Sonntag, 23. August 2015

Ja, was ist denn nun Kunst?

aus nzz.ch, 23. 8. 2015                                                                         Jean-Honoré Fragonard, Personifikation der Bildhauerei

Was dürfen wir von Kunst erwarten?
Ein Happening in unseren Köpfen
Wie können wir sicher sein, dass, wo Kunst draufsteht, auch Kunst drinsteckt? Was bedeutet das Wort Kunst? Was verspricht es uns? Und was dürfen wir von einem Kunstwerk erwarten?

von Peter Meyer

Kunst kommt von Können. An dieser oft belächelten Binsenwahrheit ist, so scheint es, nicht zu rütteln. Wo immer wir herausragendem Können begegnen, auf welchem Gebiet das auch sei, da lassen wir uns beeindrucken und sind schnell bereit, von einer «Kunst» zu reden, wie die unzähligen Wortbildungen von Kochkunst bis Lebenskunst, von Kunstturnen bis Rechenkunst bezeugen. Nichts vermag uns so in seinen Bann zu ziehen wie ein perfektioniertes Können, besonders wenn es so weit jenseits unserer eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten liegt, dass wir es nur neidlos bestaunen und uns davon verzaubern lassen können. Und es scheint, dass dieses Erlebnis des Staunens und Bewunderns etwas ist, was wir suchen und was wir gerne mit Kunst in Verbindung bringen. 
...


Die NZZ hat mir rückwirkend untersagt, ihre Inhalte auf meinen Blogs wiederzugeben; also entferne ich sie nach und nach.
J. Ebmeier



  • Kunst ist, was Künstler machen.



  • Fragonard, Malerei

    Fragonard, Musik

    Dr. Peter Meyer ist Musikologe und Literaturwissenschafter in Zollikofen. Als Kunstphilosoph verknüpft er die Frage nach dem Wesen der Kunst aufs Engste mit der evolutionären Natur des Menschen.


    Fragonard, Literatur


    Nota. - "Wann und wie die Kunst ins Spiel kommt, das ist das Geheimnis, für das eine Erklärung gesucht werden muss, und zwar eine, die auch nüchterner Betrachtung einigermaßen standhält. An solchen Erklärungen fehlt es bis heute." Das bekümmert mich wohl, dass P. Meyer gar keine Notiz von mir nimmt, wo ich ihm doch längst die Ehre erwiesen habe, aber mein kleiner Blog erfährt nicht dieselbe Beachtung wie die NZZ, das habe ich mir fast schon gedacht.

    Mit andern Worten, ich habe eine solche Erklärung vorgetragen. Aber anders als P. Meyer verlege ich die Entstehung von Kunst nicht in die Rezeption, sondern in die Produktion der Werke. Genauer gesagt, nicht in die Rezipienten, sondern in die Produzenten. Das ist gar keine philosophische Frage. Ganz pragmatisch besehen, lässt sich 'das Kunsterleben' einer amorphen Menge Publikum einfach nicht objektivieren. Anders ist es mit den Künstlern. Dass Die Kunst im Abendland seit der Renaissance eine gesellschaftliche Instanz geworden ist, ebenso und zur selben Zeit wie auf dem Gegenpol Die Wissenschaft, ist ein kulturgeschichtliches Faktum, das kein Laie bestreiten wird, und wie die Akteure der Wissenschaft, sind die Akteure der Kunst zu einem gesellschaftlich, nämlich durch den Markt bestimmten Stand geworden. Das lässt sich objektivieren und in ganz nüchterne Worte fassen. Auf die Frage, ob Jeff Koons Puppy in Bilbao ein Kunstwerk ist, ist das keine Antwort, aber das Auszählen der Leute, die bei seinem Anblick ein Kunsterlebnis hatten, gäbe sie auch nicht; von der Qualität und Intensität des Erlebens gar nicht zu reden. Dass Jeff Koons dem Stand der Künstler angehört, und wie!, ist jedoch ein harter Fakt.

    Doch dies gebe ich zu: Der unübersehbare und offenbar elementare Zusammenhang der Kunst mit dem Ästhetischen wird durch meine Erklärung noch ein ganzes Stück geheimnisvoller als durch die von Peter Meyer. Aber das soll sie ruhig, das ist mir recht.
    JE

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