Donnerstag, 22. Februar 2018

Die Felszeichnungen in Tanum.


aus derStandard.at, 22. Februar 2018, 07:18                                                                                     Reiterschlacht

Die prähistorischen Felsbilder von Tanum unter dem Laserscanner
Vor 3.000 Jahren befanden sie sich direkt an der Küste, heute geben sie soziokulturelle Einblicke in die immaterielle Welt vergangener Gesellschaften

von Petra Schneidhofer

Prähistorische Felsbilder gehören zum Spannendsten, was die Archäologie zu bieten hat. Darunter fallen Höhlenmalereien, Felsmalereien ebenso wie sogenannte Petroglyphen (von griechisch πέτρος petros "Stein" und γλύφειν glýphein "schnitzen"), die in den Fels graviert, geschabt oder gepickt wurden. Diese authentischen Quellen bieten seltene soziokulturelle Einblicke in die immaterielle Welt vergangener Gesellschaften – oft weit über die uns normalerweise zur Verfügung stehenden Informationen hinaus. Darum gehören auch die Testmessungen, die wir 2012 im schwedischen Tanum durchgeführt haben, zu meinen spannendsten Projekten.

Unesco-Weltkulturerbe Tanum

Tanum liegt an der schwedischen Westküste in der historischen Provinz Bohuslän, circa 150 Kilometer nördlich von Göteborg. In der sanft gewellten Landschaft, in der sich bewaldete Gebiete mit Feldern und nacktem Fels abwechseln, finden sich Spuren menschlicher Aktivitäten vom Neolithikum bis zur Neuzeit. Besonders bekannt ist Tanum für seinen Reichtum an gut erhaltenen Felsritzungen. 1.500 Fundstellen sind bis heute bekannt; insgesamt geht die Zahl der einzelnen Ritzungen, die aus der Bronzezeit datieren (1700–500 BCE), in die Tausende. Aus diesem Grund steht Tanum seit 1994 auch auf der Liste des Unesco-Weltkulturerbes.

Die ersten Dokumentationsversuche der auch als Felsritzungen bekannten Petroglyphen von Tanum entstanden 1627 durch Peder Alfsön von der Universität Kristiana (heute Oslo). Bis sich die Wissenschaften ernsthaft mit den Petroglyphen beschäftigten, sollten jedoch noch weitere 150 Jahre vergehen. Dokumentationen und Ausgrabungen ab dem frühen 19. Jahrhundert drehten sich dabei vor allem um das Alter der Felsritzungen, die durch vergleichende Typologien und Meeresspiegelschwankungen schließlich der Bronzezeit zugeordnet wurden. Im 20. Jahrhundert verlagerte sich der Forschungsschwerpunkt zunehmend auf die Bedeutung der Bilder.


Petroglyphen von Panel 311. Das schräg einfallende Licht verbessert die Sichtbarkeit. Unter einer Wolkendecke kann man schon mal daran vorbeilaufen, ohne sie zu bemerken.

Felsritzungen – nicht nur Kunstwerke

Heute liegen die sogenannten Panele mit den Petroglyphen circa 25 Meter über dem Meeresspiegel, etwa fünf Kilometer vom momentanen Küstenverlauf entfernt. Zur Zeit ihrer Entstehung vor 3.000 Jahren aber befanden sich die Panele direkt an der Küste. Bedingt wird diese Verschiebung der Küstenlinie durch die postglaziale Landhebung – ein Umstand, den sich die Forscher bei der Datierung der Petroglyphen zunutze machten. Die Felsritzungen lassen sich in verschiedene Motivgruppen einordnen, darunter Waffen, Boote, anthropomorphe Darstellungen, Fußabdrücke sowie Sonnen- und Fruchtbarkeitssymbole. Dabei sind die Bilder nicht nur als Kunstwerke zu verstehen, sondern werden heute als wichtige soziokulturelle Bestandteile der bronzezeitlichen Bevölkerung in Tanum interpretiert.


Anthropomorphe Figuren bei einem rituellen Tanz.

