Freitag, 21. Februar 2014

Architektur ist keine Bildende Kunst.



Seit in der Malerei das historisch-motivisch-Thematische hinter das rein-Ästhetische zurückgetreten ist, wurde das Neue allerdings zu einer notwendigen Bedingung der Bildenden Kunst. Nicht mehr sein Gegenstnd kann das Werk rechtfertigen, sondern allein seine ästhetische Qualität. Und die muss, je mehr man "alles schon mal gesehen hat", eine neue sein: Der Künstler rechtfertigt sich, indem er dem Publikum die Augen öffnet für etwas, das vorher nicht sichtbar war.


Da müssen sie sich seit gut einem halben Jahrhunderet immer fester an den Finger saugen, damit was kommt, und die Unken im Tümpel lassen vernehmen: "Das Tafelbild ist erschöpft, mit der Malerei geht es zu Ende."


Die Architektur ist keine Bildende Kunst, sondern ein nützliches Handwerk. Sie schafft Räume, die für Zwecke bestimmt sind. Wenn sie ihrem Zweck gerecht werden, gefällt es dem Bauherrn - aus Interesse. Aber Bauwerke stehen - je größer sie sind, umso auffälliger - in der Öffentlichkeit. Die Öffentlichkeit fragt, soweit sie nicht selber zu den Nutzern zählt, nicht nach der Funktion, sondern "ob es in seine Umgebung passt". Darüber kann gestritten werden; aber nicht dafür baut der Architekt ein Haus, sondern damit es eben seinen Zwecken entspricht. 


Repräsentation gehört zu den möglichen Zwecken eines Bauwerks (und eines Gemäldes, solange Kunst auch aus Interesse gefallen sollte). Dies auf der einen, der zwie- oder mehrspältige Anspruch der Öffentlichkeit, 'dass es in seine Umgebung passt', auf der andern Seite eröffnet der Architektur einen weiten ästhetischen Spielraum; macht sie aber nicht zu einer Bildenden Kunst. Macht die Architekten nicht zu Künstlern, aber womöglich zu mehr als das. Anders als jene können sie nämlich nicht in Beliebigkeit versacken. Denn ihrem Zweck entsprechen müssen die Bauwerke nun einmal, da führt kein noch so einfallsreicher Weg vorbei, und irgendwie aussehen werden sie auch, selbst wenn dem Baumeister gar nichts einfiel. 


Das ist eine Herausforderung, um die, vielleicht ohne es zu wissen, mancher Künstler den Architekten beneidet. Denn dass es für sie keine Herausforderungen mehr gibt, sieht man den Werken so vieler Maler leider an.
JE  

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen