Montag, 6. April 2015

Geschmack und Vollkommenheit.


sunnje, pixelio.de

Vollkommen ist ein Ding, das so ist, wie es sein soll.

- Das ist gar keine Definition. Es ist eine zirkuläre Umschreibung. Vollkommenheit ist kein Begriff, sondern eine Idee. Eine Idee ist nur als eine Aufgabe zu veranschaulichen, als Problem - als eine Suche.

Zu suchen ist: jene Qualität, die es ausmacht, dass etwas 'so ist, wie es sein soll'. - Das ist das Materiale.

Oder nicht eher: Wer oder was bestimmt, ob etwas so ist, wie es sein soll, oder anders: mit welchem Recht? - Das ist das Formale.

Zu letzterem: Es ist der Geschmack, der bestimmt, und zwar aus eigener Vollmacht.

Zum ersteren: Das hängt an den Erfordernissen der Zeit. Wenn und wo das Leben durch Zerrissenheit, Unübersichtlichkeit, Unsicherheit geprägt ist, wird man Vollkommenheit auf dem Weg zu Ausgleich, Harmonie und Frieden suchen. Wo aber die "Plattharmonischen" herrschen, wie Friedrich Schlegel sie nannte; wo alles ausgeglichen wird, wo nichts aus der Reihe fällt, wo alles korrekt hergeht - da wird man Vollkommenheit auf den Wegen von Ruhestörung und von Ungewissheit suchen; nicht ohne die Einstweiligkeit des eignen Urteils immerhin zu ahnen.

Nehmen wir die materiale mit der formalen Seite zusammen, dann ergibt sich: Ob es zu viel Ordnung gibt oder zu viel Un- ordnung, ist Geschmackssache; aber die Geschmäcker sind verschieden.

31. 12. 2013



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