Freitag, 14. Februar 2014
Schönheit und Evolution.
aus scinexx
Ist Schönheit relativ?
Symmetrie, Kindchenschema und Proportionen
Wäre Venus, die griechische Göttin der Schönheit heute noch Model-tauglich, oder müsste auch sie sich erst einer Radikal-Diät unterziehen, um Barbie-Maße zu erreichen?
Das Schönheitsideal und die Mode haben sich im Laufe der Geschichte immer wieder geändert, so dass sich die Frage stellt: Gibt es überhaupt so etwas wie die Schönheit? Egal ob beim Menschen, in der Musik oder beim Betrachten einer Landschaft. Oder ist diese Geschmacksfrage immer subjektiv?
Was auch immer als schön gilt - das Streben nach Perfektion begleitet die Menscheitsgeschichte. Aber warum wollen wir eigentlich möglichst attraktiv sein?
Kein Wunder, dass sich längst die Wissenschaft mit dem Phänomen der Schönheit befasst...
Inhalt:
Wettstreit der Göttinnen
Warum wollen wir überhaupt schön sein?
Voll normal
Ist Durchschnitt Trumpf?
Spieglein, Spieglein an der Wand...
Symmetrie und Kindchenschema
Twiggy oder Rubensfrau
Schönheit im Wandel der Zeit
Lippenteller gefällig?
Der gemeinsame Nenner der Schönheit
Es grünt so grün
Welche Landschaft ist schön?
Mozart oder Madonna?
Schöne Musik
Starb Napoleon an der Farbe Grün?
Farben und ihre Wirkung
Kerstin Fels
Stand 01.07.2005
Wettstreit der Göttinnen
Warum wollen wir überhaupt schön sein?
Da hatte Eris, die griechische Göttin der Zwietracht, dem armen Hirten Paris ja etwas Schönes eingebrockt. Ausgerechnet er sollte im Wettstreit zwischen den drei Göttinnen Athena, Helena und Venus entscheiden, welcher von ihnen der Apfel mit der Aufschrift "der Schönsten" gebühre. Das Rennen schließlich machte Venus - ob sie allerdings wirklich die Schönste war, darf bezweifelt werden, immerhin hatte sie Paris bestochen und ihm für seine Entscheidung die schöne Helena versprochen.
Welche Göttin nun auch immer die größte Attraktivität besaß - die Sage zeigt, dass das Streben nach Schönheit schon sehr, sehr alt ist und selbst für diejenigen eine Bedeutung hat, die doch eigentlich schon alles haben. Heute ist es nicht anders, die Kosmetikindustrie macht Milliardenumsätze mit unseren Versuchen, möglichst schön zu wirken. Warum aber wollen wir überhaupt gut aussehen?
Schuld daran ist nur die geschlechtliche Fortpflanzung. Würden wir uns alle parthenogenetisch, also ohne vorhergehende Befruchtung fortpflanzen, wäre uns allen das Aussehen vermutlich furchtbar egal. Die sexuelle Reproduktion aber hat einige Vorteile und konnte sich daher im Laufe der Evolution durchsetzen. Hierbei tragen die Nachkommen nicht die identische genetische Information wie die Mutter, sondern haben Anteile aus den Genen beider Elternteile. Auf diese Weise wird die Variabilität der Gene gefördert und der Genpool einer Population ist eher für veränderte Umweltbedingungen gerüstet - die Wahrscheinlichkeit, dass die Population ausstirbt, ist somit geringer.
Um nun unsere Gene im Genpool zu erhalten, müssen wir möglichst viele Nachkommen mit einer hohen Überlebenschance zeugen - zumindest rein biologisch gesehen. Gesunder Nachwuchs setzt vor allem gutes Genmaterial voraus - und da kommt die Wahl des Partners ins Spiel. Die Kriterien zur Partnerwahl unterscheiden sich kulturell nicht so stark, wie man annehmen könnte.
Ein Beispiel: Marilyn Monroe war unter anderem für ihre aufreizende Sanduhr-Figur mit der schmalen Taille berühmt. Bei weiblichen Models gilt 90-60-90 als Gardemaß und Korsetts, die die Taille von Frauen eng zusammenschnüren, waren im Laufe der Jahrhunderte immer mal wieder in Mode. Die Forscher glauben zu wissen, warum das so ist. Ausgerüstet mit Bildern von zwölf Frauen im Badeanzug - alle mit unterschiedlichem Taille-Hüfte-Verhältnis - reisten sie um die Welt und befragten die verschiedensten Kulturen nach der schönsten Frau.
Die Ergebnisse sind eindeutig. Eine der Badeanzug-Schönheiten wird weltweit bevorzugt. Aus ihren Proportionen kann ein Taille-Hüfte-Verhältnis von 0,7 errechnet werden. Je nach Kultur schwankt das Schönheitideal um diesen Wert. Einige afrikanische Völker bevorzugen insgesamt größere Proportionen - das ideale Verhältnis von Taille zum Hüftumfang liegt aber auch hier bei 0,74. Die schmale Taille stellt dabei vermutlich eine Art Schlüsselreiz dar, der eine erwachsene, zeugungsfähige Frau kennzeichnet. Der in der Kindheit noch eher zylindrische Körper produziert nun genug weibliche Hormone, zusätzliches Fett wird für die Schwangerschaft eingelagert. Mit dieser Frau kann also Nachwuchs gezeugt werden - sie gilt als schön.
