Mittwoch, 15. Juni 2016

Gauguin's Worlds in Kopenhagen.

aus nzz.ch, 26.5.2016 

Mischen impossible
Eine klug gemachte Ausstellung in Kopenhagen zeigt, wie Paul Gauguin sein Leben und sein Werk rund um das «Primitive» konstruiert.

von Samuel Herzog

Gauguin war kein Meister. Vor allem nicht in seiner Zeit, die eine Zeit der Meister war. Es gab jene, die noch die schamhaargenaue Malerei der klassischen Akademien beherrschten. Und es gab die anderen, die mit Tubenfarbe, Tempo und Talent dem Leuchten der Felder und den Rauchschwaden der Moderne folgten. Gauguin aber war borniert. Und also nicht von der Überzeugung abzubringen, die Kunst sei der beste Weg für ihn, zu Geld und Ansehen zu kommen. Er unternahm viel, der Welt zu gefallen, sich ihr zu verkaufen – mit mässigem Erfolg allerdings. Erst hat er versucht, es so gut wie die anderen zu tun – und ist auf den Spuren seines Lehrers Pissarro oder den Pfaden von Cézanne gewandelt, hat sich zugleich aber auch um einen Platz im offiziellen Salon beworben. Dann hat er jahrelang an seiner Unique Selling Proposition gewerkelt, ist dafür mehrfach um die halbe (französischsprachige) Welt gereist und hat dabei Geld und Gesundheit aufs Spiel gesetzt – auch dies ohne durchschlagende Wirkung.

Aus der Not

Dabei war Gauguin keiner, dem das Schaffen von Kunst sonderlich leicht gefallen wäre. Im Gegenteil: Er stiess öfter als andere an seine Grenzen. Er konnte sich auch nicht einfach ins Grüne hinaussetzen und mit ein paar genialen Strichen seine Impressionen notieren – wenn er etwas malen wollte, dann musste er sich schon sehr konzentrieren. Und selbst dann war das Resultat oft nicht überzeugend. Allerdings mag das mangelnde Talent mit ein Grund gewesen sein, dass er jene Vereinfachungen seiner Bildsprache erfand, für die ihn die Welt heute liebt und verehrt. So gesehen könnte man sagen, Gauguin habe aus der Not vielleicht keine Tugend gemacht, aber doch einen eigenen Stil entwickelt.


In Pontoise, 1868 [hier hat Pissarro noch mitgemalt...]

Trotz der offensichtlichen Beschränktheit von Gauguins Möglichkeiten als Maler, neigen Institutionen immer noch dazu, ihn zu heroisieren, wenn auch nur selten den Menschen (er war wohl ein ziemliches Ekel), so doch wenigstens das künstlerische Genie. Anders eine Ausstellung, die gegenwärtig in der Ny Carlsberg Glyptotek in Kopenhagen stattfindet. Das im Kern neoklassizistische Haus, in dessen Zentrum einer der hinreissendsten Wintergärten der Welt in Richtung Glaskuppel wächst, besitzt ein eindrückliches Konvolut von Werken aus der Hand von Paul Gauguin. Das hat nur sehr indirekt etwas damit zu tun, dass Gauguin mit der Dänin Mette Gad verheiratet war und fünf Kinder mit ihr zeugte – sein Gastspiel in Kopenhagen war kurz und nur wenig erfolgreich. Die starke Präsenz in der Sammlung verdankt sich in erster Linie Helge Jacobsen. Der Sohn des Glyptotek-Gründers Carl Jacobsen und zweite Direktor des Hauses war ein grosser Bewunderer der Kunst des Franzosen, sorgte für diverse Ankäufe und schenkte dem Haus auch Stücke aus seiner privaten Kollektion. Um Haaresbreite wäre auch «D'où venons-nous? Que sommes-nous? Où allons-nous?» in die Sammlung gelangt – neben der «Nafea» sicher Gauguins berühmtestes Bild. Doch in der entscheidenden Sitzung wurde Helge von der Kommission überstimmt, und man kaufte stattdessen den «Buveur d'absinthe» von Manet.

