Samstag, 31. August 2013

Kunst als die Praxis des Ästhetischen.


Zwar sei die Kunst die augenfälligste und vordringliche Erscheinungsweise des Ästhetischen - aber nicht seine Bestimmung, schrieb ich vor ein paar Tagen sinngemäß; es müsse erst etwas hinzukommen, damit sie ihre überragende Bedeutung für das Menschenleben gewinnt.

Hinzu kommen muss der Phänotyp des Künstlers. Dessen, der sich vom pflichtgemäß seinem verordneten Zweck dienenden Arbeiter dadurch unterscheidet, dass er seine Lebenspraxis ausdrücklich keinem ihm äußeren Zweck unterwirft und nur das tut, was durch sich selbst gerechtfertigt ist - und das ist eben das Ästhetische.

Das ist offenbar keine logische, sondern eine historische Bedingung, und eine zudem, die erst seit recht kurzer Zeit gegeben ist; eine, die ihre Epoche eo ipso als die Moderne auszeichnet.

Mitgegeben ist freilich die - historische - Bedingung, dass die Arbeit, nämlich ihre durch funktionale Teilung und industrielle Kooperation vervielfältigte Produktivität, eine Stufe errreicht hat, wo die dringendste Notdurft befriedigt ist und die Menschen, wie Fichte sagt, durch die sich einstellende Langeweile bemerken, dass sie einen Geist haben, der betätigt zu werden wünscht.

So wie teils aus Notdurft, teils aus Überfluss die Wissenschaft aus der materiellen Produktion herausgewachsen ist und sich als autoritative Instanz über die Alltagsgesellschaft erhoben hat, so als ihr Antipode und Komplement die Kunst.

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