Breite Schultern, schmale Hüften: So "muss" ein Mann aussehen
Bei Männern hingegen gilt ein Verhältnis von 0,9 als besonders attraktiv. Dazu breite Schultern, ein kräftiges Kinn, markante Züge und eine hohe Statur. Dies alles sind Zeichen für einen hohen Testosteronspiegel. Die durch Testosteron ausgeprägten Eigenschaften wie eine verstärkte Muskelbildung wiederum befähigen den Mann besonders gut dazu, die Frau in der (damals) gefährlichen Zeit der Schwangerschaft zu unterstützen.
Alles passt gut zusammen - bis auf eine Kleinigkeit. Die Matsigenka, ein kleiner Stamm in Peru, bevorzugt Frauen, bei der gar keine Taille zu sehen ist. Lange grübelten die Forscher über diese Ausnahme nach, bis sie schließlich den Grund fanden: Die Matsigenka bevorzugen männliche Nachkommen - und die ist um so wahrscheinlicher, je weniger weibliche Hormone die Partnerin produziert. Und diese Frauen erkennt man an den schmalen Hüften.
Voll normal
Ist Durchschnitt Trumpf? Oft werden Sie mit anderen Leuten verwechselt und den Spruch "Sie kommen mir irgendwie bekannt vor" hören Sie fast täglich? Kurz: Sie sehen vollkommen durchschnittlich aus? Gut für Sie, denn zahlreiche Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass durchschnittliche Gesichter von den meisten Menschen als besonders attraktiv bewertet werden. Langsam allerdings gerät diese Theorie ins Wanken...
Durchschnitt oder glatte Haut- was ist entscheidend
Die so genannte Durchschnittshypothese geht davon aus, dass ein künstliches Gesicht, das Merkmale aus möglichst vielen Gesichtern enthält, als schöner empfunden wird als die real existierenden Einzel-Gesichter. Zur Überprüfung dieser These wird der Computer herangezogen. Mithilfe von spezieller "Morphing-Software" werden Fotos real existierender Gesichter so miteinander gemischt, dass daraus ein neues Gesicht als eine Art Mittelwert aus allen verwendeten Fotos entsteht.
Tatsächlich bewerten die meisten Probanden die gemorphten Durchschnittsgesichter als schöner als die Gesichter "echter" Personen. Je mehr wirkliche Gesichter in ein computergeneriertes Überlagerungsgesicht einfließen, desto attraktiver erscheint dann das entsprechende künstliche Gesicht.
Aber warum? Eine Rolle spielt vermutlich die Tatsache, dass ein durchschnittliches Gesicht mit Merkmalen möglichst vieler Gesichter ein biologisches Zeichen für eine hohe genetische Variabilität ist - beste Voraussetzungen also zum Erzeugen gesunder Nachkommen. Außerdem werden durch das Morphing-Verfahren kleinere Unebenheiten ausgeglichen - das überlagerte Gesicht erscheint symmetrischer und damit attraktiver.
So weit so gut, es gibt allerdings auch Fakten, die gegen die Durchschnittshypothese sprechen. So gibt es in der Regel immer "normale" also nicht veränderte Gesichter, die schöner wirken als das durch Überlagerungen entstandene Gesicht. Außerdem zeigte sich in einer psychologischen Studie der Universität Regensburg, dass ein gemorphtes Gesicht, dass aus vielen attraktiven Gesichtern entstanden ist, als sehr schön empfunden wird. Ein Gesicht aber, das durch Überlagerung vieler unattraktiver Gesichter gebildet wird, wirkt noch nicht automatisch schön. Für die Attraktivität der überlagerten Gesichter ist also vor allem die Attraktivität der Einzelgesichter wichtig, nicht so sehr die Anzahl der verwendeten Gesichter. Und: Ein gemorphtes Gesicht ist zwar schön, aber noch lange nicht ideal.
Die Regensburger Forscher vermuten vielmehr, dass ein unerwünschter Face-Lifting-Effekt beim Morphen eine nicht unerhebliche Rolle bei der Bewertung der berechneten Gesichter spielt. Durch das Überlagern der einzelnen Gesichter verschwinden nämlich Hautunreinheiten und Falten. Dadurch wirkt das entstandene Gesicht mit der makellosen Haut automatisch jünger und gesünder.
Zur Überprüfung näherten die Wissenschaftler Gesichter an die Proportionen des Durchschnittsgesichtes an - ließen die Haut aber unverändert. Das Ergebnis: Nur unattraktive Gesichter werden nach dieser Prozedur als schöner bewertet. Attraktive Gesichter gewinnen durch eine Annäherung an den Durchschnitt nicht an Schönheit.
Die Beschaffenheit der Haut spielt also eine bedeutende Rolle. Kein Wunder - makellose Haut ist schließlich ein untrügliches Zeichen für Gesundheit, während faltige, verfärbte oder von Pusteln übersäte Haut auf Krankheiten oder ein fortgeschrittenes Alter hindeuten.
Spieglein, Spieglein an der Wand...
Symmetrie und Kindchenschema
Zu der Zeit, in der Pythagoras seinen berühmten Satz zu rechtwinkligen Dreiecken formulierte, war der Begriff der Symmetrie im alten Griechenland bereits allgemein geläufig. Symmetrie wurde allerdings nicht allein als geometrische Eigenschaft verstanden, sondern sie kennzeichnete etwas besonders Harmonisches und Vollkommenes.
Auch heute gilt ein Zusammenhang zwischen Symmetrie und Schönheit als selbstverständlich. Sowohl im Tierreich als auch bei uns Menschen ist Symmetrie bei der Partnerwahl gefragt. Warum? Ganz einfach: Symmetrie gilt als äußerer Anzeiger genetischer Fitness, denn asymmetrische Proportionen entstehen vor allem durch Krankheit, Mutation oder andere Störungen während der Embryonalentwicklung. Kurz: Ist die äußere Gestalt symmetrisch, ist auch mit den Genen alles in Ordnung und der Zeugung von überlebensfähigen Nachkommen steht nichts im Wege.
Doch ganz so einfach ist die Gleichung symmetrisches Gesicht = schönes Gesicht dann doch nicht. Einer Studie der Universität Regensburg zufolge ist Symmetrie zwar ein Faktor, der die Attraktivität beeinflusst - aber nur in relativ geringer Weise. Ein sehr unsymmetrisches Gesicht wird zwar selten als schön empfunden, schöne Gesichter sind aber nicht immer symmetrisch - man denke nur an Cindy Crawfords berühmtes Muttermal am Mund. Ebenso muss ein als unattraktiv eingeordnetes Gesicht nicht unbedingt asymmetrisch sein.
Welches Gesicht ist schöner? Das obere wurde an kindliche Proportionen angepasst.
Wo also liegt nun das Geheimnis der Schönheit? Die Beschaffenheit der Haut spielt zwar eine nicht zu unterschätzende Rolle, aber nun gelten schließlich nicht alle Gesichter mit glatter Haut automatisch auch als schön.
Eine weitere Rolle - zumindest für die weibliche Schönheit - spielt sicher eine Annäherung an das Kindchenschema. Große Augen, eine hohe, runde Stirn, ein kleines Kinn und ein kleines Stupsnäschen werden bei Frauen als attraktiv bewertet. Viele Frauen nehmen auf Fotos automatisch eine Kopfhaltung ein, die diese Merkmale herausstreicht: Kinn nach unten, weit geöffnete Augen nach oben gerichtet - so erscheinen Stirn und Augen größer, die untere Gesichtshälfte dagegen kleiner.
Der Grund dafür: mal wieder die Fortpflanzung. Vermutlich stellte es für Männer im Laufe der Menscheitsgeschichte einen evolutionären Vorteil dar, ihre Gene mit denen möglichst junger Frauen zu teilen. Denn diese waren meist gesünder als ältere Frauen und noch länger fruchtbar. Experimente bestätigen dies: Wird ein Gesicht per Computer an typische Proportionen des Kindchenschemas angepasst, so weist es in der Regel eine höhere Attraktivität auf als das Originalgesicht - egal ob es sich dabei um ein besonders schönes Gesicht handelt oder nicht.
Andererseits sind die Models Kate Moss und Nadja Auermann unter anderem für ihre ausgeprägten Wangenknochen bekannt und auch Cindy Crawford hat nicht gerade große Kulleraugen. Trotzdem zählen diese Frauen zu den schönsten der Welt. Und auch das macht biologisch Sinn: Schließlich bedeutete es für Männer im Laufe der Evolution mit Sicherheit keinen Vorteil, Nachkommen mit Frauen zeugen zu wollen, die die Geschlechtsreife noch nicht erreicht haben. Gewisse Merkmale reiferer Frauen - etwa ausgeprägte Wangenknochen statt kindlicher Pausbäckchen oder aber ein gut gepolstertes Dekolletee - zeigen das Erreichen eines erforderlichen Mindestalters an und werden daher als schön empfunden.
Ein möglichst durchschnittliches, ebenmäßiges und symmetrisches Gesicht mit kindlichen Merkmalen muss demnach nicht automatisch für eine Karriere als internationales Topmodel prädestiniert sein. Schönheit wird durch eine Vielzahl von Faktoren bestimmt, die nur schwer in klare Regeln einzugrenzen sind. Es gibt aber eine Reihe von Merkmalen, die in einer Vielzahl von Fällen ein schönes Gesicht von einem eher unattraktiven Gesicht unterscheiden.
