Das ist eine Zeichnung von seiner Ehefrau Edith - in fast akademischer Manier: ohne Magersucht, ohne Verrenkung, ohne Pusteln, ohne Schrunden. Sie sehen: Er konnte, wenn er wollte. Er wollte nur nicht. Für seine Frau hat er mal eine Ausnahme gemacht, die sollte nicht verhässlicht werden - vielleicht nur, um ihr zu zeigen, dass er auch "richtig" zeichnen konnte?
Nix von wegen "der Künstler sieht das so". Seine Augen waren in Ordnung, von seinen Händen nicht zu reden. Hätte er erotische Bilder malen wollen - Klimt hat es gewollt -, so wäre ihm das nicht schwergefallen. Aber erotisch ist auch die intakte Edith nicht wirklich, eher kühl und nüchtern, wie beim Arzt. Doch sehen Sie auf die Hände: Da hat er sich die entstellende Schiele-Manier nicht verkneifen können, das sind keine Finger, von denen man berührt werden möchte.
Schiele, nicht Klimt
Ich bin kein Kenner, vielleicht gibt es noch andere akademische Aktstudien von Schiele; aber in die Öffentlichkeit hat er sie nicht gebracht, dort ließ er seinen Namen mit den Halb- und Ganzaktbilder verschmelzen, deren Posen oft genug sexuell eindeutig, aber kein bisschen einladend sind. Ein lasterhafter Künstler mag er gewesen sein, aber ein erotischer Maler wir Klimt war er gewiss nicht. Vom Jugendstil war seine Pinselführung anfangs gepräg, aber sein Geist war ihm wohl immer fremd.
Portrait of Edith Schiele, 1918
Die Farben sind auch bei diesem Ölbild nicht schmeichelhaft, aber karikiert hat Edith auch hier nicht. Wenn er den menschlichen Körper so reichlich zum Gespött gemacht hat, dann hat er das und nichts anderes gewollt. Gekonnt hat er anders, und andere Sujets, die sich zur Karikatur gar nicht eignen, hat er ebenfalls reichlich bedient, und dies in ästhetisch lauterer Absicht. Dafür ist er nicht berühmt, aber das liegt am Publikum, nicht am Maler.
From Kierling Valley 1907
Herbstbaum in bewegter Luft, 1912
Welkende Sonnenblumen, 1912
Jahr?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen