Mittwoch, 28. Mai 2014

Der Architekt Giulio Minoletti

 
aus nzz.ch, 22. Mai 2014, 05:30                                    Condominio ai Giardini d'Arcadia in corso di Porta Romana (1955-1959)

Der Architekt Giulio Minoletti
Italienische Heiterkeit 

holl. Die Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg waren die «stagione fortunata» der italienischen Baukunst. Giò Ponti, BBPR und Ignazio Gardella belebten die Szene, aber auch kleinere Meister wie der in Mailand tätige Giulio Minoletti (1910 bis 1981) entwickelten eine neue Sprache. Dieser hatte in den späten dreissiger Jahren als blutjunger Architekt unter dem Einfluss des Novecento-Klassizismus und eines schlackenlosen Rationalismus bereits Bauten von minimalistischer Bildhaftigkeit wie den Doppelwohnblock am Viale Molise realisiert. 

 
Beim Wochenendhaus in Varenna am Comersee näherte er sich dann einem filigran-modernen Ausdruck, den er nach dem Krieg noch steigerte, wie sein Meisterwerk zeigt: ein aus gestapelten Villen bestehender Palazzo mit plastisch vor- und rückspringender Gartenfassade. 


Palazzo Minoletti, auch Casa del Cedro

Das an Aalto, Niemeyer und Wright geschulte Interesse am Organischen konkretisierte Minoletti im Swimmingpool von Monza. 
 
 
Die Curtain Wall zitierte er im Palazzo Liquigas; und der Kontextualismus von BBPR prägte die Loggia-Fassade seines Hotels an der Via Bertani. Nun präsentiert die Galerie der Architekturakademie Mendrisio, die seit 2002 Minolettis Nachlass hütet und aufarbeitet, den vielseitigen Mailänder, der auch einen Luxuszug und mehrere Passagierdampfer gestaltete, in einer vorbildlichen, von einem Katalog begleiteten Schau als Architekten, Urbanisten und Designer. Eine Entdeckung.

Giulio Minoletti. Hrsg. Christian Sumi und Annalisa Viati Navone. Silvana Editoriale, Mailand 2014. 193 S., Fr. 25.–.
auch dieses Gebäude heißt heute schamfaft Palazzo Minoletti. Als es gebaut wurde, hieß es Casa del Fascio.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen