aus Der Standard, Wien, 9.11.2015 The Transformations of Flesh, 1949
Maler Ernst Fuchs gestorben
Mitbegründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus starb heute, Montag, Morgen im 86. Lebensjahr an Altersschwäche, wie seine Familie mitteilte
Wien – Es gab unter den Zeitgenossen kaum einen Künstler, auf den der Begriff des "Malerfürsten" besser passte: Sein obligates Käppchen gehörte ebenso zu den Markenzeichen von Ernst Fuchs wie sein Vollbart. Der Lebenskünstler verkörperte in gewissem Sinn selbst das Gesamtkunstwerk, für das er so leidenschaftlich eintrat. Am Montag ist er im Alter von 85 Jahren verstorben.
aus Cherub Paintings
Fuchs war Mitbegründer der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Am 13. Februar 1930 in Wien als einziges Kind eines jüdischen Altwarenhändlers und einer katholischen Näherin geboren, begann er mit 15 als "Wunderkind" sein Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Albert Paris Gütersloh. Inspiriert von der altmeisterlichen Malerei, dem Jugendstil und den Surrealisten schuf er von religiösen und mythologischen Motiven dominierte Traumlandschaften und Visionen.
Paris, Dali und Zyklus als Form
1948 gründete Fuchs mit seinen Studienkollegen Anton Lehmden, Arik Brauer und Güterslohs Sohn Wolfgang Hutter sowie dem knapp 15 Jahre älteren Rudolf Hausner die Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Im selben Jahr reiste er erstmals nach Paris, wohin er 1950 für zwölf Jahre übersiedelte. In dieser Zeit unternahm Fuchs zahlreiche Reisen nach Italien, Spanien, England und in die USA und lernte Künstler wie Salvador Dali, Giorgio de Chirico und Jean Cocteau kennen. Er etablierte sich als herausragender Grafiker und entdeckte den Zyklus als Form.
aus Cherub Paintings
Auf der Suche nach archetypischen Urbildern – dem "verschollenen Stil" – experimentierte er auch mit verschiedenen Drogen. 1957 zog er sich für Monate in das Kloster "Dormitio" bei Jerusalem zurück und begann eine monumentale "Abendmahl"-Darstellung, an der er jahrzehntelang arbeitete. 1966 veröffentlichte er das Buch "Architectura Caelestis. Die Bilder des verschollenen Stils", eine der wichtigsten programmatischen Schriften aus dem Kreis der Phantasten, worin er gegen die "Pest des Rationalismus und des Konstruktivismus" anschrieb. Ziel sei "all der herrliche Kitsch, den die Maschinenpuritaner verboten haben".
Innenarchitektur, Design, Film, Bühne
In den 1970er Jahren begann Fuchs auch im Bereich Innenarchitektur und Design sowie für Film und Bühne (Opern- und Ballettausstattungen) zu arbeiten. 1972 kaufte er eine von Otto Wagner entworfene Villa in Wien-Hütteldorf, die er restaurierte und aufwendig umgestaltete. 1988 wurde die Villa als Privatmuseum und Sammlung Ernst Fuchs eröffnet, heute ist sie auch Sitz der Ernst Fuchs-Privatstiftung. Seit damals lebte der 16-fache Vater in Monte Carlo und wohnte, wenn er zu Besuch in Wien weilte, im Hotel.
Nymphäum Omega in Hütteldorf
Einzelausstellungen in aller Welt zählte der geschäftstüchtige Künstlerfürst weit über 100. Er beschäftigte sich neben seinen Gemälden, Skulpturen, Grafiken, Gedichten, Liedern und Buchillustrationen auch mit zahlreichen Architektur- und Skulpturprojekten für den öffentlichen Raum, etwa die Apokalypse-Kapelle in der Stadtpfarrkirche St. Aegyd in Klagenfurt, ein monumentales Werk, an dem er über 20 Jahre arbeitete.
Ehre und Ausstellungen
2000 wurde Fuchs der französische Orden eines "Officier dans l'Ordre des Arts et des Lettres" verliehen, 2009 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse, 2010 folgte das Goldene Verdienstzeichen der Stadt Wien. Unter dem Titel "Phantastisches Leben – Erinnerungen" hatte Fuchs bereits 2001 seine Memoiren veröffentlicht. Zu seinem 80. Geburtstag war sein Werk in der Schau "Die phantastische Sammlung" im Wiener Palais Palffy zu sehen. Dort eröffnete der Künstler 2013 auch die "Akademie für visionäre Kunst" – eine private Kunstschule, die mit "kontemporären Trends" der Kunstausbildung brechen und zu "klassischen akademischen Malmethoden" und altmeisterlichen Techniken zurückkehren will.
Lohengrin
Zuletzt geriet Fuchs durch seine Scheidung von seiner seit 30 Jahren getrennt lebenden Ehefrau Eva und der anschließenden Verlobung mit seiner Muse Uta Saabel sowie einen Kunstdiebstahl aus einem Depot in die Schlagzeilen.
Familiäres
Ernst Fuchs verstarb laut einer Aussendung seiner Familie im Wiener Sophienspital an Altersschwäche. Engste Familienmitglieder seien anwesend gewesen, als der Künstler "friedlich einschlafen konnte". Seinem Wunsch gemäß werde Fuchs auf dem Hütteldorfer Friedhof bestattet – der Termin werde bekannt gegeben, sobald er feststeht.
Moses und der brennende Dornbusch
Fuchs hinterlasse 15 Kinder und "ein großes künstlerisches Werk als Maler, Bildhauer, Dichter, Designer und Komponist", würdigte ihn seine Familie. "Sein Optimismus, seine Spontanität und Großzügigkeit hat Generationen von Künstlern und Freunden inspiriert und wird uns immer in Erinnerung bleiben." (APA)
Christus vor Pilatus
Nota. - Eigentlich sollte ich ein Faible haben für den Magischen Realismus und hätte vielleicht auch eins, hätte ich mich beizeiten darum gekümmert. Für Ernst Fuschs musste ich es der Aktualität halber heute nachholen und muss sagen, vieles sieht so aus, als hätte ich's schonmal gesehen - bei Gustave Moreau, den ich nicht mag, bei Max Ernst, den ich schätze, bei Dalí natürlich, auch bei Arcimboldo und, horribile dictu, selbst bei Magritte; bei Präraffaeliten und Franz von Stuck und was weiß ich bei wem. Das ist kein ästhetisch erhebliches Urteil, das gebe ich zu, aber es treibt mich nicht, mir eines zu verschaffen.
Vielleicht sehe ich mich ja mal bei Rudolf Hausner um.
JE
Ernst Fuchs, aus Cherub Paintigs
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