Nun hätte die Kuratorin der Ausstellung für viel Geld ein paar der hinlänglich bekannten Werke Gauguins dazu ausleihen und einen grossen Augenschmaus mit viel Bretagne-Charme und Südsee-Flair inszenieren können. Doch Line Clausen Pedersen entschied sich für einen anderen Weg und liess sich von der hauseigenen Sammlung zu einer Ausstellung inspirieren, die eine ganz eigene Geschichte erzählt. Das Interesse der Schau gilt ganz zentral dem «Primitiven» in Gauguins Werk. Sie zeigt, dass der Künstler diesen Stoff, aus dem die exotischsten Träume gewoben werden, nicht nur gesucht und ab und zu gefunden, sondern in erster Linie konstruiert hat – und dies von Beginn seiner Karriere an, also lange vor seiner ersten Reise nach Tahiti.

Tahitian woman with a flower, 1891

Im ersten Raum konfrontiert die Ausstellung eines der Hauptwerke der Sammlung, «Tahitian Woman with a Flower» von 1891, mit einem grossen Holzgestell, auf dem all die Quellen versammelt sind, aus denen sich Gauguins Konzept des Primitiven genährt hat: balinesische Figuren, ägyptische Reliefs, etruskische Vasen, altorientalische und indische Plastiken, chinesische Buddhastatuen, japanische Holzschnitte, russische Ikonen, Fotos von den grossen Weltausstellungen, Postkarten mit Bildern europäischer Altmeister und natürlich auch Werke einiger Zeitgenossen. Ein «unmögliches Mischen und Maschen», wie ein Besucher es nennt.

Dass es Gauguin bei seinem Primitiv-Cocktail nicht um ethnografische Fragen ging, versteht sich von selbst – ja man kann vermuten, dass ihn die Welt, wie sie ist, generell nicht sonderlich neugierig machte. Diesen Schluss legt im zweiten Raum der Blick auf ein frühes Werk nahe, mit dem Gauguin erstmals eine gewisse Beachtung fand: «Women Sewing» von 1880. Das Bild ist eine Mischform aus Akt und Porträt, gleichzeitig aber weder noch. Denn Gauguin interessiert sich für den Körper nur insofern, als er seine an Pissarro geschulte Kunst des Modellierens mit kleinen, hektisch nebeneinander gesetzten Strichen vorführen kann – und gestaltet den Rest des Bildes auf die genau gleiche Weise. Auch das Modell als Person muss Gauguin gleichgültig gewesen sein: Ihr Gesicht wirkt schematisch, und nirgends ist der Versuch spürbar, etwas von ihrem Charakter herauszuarbeiten.


Suzanne cousant 1880


Ein paar Jahre später malt Gauguin «Skaters in Frederiksberg Gardens». Die Malerei ist um einen schräg durch den Raum gelegten Baum herum organisiert – ein immer wieder vorkommendes Motiv. Mit kurzen, flirrenden Pinselstrichen stellt er einen Wald vor uns hin, der eben dabei ist, sein farbiges Herbstlaub abzuwerfen. Der Boden ist übersät davon – ein leuchtender Teppich in Rot, Orange, Gelb und Grün. Von rechts schiebt sich das Ende eines kleinen Sees ins Bild. Die Oberfläche ist gefroren, und Schlittschuhläufer gleiten übers Eis. Es braucht einen Moment, bis man merkt, was hier nicht stimmt: Wenn das Herbstlaub noch rot an den Bäumen hängt, dann dürften auch in den Gärten von Kopenhagen die Seen noch nicht zugefroren sein. Wir haben es also hier ganz und gar nicht mit einer Impression zu tun, sondern im Gegenteil mit einer reinen Konstruktion. Es geht Gauguin auch hier nicht um das, was er sieht, sondern um das, was er sehen will, um das Typische. Und ist das Typische nicht der Zwilling des Primitiven?


Schlittschuhläufer in Frederiksberg Garden 1881

Die Ausstellung zeigt, wie Gauguin zu dem Maler geworden ist, der seit über hundert Jahren die Südsee-Phantasien in seinen Betrachtern anregt und den eigentümlichen Klang fremder Welten in die Museen bringt. Und sie tut das, indem sie uns Bilder vorführt, die zwar nicht zu den Spitzenwerken gehören, die uns aber diese Entwicklung mit eigenen Augen nachvollziehen lassen.

