John de Andrea Ariel II, Denver, 2011,
"Ein epochenübergreifendes Phänomen", heißt die Ausstellung im Untertitel. So ist es: Wenn man sich die Epochen nacheinander anschaut, wird einem auffallen, dass sich gewisse Merkmale - Eigenschaften, Züge, Charakteristik - in der einen und auch in den andern finden. Man wird die Phänomene herauspicken, neben einander halten und vergleichen. Und wenn man das gewohnheits- oder gar erwerbsmäßig tut, wird man gar meinen, ohne es recht zu bemerken, es gäbe im Hintergrund oder im Untergrund oder latent und stets auf dem Sprunge "die veristische Skulptur", die sich zu allen Zeiten immer wieder mal in die Erscheinung gedrängelt hat. Dann macht man sie zum sujet - engl. subject - einer Aus- stellung, und schon hat sie eigene Wirklichkeit.
spätgotisch, denke ich, aber ich konnte nichts herausfinden
Eins haben die gezeigten Bilder auf jeden Fall gemeinsam - eine Absicht der genauen Wiedergabe. Doch was meinte ein Künstler des 18. Jahrhunderts, wenn er uns die Wunden Jesu so echt "wie im wirklichen Leben" zeigen musste - war es dasselbe, was ein Künstler Mitte des 20. Jahrhunderts meinte, als er eine nackte Frau so detailgenau wie möglich in Bronze goß und mit Farbe bemalte wie die alten Griechen? Das ist kaum anzunehmen, die Jesusfigur war Gegenstand eines ritualisierten öffentlichen Kults, die pseudoantike Venus ist offenbar nicht so ("nicht ganz so") gemeint, wie sie aussieht, sondern 'will auf etwas verweisen', aber auf was?
Das ist nicht dieselbe Frage wie etwa die, inwiefern sich Realismus, Verismus, Hyperrealismus, PopArt und was weiß ich noch unterscheiden oder womöglich auch nicht. Denn das sind Kategorien für den Kunsthistoriker und mehr noch für den Sammler, aber sie helfen nicht, 'den Blick zu weiten', sondern verführen im Gegenteil zum Klassifizieren...
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