Dokumentation, um den Schatz nicht zu verlieren

In den letzten 3.000 Jahren waren die Petroglyphen Verwitterungseinflüssen ausgesetzt; vor allem saurer Regen greift das Gesteinsmaterial an. Der Zustand der Felsritzungen ist daher in vielen Fällen kritisch und ihr Fortbestehen für künftige Generationen bedroht. Um diesen Schatz an Informationen nicht zu verlieren, werden die Petroglyphen sorgfältig dokumentiert. Damit betraut ist das Tanum Hällristningsmuseum Underslös, das Institut für die Dokumentation von Petroglyphen in Tanum. 2007 initiierte die Universität Göteborg darüber hinaus das Swedish Rock Art Research Archive (SHFA), ein nationales Projekt mit dem Ziel, eine Datenbank für ganz Schweden aufzubauen – einerseits als Archiv, aber auch, um die so gewonnen Informationen weltweit für Forscher und Laien gleichermaßen zugänglich zu machen.

Dokumentiert werden die Petroglyphen dabei mittels Zeichnungen oder Pausen. Hochauflösend eingescannt werden diese digital im SHFA zur Verfügung gestellt. Fortschritte im Bereich der dreidimensionalen Dokumentation mittels Photogrammetrie und Laserscanning ermöglichen heutzutage aber eine ganz andere Vorgehensweise. Aus diesem Grund wurden meine drei Kollegen Matthias Kucera, Christopher Sevara, Viktor Jansa und ich im Frühling 2012 eingeladen, unsere 3D-Dokumentationsroutinen an den Felsritzungen in Tanum zu testen.

Digitalisierung hat ihren Preis

Mit im Gepäck hatten wir einen terrestrischen Laserscanner der (damals) neuesten Generation für Überblicks- und Terrainscans sowie einen kleineren, handgehaltenen Laserscanner für Detailaufnahmen. Neben dem Erstellen hochauflösender Scans mussten wir dabei auch auf den Zeitfaktor bei der Datenaufnahme und Nachbearbeitung der einzelnen Scans achten – schließlich geht es hier um ein Verfahren, mit dem tausende Bilder dokumentierbar sein müssen. Weitere zu beachtende Aspekte betrafen die Größe der Scans in Bezug auf Speichermedium und Speicherort und welche Langzeitarchivierungsstrategie für die daraus resultierenden Formate infrage kam. Das Beispiel Tanum zeigte dabei sehr deutlich, dass der Wechsel von überwiegend analoger zu rein digitaler Dokumentation komplex ist und die damit gewonnenen Vorteile wie Verfügbarkeit ihren Preis haben.

Für unseren Ansatz berücksichtigten wir auch die verschiedenen Dimensionen der archäologischen Landschaft in Tanum, die vom Welterbeareal mit seiner Topografie und großen archäologischen Strukturen wie beispielsweise Grabhügel, über einzelne Panele mit verschiedenen Motiven bis hin zur individuellen Petroglyphe reicht. Um dieser Diversität Rechnung tragen, arbeiteten wir mit den jeweils dafür geeigneten Messgeräten. Für Terrain- und Panelscans wählten wir einen terrestrischen Laserscanner von Riegel, der mit einer Reichweite von bis zu 800 Metern und 500.000 Messungen in der Sekunde auch hochauflösende Aufnahmen schnell durchführen kann.

 
Viktor und ich scannen das Vitlycke-Panel. Farben in den Petroglyphen, die vom Museum zur besseren Sichtbarkeit für die Besucher angebracht wurden, sind in der Fachwelt umstritten.

Wettergott und Hochzeitszeremonie

Als eines unserer Testareale wählten wir das bekannte Vitlycke-Panel, das nur 200 Meter vom Museum in Tanum entfernt liegend leicht zu erreichen ist und bekannte Motive wie den Wettergott und die Hochzeitszeremonie zeigt. Dokumentiert wurde auch der Hügel, an dessen Hängen das Vitlycke-Panel liegt, sowie zwei Hügelgräber aus Steinblöcken auf seiner höchsten Erhebung. Für die Detailaufnahmen konzentrierten wir uns auf unveränderte, nicht mit Farbe gekennzeichnete Petroglyphen der Panele 311 und 325, die im Wald versteckt an einem kleinen Fluss lagen. Für diese speziellen Aufnahmen verwendeten wir einen handgehaltenen Laserscanner, der durch seine Auflösung von bis 0,1 Millimeter detailgetreue Scans ermöglicht.

Vitlycke-Panel in Tanum. Der Scan zeigt deutlich eine große Anzahl an Schiffen, die in den Fels geritzt wurden. Der gelbe Streifen ist eine Wasserspur, die über den Felsen verläuft.