Twiggy oder Rubensfrau
Schönheit im Wandel der Zeit
Die Steinzeit
Bereits sehr früh wurden menschliche Proportionen künstlerisch dargestellt. Ein berühmtes Beispiel ist die Venus von Willendorf. Wenn sie dem damaligen Schönheitsideal entsprach, hatten die Menschen der Steinzeit eine Vorliebe für voluminöse Bäuche und Hinterteile, große, hängende Brüste und dicke Beine.
Die Ägypter
Noch immer gilt Kleopatra als Inbegriff für eine schöne Frau. Anscheinend tat sie auch einiges für ihren Körper, überliefert ist etwa, dass sie täglich in Esels- oder Stutenmilch badete. Allgemein wurde im Alten Ägypten die Haut sehr sorgfältig gereinigt und gepflegt. Kosmetik war Schutz gegen die sengende Sonne, Sand und Fliegen, die Krankheiten übertragen konnten - Körperpflege war daher sowohl Frauen- als auch Männersache.
Vor allem die Augen wurden durch grüne oder schwarze Farbe betont - teils zum Schutz gegen Augenkrankheiten, teils aus religiösen Gründen. Der Sonnengott Ra wurde durch das Auge symbolisiert, spezielle Kosmetika hatten daher magische Bedeutung. Make-up-Herstellung war somit oft Sache der Priester.
Griechen
"Weißer als Elfenbein" stellte sich Homer die perfekte Frauenhaut vor - bei Männern dagegen galt dunklere Haut als schön. Schließlich sollten sie - ganz dem Grundsatz 'Mens sana in corpore sano' entsprechend - ein aktives, sportliches Leben im Freien geführt haben.
Insgesamt waren sowohl männliche als auch weibliche Schönheit sehr wichtig. Vor allem die Ausgewogenheit der Proportionen galt als wichtigstes Kriterium der Schönheit. Dieses Ideal hat die abendländische Kultur entscheidend geprägt.
Römer
Die Römer ließen sich genüsslich in Thermen oder Bädern von Sklaven massieren und ausgiebig duschen. Den Gestank der Barbaren, die sie besiegt hatten, erschien ihnen unerträglich, so entstand in den Kolonien schnell eine Vielzahl von Badehäusern.
Make-up war den Römern auch nicht fremd. Im Grab von Poppäa, der Frau Neros, fand man Lippenstift aus Zinnober, grüne Schminke aus Malachit, Bleiglanzpulver und gebrannten Kork, der als Wimperntusche verwendet wurde. Nachdem das römische Reich zerfallen war, wurde Make-up als heidnisch abgelehnt - der natürlich blasse Teint galt nun als schön.
Ästhetik der Proportionen in der Renaissance
Mittelalter
Das Christentum gewann immer mehr an Bedeutung - dadurch wurde das Schönheitsideal stark beeinflusst. Die übermäßige Pflege des Körpers oder das Auftragen von Schminke galten als heidnisch. Vor allem schönen Frauen wurde mit Misstrauen begegnet, galten sie doch seit der durch Eva verursachten Vertreibung aus dem Paradies als gefährliche Verführerinnen. Gemälde aus dieser Zeit zeigen eine zunehmend androgyne Darstellung der Frauen ohne üppige Proportionen.
Natürlich war das Aussehen trotzdem nicht völlig egal. So galt möglichst helle Haut als Schönheitsideal, wer es sich leisten konnte, mied also die Sonne. Regelmäßige Aderlässe verstärkten den blassen Teint und Frauen verwendeten sogar giftiges Bleiweiß, um ihr Gesicht aufzuhellen.
Auf Hygiene legte man allerdings keinen gesteigerten Wert. Sich nicht zu waschen galt als christlich - Wasser und Seife wurden durch Parfum und Puder ersetzt. In der Tat verdächtigte man übertriebene Hygiene sogar als Wegbereiter für die Pest.
Renaissance, Barock und Rokoko
In der Renaissance wurden antike Kulturen und deren Schönheitsideale wiederentdeckt. Ein schöner Körper musste nun nicht gleich eine Versuchung des Teufels sein - vielmehr galt alles hässliche nun als diabolisch. Frauenkörper wurden nicht mehr männlich schmal sondern sehr üppig dargestellt. Die Frauen auf den Bildern des Malers Peter Paul Rubens stehen noch heute als stellvertretend für das mollige Ideal der damaligen Zeit.
Kurvenreich - die Frauengestalten des Barock
Männer und Frauen verwenden daher wieder sehr viel Zeit mit der Pflege ihres Körpers - Wasser und Seife kamen jedoch noch immer selten zum Einsatz. So gab es in Versailles, dem prächtigen Schloss des Sonnenkönigs Ludwig XIV, für Hunderte von Menschen nur zwei Badezimmer und keine einzige Toilette. Stattdessen wurden Unmengen an Puder und Parfum verwendet. Ins Gesicht geklebte Schönheitsflecken sollten zudem die Pockennarben verdecken.
Die französische Revolution wurde unter anderem auch deshalb ausgelöst, weil das hungernde Volk Anstoß an der Tatsache nahm, dass der Adel verschwenderisch Weizenmehl zum Pudern der weißen Perücken verwendete.
