Samstag, 16. September 2017

C. D. Fiedrich, II.

aus art, 4. 5. 2015                                                                                          Zwei Männer, die den Mond betrachten, 3. Fassung

Noch immer ein Held
Wälder, Felsen, Nebellandschaften: Seine Werke faszinieren Experten, begeistern Laien und erzielen Höchstpreise. Caspar David Friedrich gilt als wichtigster Maler der deutschen Romantik – und bis heute als modern und stilprägend.

Nebelverhangene Wälder, mystische Felsen, raue Meere: Caspar David Friedrich gilt als wichtigster Künstler der deutschen Romantik und Wegbereiter einer neuen Kunst- und Landschaftsauffassung Anfang des 19. Jahrhunderts. Bei Wanderungen in Pommern, Böhmen, in der Sächsischen Schweiz oder im Riesengebirge entstanden die Skizzen, aus denen er sich für seine suggestiven Gemälde bediente. Ostseeküsten im Mondschein, wilde Gebirgstäler, düstere Gräber oder Stadtsilhouetten im Morgendunst gelten Experten als subjektive Seelenbilder eines Künstlers in den Wirren zwischen Französischer Revolution und Restauration. 

 Mönch am Meer (restauriert)

"Er hat die Landschaftsmalerei neu erfunden, ihr zu Rang verholfen und versucht, eine neue Dimension zu geben", sagt die Greifswalder Kunsthistorikerin Susanne Papenfuß über den Maler, dessen Todestag sich am 7. Mai 2015 zum 175. Male jährt. Mit der emotionalen Aufladung der Bilder im Sinne einer Ideallandschaft traf er den Zeitgeist. "Er machte immer mehr aus der Realität." Dafür schob er Bildebenen wie Kulissen ineinander und zog mit dunklem Vordergrund den Blick in die Tiefe des Raums. Menschen sind meist von hinten abgebildet, werden in ihrer Versunkenheit zu Stellvertretern von Maler und Betrachter. Seine Meisterwerke wie "Kreidefelsen auf Rügen" (1818) oder "Hünengrab im Schnee" prägen den Begriff Romantik bis in die Gegenwart.

Traumata und Heimatliebe prägten Friedrichs Bilder

Friedrich kommt am 5. September 1774 in Greifswald als sechstes Kind eines Seifensieders und Kerzenziehers zur Welt. Als er sieben Jahre alt ist, stirbt die Mutter. Mit 13 verliert er einen Bruder, als der ihn beim Eislaufen vor dem Ertrinken rettet – ein lebenslanges Trauma. Als 16-Jähriger nimmt er Zeichenunterricht, ab 1794 studiert er an der Kunstakademie Kopenhagen, wo mit Lorentzen, Abildgaar und Juel drei der besten dänischen Maler der Zeit seine Lehrer sind.

Landschaft mit dem Rosenberg

1798 dann geht Friedrich nach Dresden, in die damalige Hochburg der Frühromantik. "Das Kulturbild und die Elblandschaft haben sein Werk stark geprägt", sagt Petra Kuhlmann-Hodick, Oberkonservatorin des Dresdner Kupferstich-Kabinetts. Zunächst verdient er sein Geld mit Prospektmalerei, 1799 ist er erstmals an der Akademieausstellung beteiligt. Immer wieder zog es ihn auch in seine vorpommersche Heimat zurück, das innige Verhältnis zur norddeutschen Landschaft prägte auch seine Kunst nachhaltig, sagt Papenfuß.

In Dresden macht ihn der Maler Philipp Otto Runge mit einem Kreis romantischer Dichter wie Novalis bekannt. Bei einer Ausstellung der Weimarer Kunstfreunde 1805 verleiht Goethe ihm einen Preis für zwei Gemälde. Nach einer Wanderung in Nordböhmen stellt Friedrich 1808 in seinem Atelier mit "Kreuz im Gebirge" sein erstes Ölgemälde aus. Am "Tetschener Altar" entbrennt ein Streit um die romantische Kunst zwischen Klassizisten und Romantikern.

  Böhmerwald mit Milleschauer, um 1810

Nach einer steilen Karriere geriet er ins Abseits

Bis 1820 dann steht der Künstler auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Preußens König und Russlands Zar zählen zu seinen Gönnern, er wird Mitglied der Akademien in Berlin und Dresden und heiratet Caroline Brommer, die als Rückenfigur auf vielen Gemälden erscheint. 1824 erhält Friedrich einen Lehrstuhl in Dresden, eine Professur bleibt ihm aber verwehrt. Laut Kuhlmann-Hodick galt er als trübsinnig, melancholisch, seine Bilder als gedankenvoll und schwer verständlich. Kollegen aber schätzten ihn. "Seine Bilder waren damals sehr gesucht, er erhielt viele Besuche hoher und geringer Kunstfreunde", erinnerte sich der Maler Carl Gustav Carus an seinen Freund und Lehrer. 

Als Friedrich 1830 neue Kunstströmungen negativ bewertet, gerät er ins Abseits. Nach einem Schlaganfall 1835 kann er nicht mehr malen. Als er 1840 stirbt, ist seine Kunst fast vergessen. Erst eine große Schau 1906 in Berlin führt zu einer Renaissance. Die anhaltende Faszination erklärt Papenfuß mit dem emotionalen Gehalt seiner Bilder. "Die Leute stehen davor und fühlen sich sofort angesprochen." 

(von dpa; Simona Block)


Abend

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