Es wird langsam dunkel, und während Matthias scannte, kamen wir in den Genuss eines ganz besonderen Anblicks.

Der für mich schönste Moment dieses kleinen Projekts kam am letzten Tag, an dem unsere Scanarbeiten bis in die Nacht hinein dauerten. In der hereinbrechenden Dunkelheit setzten wir unsere Stirnlampen auf – und hielten den Atem an. Im schräg einfallenden Licht des Scanners zeigte sich jedes kleine Detail der bei Tageslicht mitunter schwer erkennbaren Petroglyphen, und die besondere Atmosphäre um Mitternacht tat ihr Übriges. Ein Moment, den ich so schnell nicht vergessen werde.

Petra Schneidhofer ist Geoarchäologin und arbeitet am Ludwig-Boltzmann-Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie in Wien. Sie beschäftigt sich mit Geomagnetik, Bodenradar, der Verwendung von Luftbild- und Satellitenaufnahmen sowie 3D-Visualisierungen. - derstandard.at/2000074726740/Die-praehistorischen-Felsbilder-von-Tanum-unter-dem-Laserscanner

Montag, 12. Februar 2018

Robert Henri: ein Nachtrag zu amerikanischen Impressionisten.


Leunkin Bay, June; 1903

Café du Dome (1892)

 On the Marne (1899),

 Spain (1902)

Sudden Shower (1898-1902),

Night on Boardwalk (1898)

Snow in New York (1902),

Landscape Sketch at Escorial (1906)

Robert Henri, American, 1865–1929.





 

Sonntag, 11. Februar 2018

Rudolf Polanszky in der Wiener Secession.

aus derStandard.at, 9. 2. 2018                                                  Hyperbolische Räume (Deformationsfaltung), 2012
 
Dem Sinn großräumig ausweichen
Eine ausgeprägte Skepsis an der Sinnstiftung – insbesondere jener durch die modernen Wissenschaften – liegt dem Schaffen des österreichischen Künstlers zugrunde. Die Secession widmet dem 1951 geborenen Wiener die Ausstellung "Eidola"

von

Wien – Die Welt ist durch Vernunft und Logik letztlich ganz und gar erklärbar: Dies ist die große Verheißung, mit der die Naturwissenschaft in der Aufklärung ihren Siegeszug antrat. Aber sind jene zweckdienlichen Analysen und Modelle, die sie hervorbringt beim Versuch, Glauben und "Mythos" zu überwinden, nicht selbst nur neue Mythen? Diese bedenkenswerte These stellten Theodor W. Adorno und Max Horkheimer im berühmten Buch Dialektik der Aufklärung (1944) vor.

Dass man den Band wieder einmal lesen könnte, daran erinnert man sich aktuell in der Wiener Secession. Mit Rudolf Polanszky (66) widmet man sich dort einem Künstler, dessen OEuvre nicht zuletzt einer ausgeprägten Skepsis gegenüber der modernen Wissenschaft beruht. Man mag Polanszkys Schaffen als verwandt mit der 'Pataphysik' ansehen, jener rationale Denkweisen persiflierenden Form der Wissenschaft, die auf den französischen Autor Alfred Jarry (1873-1907) zurückgeht.

Ausstellungsraum in der Secession, Foto Peter Mochi

"Wraps" aus Blech

Gebaut sind die ausgestellten, seit den Nullerjahren entstandenen Objekte und Assemblagen, salopp gesagt, aus Sperrmüll. Wer Polanszkys Personalen in der Dominikanerkirche Krems 2015 oder zuletzt 2017 in der Wiener Galerie Charim gesehen hat, wird keine Überraschungen erleben: Hier sind ramponierte Blechplatten zu so etwas wie "Wraps" aufgerollt, die mit Drahtknäueln garniert sind. Dort stapeln sich in einem Kasten aus abgenutztem Plexi-glas etwas grindig anmutende Schaumstoffstücke. Ja, man könnte Polanszkys Arrangements aus Altstoff als späte Variation auf die Arte-Povera-Bewegung sehen, die im Italien der 1960er-Jahre ärmliche, kunstferne Materialien ins Museum holte. In dieser Hinsicht wären seine Objekte nicht übel, aber auch nicht weiter aufregend.