19. Jahrhundert
Nach der französichen Revolution war die Kleidung für eine Weile bequemer und praktischer geworden - bald aber mussten Frauen sich in enge Korsetts und aufwendige Kleider zwängen. Für Frisuren und Make-up wurde noch immer viel Zeit verwendet, allerdings nur bei Frauen. Inzwischen galt es als unmännlich, sich herauszuputzen. Männer trugen keine Schminke mehr, keine Perücken und hatten vorwiegend kurzes Haar.
Zunehmend galt dann auch bei Frauen starkes Make-up als unmoralisch.
20. Jahrhundert
In den 20er Jahren kam mit beginnender Emanzipation die erste Schlankheitswelle und mit ihr männliche Kurzhaarschnitte für Frauen auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg dagegen waren gut genährte Körper begehrter - gepolsterte BHs sollten der Statur mehr Fülle verleihen.
Allgemein wurde das Schönheitsideal stark durch das Kino mitgeformt. Marlene Dietrich, Audrey Hepburn oder Marylin Monroe verkörperten jeweils den Frauentyp einer bestimmten Zeit - Millionen von Frauen wollten so aussehen wie sie. In den 60er Jahren hätte aber Marylin Monroe mit Kleidergröße 44 schon als zu mollig gegolten. Das dünne Model Twiggy bescherte mit ihren 42 Kilo bei 1,70 Metern Körpergröße zahlreichen Frauen eine neue Krankheit - die Magersucht.
Heute
Erst in den letzten Jahren ist Schönheitspflege auch bei Männern wieder allgemein akzeptiert. Die natürliche Schönheit reicht einmal wieder nicht, man sollte für den Körper auch etwas tun. So schlagen sich Männer wie Frauen mit unzähligen Pflegeprodukten herum, formen sich im Fitness-Center und vor allem bei den Jüngeren wächst die Akzeptanz für plastische Chirurgie.
Lippenteller gefällig?
Der gemeinsame Nenner der Schönheit
Viele Kleidungsstücke, die wir in den Achtzigern noch mit Begeisterung getragen haben, würden wir heute nicht mehr anziehen. Ähnlich vergänglich wie die Mode scheint auch menschliche Schönheit zu sein. Schließlich hätte die typische Rubens-Frau heutzutage nicht einmal mehr Chancen auf einen Modeljob für einen Katalog mit Mode für Mollige.
Ebenso gelten in unterschiedlichen Kulturen verschiedene Schönheitsideale. Die auf Tellergröße gedehnten Unterlippen gelten bei äthiopischen Surma-Frauen als schön - bei den Apa Tani im Nordosten von Indien genießt diejenige Frau das höchste Ansehen, die ihren Nasenrücken durch eingelegte Scheiben am meisten vergrößert hat. Andererseits gilt Nofretete, die Gemahlin des ägyptischen Königs Echnaton nach Tausenden von Jahren auch in unserer Kultur als sehr schön. Ändert sich das Schönheitsideal also fortwährend oder gibt es eine zeitlose, völkerübergreifende Schönheit?
Zeitlos schön
Es scheint so, zumindest ergaben Tests mit verschiedenen Fotos von Gesichtern, dass so unterschiedliche kulturelle Gruppen wie US-Amerikaner, Lateinamerikaner, Briten, Deutsche, Koreaner, Inder, Chinesen, Nigerianer, Südafrikaner, Russen und Japaner übereinstimmende Urteile fällen und mehrheitlich die gleichen Gesichter auswählen. Aber könnte dieses Ideal in unserer vernetzten Welt nicht auch durch die Medien anerzogen sein?
Um diese Frage zu klären, beobachtete die texanische Psychologin Judith Langlois das Verhalten von Babys. Da die drei bis sechs Monate alten Säuglinge noch nicht durch die Medien gelernt haben können, was Schönheit bedeutet, war sie gespannt, ob sich bereits bei Babys eine Präferenz für bestimmte Gesichter abzeichnen würde. Und wenn ja: für welche? Das Ergebnis: Die jungen Probanden sehen sich einige Gesichter länger an als andere - vermutlich weil sie diese gerne sehen, also schön finden. Es waren genau die gleichen Gesichter, die auch von Erwachsenen als attraktiv bewertet wurden - die Wahrnehmung von Schönheit und das Empfinden, was als schön gilt, scheint also vererbt zu sein.
Ganz statisch bleibt die Idealvorstellung allerdings nicht. Äußere Einflüsse wie die Medien spielen dabei eine entscheidende Rolle. So wurde gerade im 20. Jahrhundert das bevorzugte Ideal stark durch das aufkommende Kino verbreitet. Auch gesellschaftliche Faktoren sind nicht unbedeutend. Nach dem Krieg galten gut genährte Frauen als anziehend, es waren gesunde Mütter gefragt, die kräftige Nachkommen zeugen können. Erstaunlich ist auch, dass sich Schlankheitswellen immer dann durchgesetzt haben, wenn eine feministische Bewegung aufkam und die Frauen sich emanzipierten.
