwas Außerordentliches.

Es ist seit Adorno eine Binsenwahrheit, dass sich seit der Romantik in der Kunst die Gewichte vom Schönen fort und hin zum (in diesem Sinn) Erhabenen verschoben haben, und Fichte konnte nicht ahnen, dass er das Geheimnis des Ästhetischen überhaupt ausgesprochen hat. Es ist das, was sich dem zwecksetzenden Verstand widersetzt, ihm ausweicht, ihm entzieht, ihn hintergeht. Es ist zuerst eine Befreiung. Es kann aber auch etwas Entsetzliches sein, auch das ist eine ästhetische Qualität, bevor es eine moralische wird. JE
Sa Vi


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