Nein, der Witz dieser Kunst liegt, wie das oft so ist, im Konzept: Polanszkys verwortakelte Skulpturen verstehen sich als modellhafte Visualisierungen von Gedankenketten. Selbige gehen hier mehr, dort weniger von wissenschaftlichen oder mathematischen Ideen aus, was sich in den Titeln der Arbeiten – Hypertransforme Skulpturen oder Primskulpturen - widerspiegelt. Auf Konsistenz und Logik ist in diesen Gedankenmaterialisierungen aber der geringste Wert gelegt.

Hyperbolische Räume (gespiegelte Faltung), 2012,

Genaugenommen entspringen sie sogar dem Versuch, um Sinn und Zweck den größtmöglichen Bogen zu machen. Sobald sich im Schaffensprozess so etwas wie Sinnstiftung anbahnt, schlägt Polanszky quasi einen Haken. Stets vermeide er, so erklärte er einmal, auf erprobte Strukturen zurückzugreifen. Was ihm "gefalle", wolle er keinesfalls wiederholen. Was es dazu braucht, ist dauernde Wachheit, ein hochspontanes Reagieren. Polanszky bringt das für sich auf den Begriff der "Ad-hoc-Synthese".

Der Affe erklärt den Witz

Dass das gute alte Konzept der Nichtsinnstiftung bzw. die Vermeidung von Redundanz nur bedingt hinhauen, ist auch in Polanszkys Secessions-Schau augenfällig. Die Chancen stehen jedoch gut, dass dieser Umstand zur Ironie des Künstlers gehört, die einzukalkulieren für den Genuss der Ausstellung sowieso unerlässlich ist. Vorteilhaft ist es in dieser Hinsicht, dass in der Secession auch zwei Videos zu sehen sind. In Transaggregate Strukturen (2005) legt Polanszky einer Affen-Bauchrednerpuppe ausführliche, zwischen Kunstkatalog-Blabla und Wissenschaftsvortrag vermittelnde Worte in den Mund. "Transaggregates", verrät uns der Vorfahr aus Stoff, bedeute "ein über einen scheinbar stabilen Zustand hinausweisendes instabiles Konstrukt einer subjektiven Realität".

Foto Peter Mochi

Rasant sind bisweilen die gedanklichen Schwenks Polanszkys zwischen "völlig absurd" und wissenschaftlich "doch ein bisschen ernst gemeint". Stets präsent ist jedoch der Zweifel an den Erklärungen der Wissenschaft, schon durch den Titel der Schau, Eidola. Darunter verstand der Grieche Demokrit "Bilderchen", die sich von den Dingen lösen, als Atome die Sinnesorgane erreichen und Wahrnehmung ermöglichen.

Eine Vorstellung vom Sehen, die die moderne Wissenschaft verworfen hat. In Gestalt von Polanszkys Objekten entfaltet dieser Mythos nun aber seine ästhetische Wirkung. 

Bis 22. 4.
Secession


 Foto Peter Mochi

Freitag, 9. Februar 2018

Instagram verändert dein Sehen.


Sabine Ranke-Heinemann 
Pressestelle
Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund / 

Institut Ranke-Heinemann
08.02.2018 16:18 
Der kostenlose Online-Dienst Instagram ermöglicht es, Fotos und Videos zu teilen. Es wird viel darüber diskutiert, ob in Museen und Galerien fotografiert werden darf oder nicht. Instagram soll nun die Kunstszene revolutionieren und das Denken der Kunstschaffenden verändern. Die folgende Stellungnahme von Dr Kylie Budge von der Fakultät für Sozial- und Kommunikationswissenschaften der Western Sydney University wurde im Journal »The Conversation« veröffentlicht.

Mit über 800 Millionen Nutzern war es wohl unvermeidlich, dass Instagram die Kunstwelt beeinflussen würde. Dem Online-Dienst wird nachgesagt, dass er die narzisstische Selfie-Kultur begünstigen und fördern würde. Aber in Galerien zeigen aktuelle Studien, dass die positiven Aspekte die negativen eindeutig überwiegen. Instagram ändert die Art und Weise, wie wir unsere Galerie- und Austellungsbesuche empfinden und mit unseren Mitmenschen teilen – und wie wir die Kunst wahrnehmen.