Ebenso wie sich ein Look im Laufe der Zeit ändert, wird es auch immer Kulturen geben, in denen sich ein aus unserer Sicht bizarres Schönheitsideal etabliert hat. Dennoch: solange harmonische Proportionen gewahrt werden, die Maße des Körpers zueinander passen, keine extremen Abweichungen von der Norm und keine äußerlich erkennbaren Anzeichen einer Krankheit sichtbar sind, gilt ein Mensch selten als wirklich unattraktiv.
Anscheinend liegt also das Grundverständnis von Schönheit nicht besonders weit auseinander - viele Attribute, die als schön gelten haben sich schließlich innerhalb der Menschheitsgeschichte evolutiv entwickelt - und sind somit für alle Menschen ähnlich. Auch wenn sich Mode und Zeitgeist ändern: Einen wirklich schönen Menschen kann (nahezu) nichts entstellen.
Es grünt so grün
Welche Landschaft ist schön?
Langsam versinkt die Sonne am Horizont - die letzten Strahlen spiegeln sich im Meer und der Himmel erstrahlt in vielerlei Rot-Tönen. Wunderschön... aber denkt das auch jemand, der in der Wüste groß geworden ist?
Ein Bayer wird stets die Schönheit der Berge lieben, der Norddeutsche dagegen vermisst in dieser Gegend das weite Meer. In der Regel werden Formen und Farben, die für die eigene Umgebung charakteristisch sind, von den meisten als besonders reizvoll bewertet. Verständlicherweise empfinden daher die Inuit ihre für uns eher feindlich und unwirtlich wirkende Eislandschaft als schön.
Dennoch gibt es zahlreiche Gemeinsamkeiten. Zumindest für die Industrienationen in Europa, Amerika und Asien konnten anhand von Umfragen und Fotoserien mit Naturaufnahmen relativ gut übereinstimmende Präferenzen ermittelt werden, die vermutlich genetisch bedingt, also im Laufe der Evolution entstanden sind. Es gibt also Landschaften, die unabhängig von der jeweiligen Herkunft der Befragten als schön empfunden werden. Gerade die Werbung macht sich diesen Effekt zunutze, indem sie Autos, Zigaretten oder Alkohol in ansprechender Natur präsentiert.
Zunächst wird der Aufenthalt in der Natur ganz allgemein von der Mehrzahl der Befragten als angenehm empfunden. Vor allem frische Luft, Bewegung und Entspannung sind dabei die häufigsten Motive für einen Spaziergang oder ähnliches. Wichtig ist dabei vor allem der Aspekt der "unberührten Natur". Natürlich gibt es solche Regionen kaum noch, eine Landschaft ohne sichtbare künstliche Elemente wie Gebäude oder Hochspannungsleitungen wirkt dagegen natürlich genug, um als schön eingestuft zu werden.
Mehr noch: Künstlich angelegte Parks werden oft gegenüber echten, wild wachsenden Landschaften bevorzugt. Die offene Savanne, in der unsere Vorfahren lebten, ähnelt eher einer solchen überschaubaren, künstlich geschaffenen Szenerie. Mögliche Nahrungsquellen oder sich nähernde Feinde werden hier schon früh erkannt.
In einer Umfrage zur Nutzung des Teutoburger Waldes gaben 74 Prozent der Befragten an, lieber querfeldein oder auf kleinen Pfaden zu gehen, als ausschließlich die angelegten Wanderwege zu nutzen. Dies spiegelt eine allgemeingültige Entdeckerfreude wieder. Eine Landschaft wird vor allem dann als schön empfunden, wenn sie möglichst abwechslungsreich ist. Auch hier meldet sich wieder der Geist unserer Vorfahren - nach evolutionären Gesichtspunkten haben wir schließlich die Savanne gerade erst verlassen. Eine strukturreiche Umgebung ermöglichte es den Urmenschen besonders gut, sich bei Gefahr zu verstecken oder neue, noch unentdeckte Nahrungsquellen aufzutun.
Ungeschlagen zur ästhetischen Aufwertung einer Landschaft ist daher auch jede Form von Wasser, ohne das kein menschliches Leben möglich wäre. Wasserfälle, Seen, Teiche, Bäche und das Meer werten eine Landschaft immer auf. Als besondere Favoriten gelten dabei ruhige Wasserflächen, in denen sich das bewachsene Ufer spiegelt.
Ein weiteres Highlight bildet die Aussicht. Eine beschwerliche Wanderung auf einen Berg wird durch den Blick von oben gerechtfertigt. Der evolutionäre Grund für diese Vorliebe ist vermutlich der Überlebensvorteil, der sich dem mit der Übersicht über das Gelände bietet. Eine sich nähernde Gefahr wird schneller erkannt und auch die Flucht bergab gestaltet sich weniger mühsam. Trotzdem wirkt die schönste Bergszenerie aus dem letzten Urlaub zuhause auf dem Erinnerungsfoto weniger prächtig. Der Grund liegt in der fehlenden dritten Dimension. Auch die räumliche Wahrnehmung stellt einen evolutionären Vorteil dar und wird als besonders schön empfunden. Landschaften, in denen die Räumlichkeit besonders betont wird, etwa ein See inmitten von hoch aufragenden Felsen, gelten als sehr reizvoll.
