Dienstag, 22. September 2015

Ältester Schmuck in Marokko gefunden.


Durchbohrte Nassarius-Muscheln Institute of Archaeology, University of Oxford
Quelle: idw

Bei Ausgrabungen in Marokko ist der bisher älteste datierbare Schmuck der Menschheit gefunden worden: fingernagelgroße, perforierte und mit Ocker verzierte Nassarius-Muscheln.

Die Grotte des Pigeons bei Taforalt in Marokko, von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, gewährt immer wieder Einblicke in das Leben der ersten modernen Menschen in Afrika. Eine Begräbnisstätte wie auch Funde von Schmuck und den Knochen erlegter Tiere belegen, dass die Höhle über lange Zeit als Anlaufpunkt diente.

Bei den Ausgrabungen unter Leitung von Prof. Nick Barton (Institute of Archaeology, University of Oxford) und Dr. Abdeljalil Bouzzougar (Institut National des Sciences de l’Archéologie et Patrimoine, Rabat, Marokko) fanden sich nun die ältesten, als Schmuck verwendeten Nassarius-Muscheln.


Nur fingernagelgroße, perforierte und teilweise mit rotem Ocker verzierte Muscheln – so muss man sich den Schmuck unserer Vorfahren vorstellen. Die neu entdeckten Muscheln müssen, ausgehend von bereits datierten Muscheln aus höheren Sedimentschichten, die 82 000 Jahre alt sind, noch älter sein. Damit wäre der Schmuck bedeutend älter als die in der Blombos Höhle in Südafrika gefundenen Muscheln derselben Art, deren Alter von 72 000 Jahren belegt ist. Die ältesten Funde solcher Schmuckstücke in Europa sind gerade einmal 40 000 Jahre alt.

Besonders faszinierend an diesen Schmuckstücken ist die Tatsache, dass ähnliche Stücke in einer geographisch so weit entfernten Region gefunden wurden. Die seit 2005 an dem Projekt beteiligte Archäologin Dr. Elaine Turner vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum erklärt, dass das Alter der in Marokko gefundenen Muscheln nahe legt, dass Menschen schon vor mehr als 82 000 Jahren eine fortgeschrittene symbolische Kultur entwickelt hatten: Für sie war mehr von Bedeutung als nur der tägliche Überlebenskampf um Nahrung, Wasser und den Schutz vor Raubtieren.


 •Juli 9, 2009 


Nota. - Ästhetisches Wahrnehmen gilt unter Paläoanthropologen als ein und womöglich das Kriterium, an dem Homo sapiens von seinen Vorgängen unterschieden werden kann. Allerdings hat man in Südafrika Hinweise darauf gefunden, dass Körperbemalung - nur zur Zierde oder aus kultischen Gründen? - schon bei Homo erectus vorkam. Allerdings sind es nur Werstätten, an denen Ockerfarben abgebaut und zubereitet worden sind. Über deren Verwendung kann man naturgemäß nur mutmaßen, weil keine dazu passenden Objekte gefunden wurden; und Menschen haut ist vergänglich.
JE

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