In der Tat umwerben künstlerische Institutionen mittlerweile aktiv Instagram Nutzer. Das Museum of Ice Cream in den Vereinigten Staaten gehört mit über 125.000 mit Hashtags versehenen Posts zu den am meisten auf Instagram geteilten Ausstellungen. Zur Ausstellung gehörten Insta-freundliche Ausstellungsobjekte wie große Kirschen, aufgehängte Bananen und ein Pool voller bunter Streusel, die dem Besucher eine farbenfrohe Vielfalt an Fotomöglichkeiten lieferten. Auch aktuelle Künstler der Triennale an der National Gallery of Victoria bauen auf den Instagram-Trend.

Risiken und Möglichkeiten


Das viele Fotografieren durch Besucher in Galerien und Museen bringt Vor- und Nachteile mit sich. Erst kürzlich zerstörte eine Besucherin der Pop-Up Kunstgalerie The 14th Factory Skulpturen im Wert von $200.000, während Sie versuchte, ein Selfie zu machen und dabei stolperte. Bei einer anderen Ausstellung zerstörten die Besucher einen 800 Jahre alten Sarg. Auf der Suche nach dem besten Motiv, hoben sie ein Kind über die Absperrung und brachten den Sarg zu Fall, was zu einer schweren Beschädigung führte.

Viele Ausstellungen weisen ihre Besucher mit Verbotsschildern daraufhin, keine Fotos zu machen. Die meisten Galerien verbieten die sogenannten Selfie-Sticks. Diese Verbote werden häufig mit den Copyright-Bedingungen und Bedenken hinsichtlich der Kunstwahrnehmung begründet. Ausserdem sollen Selfie-Sticks eine Gefahr für die ausgestellten Gegenstände darstellen.

Die Verbannung der Fotografie aus den Ausstellungsräumen basierend auf der Annahme, dass es das Kunsterlebnis des Besuchers beeinträchtigt, könnte als kulturelles Elitedenken gesehen werden. Es würde bedeuten, dass Kunst nur auf eine einzige Weise „richtig" wertgeschätzt und rezipiert werden kann. Es unterschlägt ausserdem das Potenzial, das Instagram mit sich bringt: Instagram könnte eine völlig neue Dimension für Künstler, Kuratoren, Ausstellungsmacher und Besucher darstellen.

An der Queensland Gallery of Modern Art konnte bei der Gerhard Richter Ausstellung beobachtet werden, dass Besucher Instagram als Teil ihrer ästhetischen Wahrnehmung nutzten. Viele posteten Richters Kunstwerke auf Instagram und setzten sich dabei in farblich passender Kleidung in Szene. Auch im Museum of Applied Arts and Sciences konnte bei der Recollect:Shoes Ausstellung die Nutzung von Instagram beobachtet werden. Anstatt für Selfies zu posen, nahmen die Besucher häufig die kleinen Details der Schuhdesigns auf.

Diese Erkenntnis wird auch bei einer größeren Studie im Rahmen des Museums für zeitgenössische Kunst in Sydney bestätigt. Die Besucher fotografieren hauptsächlich die Ausstellung selbst und bringen damit ihre Kunstwahrnehmung zum Ausdruck. Sie verfallen nicht in das narzisstische Selfie-süchtige Verhalten, welches allzu häufig in den Medien diskutiert wird.

Die Nutzung von Instagram in öffentlichen Räumen wie Museen und Galerien ist komplex. Es bedarf weiterer Forschungen, die sich mit der Nutzung von Sozialen Medien in öffentlichen Räumen beschäftigen, und wie diese bestehende soziale Normen herausfordern.

Wir sehen einen großen Wert darin, dass Kuratoren und Aussteller von Instagram Gebrauch machen. Es könnte dabei helfen, ein neues Publikum anzusprechen und die Beziehung zu treuen Besuchern zu festigen. Obwohl nicht alle Fotografie-Verbote aufgehoben werden können, gehen wir davon aus, dass sich die Erwartungen und Erfahrungen der Besucher fundamental verändert haben. Kulturelle Institutionen müssen in der Zukunft den Gebrauch von Instagram einbeziehen.


Weitere Informationen:

Institut Ranke-Heinemann / Australisch-Neuseeländischer Hochschulverbund
Pressestelle Friedrichstr. 95
10117 Berlin
Email: berlin(at)ranke-heinemann.de
Tel.: 030-20 96 29 593

oder

Dr Kylie Budge
Research Theme Fellow
Western Sydney University
E-mail: K.Budge(@)westernsydney.edu.au
Tel: 0061 (0) 2 96854675