Mit dem Schönen
solle der Mensch nur spielen, und nur mit dem Schönen solle er spielen, schrieb
Friedrich Schiller. Nur wenn er spielt, sei der Mensch ganz Mensch. Neben dem
Stofftrieb, der auf Nützlichkeit geht und den er mit den Tieren teilt, zeichne den
Menschen sein Spieltrieb aus.*
Schiller war ein Künstler, den die Begegnung
mit der Transzendentalphilosophie beeindruckt, aber nicht zum Philosophen
gemacht hat. Philosoph war Fichte. Er hat die Transzendentalphilosophie zu
einem gewissen Abschluss gebracht. Der Nachwelt galt er, zu Unrecht, als
Stifter eines sog. Deutschen Idealismus, aber die Zeitgenossen hielten ihn für
den Philosophen der Jenaer Romantik.** Neben den Erkenntnistrieb, der die physischen Bedürfnisse befriedigt und
zuerst um dieser und nicht um der Erkenntnis willen da ist, setzt er den ästhetischen Trieb. Er entwirft Bilder
um ihrer selbst willen: „das [vom ästhetischen Trieb] entworfene Bild würde
nicht minder gefallen, wenn es leer wäre, und es gefällt nicht mehr, weil es
zufälligerweise zugleich Erkenntnis enthält.“***
Das Gefallen am, das Geschmacksurteil über
das Bild ist ohne Verhältnis zu dem, was im Bild von diesem oder jenem gemeint werden könnte. Das ästhetische
Vermögen hat es nicht mit der Bedeutung
des Bildes – und ob in ihm Dinge vorgestellt werden – zu tun, sondern mit
seiner Erscheinung. Ob die Anschauung
des Bildes irgend ein Wissen mitteilt, ist in ästhetischer Hinsicht
gleichgültig, denn damit hat sie gar nichts zu tun. Wobei ganz ohne Belang ist,
ob das Bild in künstlerischer Absicht entworfen
oder in zweckfreier Betrachtung empfangen
wurde.
Einen andern Sinn kann das ästhetische Anschauen
in transzendentalphilosophischer Auffassung nicht haben. Die spätere
Vereinnahmung des Schönen durch das Logische bei Hegel war, wie jede
„hermeneutische“ Auffassung der Kunst, eine dogmatische, metaphysische
Inversion. Sie prägt bis heute das Normalbewusstsein. Natürlich; denn die
transzendentale Auffassung ist nicht normal, sondern künstlich. Bis auch sie
normal wird, muss auf der Welt noch viel geschehen, und nicht nur im Denken.
______________
*)
s. Fr. Schiller, Die ästhetische Erziehung des Menschen…, [mehrere Ausgaben]
**)
Er hat in Jena mit den Schlegels unter einem Dach gewohnt.
***)
Über Geist und Buchstab in der Philosophie. In einer Reihe von Briefen in: SW VIII, S. 281.
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