Mozart oder Madonna?
Schöne Musik
Es war bestimmt kein einfaches Konzert, das Johann Sebastian Bach seinen Zuhörern mit der "Kunst der Fuge" zumutete. Ähnlich irritierend wie ein abstraktes Gemälde gegenüber realistischen Darstellungen wirkt, mag diese neue Musik gewirkt haben, in der nicht der Inhalt, sondern vielmehr die Mathematik durch genau definierte Intervalle und geometrische Ordnungen im Vordergrund stand. Auch Pythagoras hatte bereits den Zusammenhang von Musik und Geometrie erkannt, als er eine Saite um genau die Hälfte verkürzte und auf diese Weise einen Ton erzeugte, der eine Oktave höher lag.
Musik bleibt nicht ohne Wirkung - bestimmte Musik lässt Pflanzen besser wachsen und regt die Milchproduktion bei Kühen an. Im Vergleich zu visuellen Eindrücken beeinflusst sie beim Menschen das vegetative Nervensystem stärker und spricht daher viel eher Emotionen und Erinnerungen an. Tatsächlich werden durch Musik jene Teile im Emotionssystem des Gehirns stimuliert, die auch von Sex oder einem guten Essen angeregt werden. Bestimmte Musik, die bei jedem Menschen verschieden ist, kann also Glücksgefühle auslösen und einen Schauer über den Rücken laufen lassen.
Während der evolutionäre Sinn eines angenehmen Gefühls bei der Nahrungsaufnahme oder der Fortpflanzung auf der Hand liegt, bleibt allerdings noch ungeklärt, welchen Vorteil das Hören von Musik bietet. Die Musiktherapie geht davon aus, dass bestimmte Musik dabei hilft, unterdrückte Emotionen freizusetzen und somit positiv auf das psychische Wohlbefinden wirken.
Auch wenn jeder einen anderen Musikgeschmack hat - einige Gemeinsamkeiten bei der Beurteilung der Ästhetik eines Tons gibt es doch. So wird zum Beispiel ein reiner Sinuston zunächst als schön, dann aber zunehmend als langweilig empfunden. In der Regel erzeugt sowieso kein Instrument einen reinen Sinuston ohne Oberschwingung. Sobald die Frequenzen dieser Obertöne ganzzahlige Vielfache der Grundtonfrequenz sind, wird der Ton als harmonisch, als schön empfunden. Ein Zweiklang gilt dann als schön, wenn das Verhältnis beider Frequenzen dem zweier nicht zu großer natürlicher Zahlen entspricht.
Bei der Beurteilung der Schönheit eines bestimmten Rhythmus spielt vielleicht eine embryonale Konditionierung auf den Herzschlag der Mutter eine Rolle, der dann als schön empfunden wird. So können Säuglinge beruhigt werden, indem man ihnen den Herzrhythmus der eigenen Mutter vorspielt. Ganz allgemein gibt es Rhythmen, die eher beruhigen und solche, die anregend wirken - und zwar kulturübergreifend auf der ganzen Welt. In beinahe allen Völkern wurden Rhythmen zur Koordinierung von Arbeitsleistungen und der Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls eingesetzt.
Wenn Techno-Jünger sich mithilfe eintöniger Rhythmen in Trance tanzen, wissen sie vermutlich nicht, dass die veränderten Bewusstseinszustände auf eine ähnliche Weise hervorgerufen werden wie epileptische Anfälle. Die einförmige Musik setzt mit wiederholtem Reiz Neuronen in Schwingung - durch Resonanzwirkung geraten immer mehr Neuronenkreise in eine gleichförmige Schwingung, wie bei einem Anfall.
Ob ein bestimmtes Geräusch als angenehm oder störend empfunden wird, hängt vor allem mit seiner Beschaffenheit zusammen. So werden künstlich erzeugte Geräusche in einer natürlichen Umgebung als störend empfunden, etwa der Motor eines Autos im Wald. Das Rauschen eines Baches dagegen wirkt - selbst wenn seine Lautstärke die des Autos übertrifft - eher angenehm. Ein gewisser Hintergrundlärm ist sogar nötig, damit wir uns wohl fühlen. Der Aufenthalt in einem schallisolierten Raum, in dem eine unnatürliche Stille herrscht, wird als erdrückend und beklemmend empfunden.
Starb Napoleon an der Farbe Grün?
Farben und ihre Wirkung
Von 1815 bis 1821 lebte Napoleon in Verbannung auf der Insel St. Helena. In dieser Zeit hielt er sich - von Depressionen geplagt - oft in seinem grün tapezierten Zimmer auf und schrieb an seinen Memoiren. Als er dann schließlich an Magenkrebs starb, dachte sich keiner etwas Außergewöhnliches dabei - zunächst. Einige Haare Napoleons, die aufbewahrt worden waren, sorgten nämlich in den 60er Jahren für Aufregung: Sie enthielten Spuren von Arsen! War der ehemalige Kaiser vergiftet worden?
