Samstag, 18. Februar 2017

Gerhard Richter.


Abstraktes Bild, 1986

Dass man alles kann, ist noch kein Grund, alles zu machen.
Und wenn man sich's schon nicht verkneifen kann, muss man ja nicht gleich alles zeigen.  

Doch bei den Preisen, die er pro qm erzielt, ist die Versuchung natürlich groß.

Skull with Candle 1983


Seestück II 1970

Davos 1981




Abdallah




Blumen, 1992

"Unschärfe ist das Alleinstellungsmerkmal der Kunst von Gerhard Richter", schrieb jemand unter dieses Bild.


Nuba (Neger), 1964

Meadowland

Sache der Kunst sei es, den Menschen die Augen zu öffnen und sie sehen zu lassen, was sie noch nie gesehen haben. Was sie so noch nie gesehen haben, schränkte man später bescheiden ein. Heute, wo alle schon alles gesehen haben, ist auch das noch zu viel. Minimalistisch kann man nur sagen, wenn einer malenund es nicht lassen kann, dann muss er als Künstler sein Leben führen, und man kann ihm nur wünschen, dass er an seinen Bildern genug verdient, um leben zu können. Als Künstler beanschprucht er aber (Alles kann man sich nicht aussuchen) eine öffentliche Geltung. Die rechtfertigt er, indem er den Zeitgenossen zeigt, "was Geschmack ist"; nämlich seiner, aber zu dem steht er.

Gerhard Richter zeigt den Zeitgenossen, was er alles kann, eins so gut wie das andere. Es ist für jeden was dabei und keiner muss sich seines Geschmackes schämen, denn das ist alles sehr ordentlich. Es ist Sache des Betrachters, sich was auszusuchen.

 4 Panes of Glass 1967.

8 8 Grau

;Kölner Dom


Domecke, 1988-89

Übermaltes Foto



Verkündigung nach Tizian I-III; 1972/73

Aber er hat natürlich Recht. Ein richtiger Künstler kann sich nicht wirklich aussuchen, was er macht. Und was brächte es, wenn er mit dem Ausstellen (und Verkaufen) wählerischer wäre? So ein Geschmack verändert sich, und bei dem, der malt, womöglich gründlicher als bei dem, der sich die Bilder nur ansieht. (Wer die Bilder kauft, hat mit Geschmack oft gar nichts zu tun.) Dann kann es ihm passieren, dass er findet, er habe die falschen Bilder hinaus in die Welt gelassen, aber es lässt sich nicht mehr ändern. Und auf eine Menge Geld hat er auch verzichtet, wenn er so erfolgreich war wie Richter, und nur von  dem ist hier die Rede. Wer nicht erfolgreich ist, kann sich erst recht nicht aussuchen, was er malt, und muss verkaufen, was er loswird.

Und wenn der Künstler Abstand zu sich hat - wie ein richtigere Künstler haben sollte und wie er Richter anscheinend nicht fehlt -, dann hält er es sogar für denkbar, dass die Nachwelt ein besseres Geschmacksurteil hat als er selbst, und dann waren alle Skrupel überflüssig.

S. mit Kind, 1995




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