So präpariert, schauen wir uns dann natürlich auch die ersten Gemälde aus Tahiti mit etwas anderen Augen an. Zu den schönsten Beispielen der Schau gehört hier sicher das frisch restaurierte «The Amusement of the Evil Spirit» von 1894. Auch quer durch dieses Bild hat Gauguin einen Baumstamm gelegt. Davor ruhen sich zwei junge Frauen am Boden aus, dahinter sehen wir eine schematische Figur, wahrscheinlich aus Holz – und ganz im Hintergrund scheinen zwei Einheimische mit Röckchen und blossem Oberkörper miteinander zu diskutieren. Die Landschaft ist weitgehend in wolkige Farbflächen aufgelöst, die das Bild sehr bunt machen – und auch eine geisterhafte Farberscheinung in der rechten unteren Bildecke wie eine Selbstverständlichkeit erscheinen lassen. Die Haltung, Kombination und Interaktion der Figuren strahlen eine grosse Künstlichkeit aus, und es ist anzunehmen, dass wir es auch hier mit einem reinen Phantasieprodukt zu tun haben. Zweifellos hat Gauguin auf Tahiti «Primitives» gefunden. Seine Bilder aber wollen nicht davon erzählen – sie wollen vielmehr selbst «primitiv» sein und sollen jene Vitalität ausstrahlen, die der Maler an der von ihm verehrten Kunst so sehr schätzte.


Vergnügungen des bösen Geistes 1894

Gut möglich, dass er so auch weniger stark unter seinen malerischen Grenzen litt, gegen die er in früheren Bildern offensichtlicher zu kämpfen suchte. Bei den amüsierten Geistern etwa klemmt das Bein der liegenden Frau wie amputiert auf ihrer Hüfte. Solche Pannen finden sich oft bei Gauguin – und seine Versuche, sie zu vertuschen, sind nicht immer sehr geschickt. Umso erstaunlicher sind die Keramiken des Künstlers, die das Museum dank einem umfangreichen Ankauf im Jahr 1996 in grosser Anzahl vorführen kann. Der «Portrait Head of a Martinique Woman with Kerchief» von 1987/88 etwa stellt ein ebenso natürliches wie lebendiges Porträt einer jungen Frau dar. Selbstbewusst und klar erscheint sie vor uns – ja fast glaubt man, sie müsse jeden Moment ihre leicht gesenkten Augen heben und ihre entspannten Lippen öffnen. Noch bezaubernder ist die peruanisch inspirierte Vase in Form einer Frauenbüste mit Schlangen-Gürtel – ihre Züge können es leicht mit der Anmut einer Nofretete aufnehmen. Und diese Keramiken soll wirklich dieselbe Hand geschaffen haben, die malend oder zeichnend bei fast allem scheiterte, was sich nicht flach und parallel zur Bildoberfläche bewegte? Man traut seinen Augen nicht.


Tête de jeune martiniquaise 1884

Auch das Geschäftsmodell Künstlerkeramik hat bei Gauguin nicht funktioniert – und so wurde das Geld immer knapper. Auf seiner zweiten Reise in die Südsee trocknete seine Börse dann so vollständig aus, dass er auf den Marquesas-Inseln strandete – ohne Mittel für die Rückfahrt nach Frankreich. Allerdings blieb er auch auf Empfehlung seines Galeristen Ambroise Vollard der Heimat fern – denn der spürte, dass der von Gauguin konstruierte «Primitivismus» ganz allmählich beim Publikum zu greifen begann. Also bat der Künstler seinen Händler, ihm Leinwände zu senden und dazu Samen europäischer Blumen. Denn in den letzten Jahren seines Lebens sass Gauguin gerne in seinem Haus und malte dort ein Bouquet von Sonnenblumen nach dem anderen. Das Primitive war ihm offenbar plötzlich über und die Sehnsucht nach dem Vertrauten gross.


Gehörnter Kopf

Es ist wahrlich eine ungewohnte Geschichte, die in Kopenhagen inszeniert wird. Es ist die Erzählung einer Leben und Werk umfassenden Konstruktion, die ihren Schöpfer letztlich verschlingt. Das hört sich nach grosser Verkrampfung an – aber ist denn das, was wir heute so gerne als Lebensgestaltung preisen, so weit von einer solchen Konstruktion entfernt? Paul Gauguin hat um die Gestaltung seiner selbst gerungen – und diesen Kampf hat er meisterlich geführt.

