Mittwoch, 15. April 2015

Die Entdeckung des Raumes durch die griechischen Maler.

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Entdeckung des Raumes: Griechische Malerei und ihre Techniken 

Sonderausstellung in der Sammlung der Gipsabgüsse antiker Skulpturen – Eröffnung am 14. April 2015

(pug) Der Jagdfries von Vergina gehört zu bedeutendsten Zeugnissen antiker Malkunst. Seiner Rekonstruktion widmet sich eine Sonderausstellung in der Sammlung der Gipsabgüsse antiker Skulpturen der Universität Göttingen. Die Ausstellung wird am Dienstag, 14. April, um 18 Uhr im Archäologischen Institut am Nikolausberger Weg 15 im Hörsaal PH 12 eröffnet. Grußworte sprechen die Vizepräsidentin der Universität, Prof. Dr. Ruth Florack, und der Dekan der Philosophischen Fakultät, Prof. Dr. Johannes Bergemann. Die Studentin Doreen Spitzer und die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Ulrike Koch-Brinkmann, führen in das Thema ein.

Es war eine Sensation, als 1977 im nordgriechischen Vergina ein prachtvolles Kammergrab entdeckt wurde, dessen Fassade mit einer monumentalen Wandmalerei aus der Blütezeit der griechischen Malerei geschmückt war. Vieles spricht dafür, dass in diesem Grab der Makedonenkönig Philipp II., Vater Alexanders des Großen, bestattet war. Es zeigt den König und sein Gefolge bei der Jagd auf Löwen und andere wilde Tiere.

Ein Forscherteam unter der Leitung der Archäologin Dr. Ulrike Koch-Brinkmann hat das nur lückenhaft erhaltene Gemälde mit Hilfe moderner computergestützter Verfahren wieder lesbar gemacht. Zusammen mit Studierenden der Universität Göttingen entwickelte das Team die Ausstellung. Im Mittelpunkt steht eine Teilrekonstruktion des monumentalen Gemäldes im Maßstab 1:1 und eine elektronische Animation, die den räumlichen Aufbau der Komposition verdeutlicht. Zudem geht es um den historischen Kontext und stilbildende Techniken.

Bereits in der griechischen Antike, in der Epoche Platons und Alexanders des Großen, wurden revolutionäre maltechnische Neuerungen entwickelt: die perspektivische Verkürzung von Gegenständen, ihre Modellierung durch Schattierungen und Glanzlichter, die gestaffelte Anordnung der Figuren im Raum. Griechische und römische Schriftquellen nennen viele Namen berühmter Maler und rühmen die hohe Kunst ihrer meist auf Holztafeln gemalten Werke. Erhalten ist davon so gut wie nichts. Dies macht den Jagdfries von Vergina so wertvoll: Er ist eines der ganz seltenen Originalwerke aus der klassischen Epoche der griechischen Malerei. Weitere Informationen sind unter http://www.stiftung-archaeologie.de/vergina zu finden.



Die Ausstellung kann bis zum 19. Juli 2015 jeweils sonntags von 10 bis 16 Uhr im Rahmen der „Sonntagsspaziergänge“ der Göttinger Universitätssammlungen besichtigt werden.

Kontaktadresse:
Dr. Daniel Graepler
Kustos der Archäologischen Sammlungen
Georg-August-Universität Göttingen
Archäologisches Institut
Nikolausberger Weg 15, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-7497
E-Mail: dgraepl@gwdg.de

Weitere Informationen:
http://www.stiftung-archaeologie.de/vergina
http://www.uni-goettingen.de/archaeologischesammlungen

Nota. - Nach herkömmlicher Auffassung hat der Raum in die Kunst Eingang gefunden mit der Erfindung der Zentral- perspektive durch die italienische Renaissance. Dem standen seit hundert Jahren schon befremdlich die Tiermalereien von Lascaux entgegen, die zwar nicht perspektivisch, wohl aber räumlich sind. Doch das war ein singuläres Kuriosum. 

Seit der Entdeckung des Philippsgrabes von Vergina sind sie es nun nicht mehr. Diesmal ist das Mysterium aber noch größer. Wenn es wirklich das Grab Philipps II. ist, kann es seinem Sohn Alexander ja kaum unbekannt gewesen sein. Wie war es dann möglich, dass diese - so muss man es ja sagen - epochale künstlerische Errungenschaft spurlos wieder verloren ging? Schon auf den Wandgemälden in Pompeji, die in großer Mehrheit nach griechischen Originalen verfertigt worden sein sollen, ist kaum mehr was davon zu sehen.
JE



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