Dienstag, 26. September 2017

Was am Komischen das Ästhetische ist.


Giandomenico Tiepolo

Schön sei, sagt Kant, was ohne Interesse gefällt. 

Daran mag die Klugheit stochern wie sie will, sie beißt auf Granit. Sie kann den Satz höchstens ausweiten: Ästhetisch ist, was ohne Interesse gefällt oder abstößt.

So geheimnisvoll wie das Ästhetische war immer auch das Komische, und manch einer meinte, sie müssten auch sonst etwas gemeinsam haben. 

Nicht sonst etwas, sondern gerade dies: Ob bejahend, ob verneinend - sie sprechen an. Und zwar, bevor Begriffe im Spiel sind. In den Begriffen sind Qualitäten ins Verhältnis gesetzt. Im ästhetischen Urteil werden Qualitäten als solche, ohne Begriff, ohne Verhältnis, begrüßt oder verabscheut. Der Begriff bezeichnet, welches Interesse das Subjekt an dieser oder der andern Qua- lität nehmen kann. Nämlich in welchem Verhältnis es zu ihnen steht.

Komik ensteht, wo Qualitäten, die als solche lediglich an sich sind, zu einander in ein Verhältnis geraten; nämlich durch ein In- teresse gesetzt werden: mit andern Worten, nicht länger qualitativ, sondern relativ erscheinen. Der komische Effekt - Affekt - entsteht, weil offen bleibt, ob die eine Qualität auf Kosten der andern, oder die andere Qualität auf Kosten der einen relati- viert wird: Es schwebt.

Und selbstverständlich sind sowohl der Effekt als auf der Affekt nur solange möglich, wie das Subjekt vom Interesse zu ab- 
strahieren weiß. Und diese Fähigkeit heißt Humor.




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