Bis 28. August 2016. Katalog.


Nota. - "Allerdings mag das mangelnde Talent mit ein Grund gewesen sein, dass er jene Vereinfachungen seiner Bildsprache erfand, für die ihn die Welt heute liebt und verehrt. So gesehen könnte man sagen, Gauguin habe aus der Not vielleicht keine Tugend gemacht, aber doch einen eigenen Stil entwickelt" - das muss man sich als Kritiker erstmal zu schreiben trauen! Um dann auch noch hinzuzufügen, dass er persönlich wohl ein ziemliches Ekel war. Dass er alles auf zwei Dimensionen plattgedrückt und dann flach unter die Bildfläche gelegt hat, weil er's nicht besser konnte, hätte ich nichtmal zu denken gewagt. So kühn kannte ich S. Herzog noch gar nicht, man muss ihm gratulieren, und auch zu der klaren Sprache, die er auf einmal findet.

Und nun werde ich mir die Gauguin-Sammlung auf meiner Festplatte nochmal genauer ansehen, ob ich auch so viele Fehler finde wie der Kritiker. Die Südsee-Bilder habe ich noch nie leiden können, aber unter den Sachen aus der Zeit von Pont Aven habe ich einige gute Stücke - Landschaften, was sonst! - gefunden; vielleicht aus Trotz? Habe ich mich von den Preziösen bluffen lassen und dem Gedanken stattgegeben: Wen so viele Kenner verehren, wird wohl schon ein Meister gewesen sein - ? 

Ich frage mich, ob Hr. Herzog bei van Gogh auch so kritisch wäre. Oder womöglich bei Cézanne?!
JE


FRANCE-ART-PAINTING-POST-IMPRESSIONISM

aus Die Presse, Wien, 07.05.2016 

Gauguin, genialer Stratege
Eine außergewöhnliche Ausstellung in Kopenhagen entlarvt Paul Gauguin als einen berechnenden Kunstmarktstrategen. Sein Plan ist (spät) aufgegangen.

   
Seine Werke erreichen auf dem Auktionsmarkt Spitzenpreise, die kleine Zeichnung der Rückenansicht eines Tahiti-Mädchens aus den Jahren 1901–02 brachte bei Sotheby's 2011 rund 577.000 Pfund, ein Ölgemälde mit einem Südseemädchen wechselte voriges Jahr laut Medienmeldungen per Privatverkauf für geschätzte 300 Mio. Dollar den Besitzer. Paul Gauguin (1848–1903) ist heute einer der bekanntesten Impressionisten. Zu seinen Lebzeiten war das allerdings anders. Einige seiner Kollegen schätzten den Maler keineswegs, Edgar Degas und Paul Cézanne verbaten ihm sogar den Zutritt zu ihren Ateliers. Den Grund dafür erfährt man jetzt in einer außergewöhnlichen Ausstellung in Kopenhagen: „Gauguin's Worlds“ in der Carlsberg Glyptothek zeigt anhand von 71 Werken, dass der berühmte Gauguin weniger ein genialer Maler war denn ein knallharter Kunststratege, der seine Bildmotive nach dem Markt ausrichtete.

Brosche für Frau Mette

Gauguin gelangte über Umwege zur Malerei. Mit 17 Jahren trat er als Offiziersanwärter in die Handelsmarine ein, wechselte zur Kriegsmarine und wurde später Börsenmakler. Damals sammelte er bereits Werke von Delacroix bis Courbet und begann, selbst zu malen. Aus dieser Zeit stammt auch das früheste Werk, das im Besitz der Glyptothek ist und jetzt erstmals ausgestellt wird: eine kleine Brosche aus Metall und Glas, in die Haare eingearbeitet sind. 1879 hat Gauguin das Stück für seine Frau Mette gebastelt. 1882 verlor Gauguin wegen eines Börsenkrachs seine Stellung und der 34-jährige Vater von vier Kindern – das fünfte war gerade unterwegs – entschied sich ganz für die Malerei. Er hatte damit gerechnet, schnell bekannt und wohlhabend zu werden. 


Was läuft gut bei den Kollegen? 

