Dienstag, 1. September 2015

Der Grund des Ästhetischen ist das Staunen.

lomboki

Ist einmal das Auffassen nicht möglich, so entsteht ein Staunen, welches der Grund des Erhabenen ist. 
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J. G. Fichte, Wissenschaftslehre nova methodo, Hamburg 1982, S. 57


Nota. - Bei Kant kam das Erhabene etwas verlegen hinter dem Schönen hergehinkt, Schelling stellte es gleichberechtigt an seine Seite, und bei den Modernen, heißt es seit Adorno, träte es geradezu an seine Stelle. - Da ist was dran, und wenn man das Ästhetische nicht auffasst als etwas, das immer gegeben war, sondern als etwas, das immer erst werden muss, dann könnte man obige Fichte-Stelle als Grund-Satz für eine Theorie der Ästhetik ansehen: im Unterschied nämlich zu einer Theorie des Wissens.

PS. - Dass den Römern der Satz Nil admirari als maßgebende Lebensweisheit galt, weist darauf hin, wieso sie in ästhetischen Dingen nie aus dem Schatten der Griechen heraustreten konnten.


PPS. - Könnte man nicht den Charakter einer Nation danach beurteilen, ob ihre Sprache für das Stauen ein treffendes Wort hat?


PPPS. - ...und verstünde man besser, warum Joh. Fr. Herbart ausgerechnet die 'ästhetische Darstellung der Welt' für die eigentlichste Angelegenheit der Pädagogik nehmen konnte.


PPPPS. - Und schließlich wäre auch der Anfang aller Philosophie ein ästhetischer (und die Römer konnten ihn nie finden).

JE



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