Die Einlagerung von Arsen in die Haare ist jedoch kein typisches Symptom für einen vorsätzlichen Mord mit einer tödlichen Dosis Arsen. Viel wahrscheinlicher ist es, dass Napoleon einer geringen Dosis des Giftes über einen langen Zeitraum ausgesetzt war. Und hier kommt die grüne Tapete seines Zimmers ins Spiel: Der damals verwendete Farbstoff war Kupferarsenit. Drang Feuchtigkeit in das Zimmer ein, entstand Dimethyl- oder Trimethylarsin. Das Einatmen dieser giftigen Verbindung könnte also für Napoleons Tod verantwortlich sein, oder doch zumindest seinen Gesundheitszustand verschlechtert haben.
Natürlich geschieht es eher selten, dass eine Vorliebe oder Abneigung gegen bestimmte Farben eine solch tiefgreifende Wirkung haben - dennoch beeinflussen Farben unsere Wahrnehmung nicht unerheblich. Farben rufen bestimmte Stimmungen oder Empfindungen hervor, beeinflussen sogar unser Bewusstsein. So vergeht bei grünem Licht die Zeit subjektiv viel schneller als etwa bei Rotlicht, ein gelbes Bonbon wirkt saurer als ein rotes und orange regt die Magen-Darm-Funktion an.
Doch woher kommt dieser Einfluss der Farben? Teilweise liegt die Wirkung einer Farbe auf der Hand. Blau etwa wird von den meisten Menschen als ruhig, weit und kühl empfunden - nicht weiter verwunderlich, kennen wir Blau ursprünglich doch vor allem als die Farbe von Wasser oder des Himmels. Grün dagegen ist eine "Wohlfühl-Farbe", in vielen Wüstenländern gilt sie als Farbe des Lebens und in einer grünen Umgebung wirkt ein Geräusch weniger laut als in einem andersfarbigen Umfeld. Und tatsächlich bietet uns eine grüne Landschaft die bestmögliche Lebensgrundlage.
Jede Farbe hat ihre eigene Wirkung
Auf diese Weise lässt sich die Farbwirkung jedoch nicht vollständig erklären. Rot (wie die Glut am Feuer unserer Vorfahren) zum Beispiel wirkt auf jeden Menschen warm. Ob dadurch aber eine Empfindung von Geborgenheit oder eher Beengtheit ausgelöst wird, ist individuell verschieden, denn Farbwirkung ist auch erlernt.
Während wir zu einer Hochzeit "unschuldiges" Weiß tragen, ist diese Garderobe in anderen Kulturen zu einer Beerdigung angebracht. Wir wiederum sind auf Beerdigungen schwarz gekleidet, denn diese Farbe steht für alle Zivilisationen für das "Nichts". Da nach dem christlichen Glauben auf den Tod keine Wiedergeburt erfolgt, wurde Schwarz zum Symbol für den Tod und erhielt so seine eher negative Besetzung. Die Farbe Rot galt vor allem früher als königlich, denn die Herstellung des Farbstoffs aus der Purpurschnecke war so kostspielig, dass nur die höchsten SchichteNn ihn sich leisten konnten. Im Russischen haben die Worte "Schön" und "Rot" den selben Wortstamm. Heute wird die Farbe eher mit Revolution und Kommunismus verbunden.
Die Werbung nutzt unsere Farbempfindungen (so sind zum Beispiel fast alle Hygieneartikel in frisch und rein wirkendem weiß und blau oder türkis gehalten), schafft sie aber auch selber. So floppte die geplante Einführung einer kristallklaren Cola, weil der Konsument bereits gelernt hatte, dass Cola eben Braun zu sein hat. Dass schwarz-gelb Gefahr bedeutet, haben wir ebenfalls gelernt - anhand der Warntracht von Wespen und Feuersalamandern.
Nota.
Die Geschichte der menschlichen Evolution kann freilich nur erklären, warum die Geschmäcker so vieler Menschen sich ähnlich sind. Das ist freilich in ästhetischer Hinsicht das Uninteressanteste. Die wahre Pointe beim Geschmack ist die, dass jeder seinen eigenen hat - mehr oder weniger. Und angeblich lässt sich darüber nicht einmal streiten! Nämlich nicht mit Vernunftgründen, aber die liefert die Evolutionsgeschichte genau genommen auch nicht. Und nur vor diesem Hintergrund konnte andersrum die Frage aufkommen, wie sich die großen Ähnlichkeiten im Durchschnitt erklären lassen. - Aber schon zur Erklärung unterschiedlicher ästhetischer Normen in den verschiedenen Kulturen liefert die 'Evolutionäre Ästhetik' keinen Beitrag, und schon gar nicht zum Verständnis unterschiedlicher Epochalstile. Ja noch nicht einmal zu dem weithin unbeachteten Umstand, dass es eine Abfolge von Stilepochen offenbar nur im Abendland gab, liefert sie eine Erläuterung...
JE
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