Der Plan ging nicht auf. Warum ihm der Erfolg so lang verwehrt geblieben ist, erklärt die Kuratorin der Glyptothek, Line Clausen-Pedersen: „In der Maltechnik ist Gauguin ein Moderner gewesen, in seinen Motiven nicht.“ Statt seinen Stil auszubilden habe er immer geschaut, was bei den Kollegen gut läuft. Denn Gauguin war nicht der geniale Maler, sondern eine Art früher Jeff Koons: „Er war sehr berechnend, wollte unbedingt Erfolg haben und Geld verdienen“, fasst die Kuratorin zusammen. So probierte er, neben der Malerei einen Markt für Grafiken, Holzschnitte und sogar Keramiken aufzubauen. Heute kennt man 60 dieser faszinierenden Grotesken, die als Gefäße mit Henkeln und Ausguss geformt sind. In Motivik und Verarbeitung erinnern sie an Volkskunst, manche zeigen Gesichter, andere sind nahezu abstrakte Formen. Wahrscheinlich waren es insgesamt 200 Keramiken, 15 davon besitzt heute die Glyptothek.

In „Gauguin's World“ wird gerade bei diesen Werkgruppen offensichtlich, dass der Maler schon lang vor Tahiti das Ursprüngliche gesucht hat – nicht aus ethnografischem Interesse, sondern als Motive für seine Kunst. 1891 schiffte er sich dann nach Tahiti ein auf der Suche nach „glücklichen Bewohnern eines unbeachteten Paradieses“, wie er in einem Brief schrieb. Die Realität sah anders aus: Es war eine französische Kolonie mit Wellblechhütten, westlicher Kleidung und Armut. In einem Brief an seine Frau schreibt Gauguin, der auf Tahiti mit einer 13-Jährigen zusammenlebt: „Hier ist das Leben sehr teuer, und ich ruiniere meine Gesundheit, da ich nicht esse. Ich spüre, wie ich alt werde, und zwar schnell.“ In seiner Malerei aber erschuf er sich die erträumte exotische, farbenprächtige Welt eines primitiven Lebens – und erfand sich nicht nur die perfekten Sujets, sondern erntete endlich den ersehnten Erfolg. Aber Clausen-Perdersen betont: „Er malte in der Südsee, aber immer mit Paris im Kopf.“ Aus einem Briefwechsel weiß man, dass er sich nicht nur Leinwände und Farbpigmente, sondern auch Blumensamen für Sonnenblumen und Lilien schicken ließ. Tahiti war eine Fiktion, und zwar dezidiert für den Pariser Kunstmarkt.

Der Erfolg verbot ihm eine Rückkehr. 


Bald verschlechterte sich sein Gesundheitszustand, seine Beine waren zerfressen von Ekzemen, eine Folge seiner Syphilis. Gauguin wollte zurück nach Frankreich. Doch damit hätte er seine eigene Legende vom Leben im Paradies zerstören. „Sie sind jetzt dieser seltsame, legendäre Künstler, der aus der Tiefe Ozeaniens seine bestürzenden, unnachahmlichen Werke schickt“, schrieb ihm ein Freund aus Paris. „Sie dürfen nicht wiederkommen.“ Am 8. Mai 1903 starb Gauguin mit knapp 55 Jahren in Atouana auf La Dominique. Damals befand sich noch keines seiner Werke in Dänemark, obwohl seine Frau Mette bereits seit 1884 mit den Kindern in Kopenhagen lebte. Sie war aus Geldnot zu ihrer Familie zurückgekehrt. Aber erst 1914 begann der damalige Direktor Helge Jacobsen für die Glyptothek Werke Gauguins anzukaufen, schenkte dem Haus später acht weitere aus seinem Privatbesitz. Heute besitzt die Glyptothek 54 Werke des Meisters, und es wird weiter angekauft. Drei der 15 Keramiken wurden unlängst auf Auktionen erworben. Diese Skulpturen sind weitaus weniger gefragt als die Malerei, erklärt Direktor Flemming Friborg, die Objekte „kosteten zusammen unter 500.000 Euro“. Für das Verständnis des Malers allerdings, das beweist diese Ausstellung, sind sie von 

Bis 28. 8., Ny Carlsberg Glyptotek.

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