Freitag, 31. Mai 2019

Das Paradox des ästhetischen Zustands.

Zurbarán

Anschauen ist als absehendes Hinwenden auf... eine Tätigkeit. Es ist die Elementarform der Reflexion und nur 'durch Freiheit möglich'. Zugleich aber verliert sich das Subjekt beim Anschauen in den Gegenstand. Es ist ein  unfreier Zustand, in dem er Mensch leidend ist. Im Anschauen begibt sich der Mensch aus Freiheit in Unfreiheit. Es ist ein Widersinn. Dieser Widersinn macht den ästhetischen Zustand aus. 

Aus seiner Befangenheit im Gegenstsand reißt sich das Bewusstsein durch den freien Entschluss zum Bestimmen: im Identi- fizieren des Gegenstands durch das Zuschreiben qualitativer Merkmale. Es ist nicht länger leidend, sondern wieder tätig.

Das Gefühl des Tätigseins ist dem bürgerlichen Menschen habituell geworden, sobald er den öffentlichen Raum betritt. Das absichtlich-absichtslose Anschauen bedarf einer besonderen Bemühung - im Museum, im Konzert.

Das ist der Grund, weshalb der ästhetische Zustand nicht unser Normalzustand ist. Im Gegenstand zu versinken kann man sich nur leisten, wo man - und sei's im öffentlichen Raum - privat ist.

Sich gehenlassen ist ganz etwas anderes. Im Gegenstand des Gefühls versinken ist etwas anderes, als im Gefühl zu versinken, denn im Gefühl ist man bei sich und nicht im Gegenstand. Im eigenen Gefühl versinken ist kein ästhetischer Akt, sondern Kitsch.



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