Ein bunter Container-Stapel
holl. Die Regenwälder rund um den Panamakanal zählen zu den artenreichsten der Erde. Gleich hinter ihnen aber erheben sich östlich der pazifischen Kanaleinfahrt die Türme von Panama-Stadt. Fast wie vor drei Millionen Jahren die Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika hat sich dieses Hochhausgebirge in den letzten Jahren gleichsam aus dem Nichts erhoben. Was zur Festigung des grossstädtischen Selbstbewusstseins noch fehlte, war ein Gebäude von touristischem Interesse.
Dies umso mehr, als die auf einer Halbinsel gelegene koloniale Altstadt, die 1997 von der Unesco zum Weltkulturerbe erhoben wurde, meerseitig hinter dem halbkreisförmigen Viadukt einer sechsspurigen Umfahrungsstrasse verschwunden ist. Sie soll zur Bewältigung der Autoflut dienen. Denn seit der Überwindung der 2007 ausgebrochenen Finanzkrise legen mehr oder weniger legal operierende Superreiche ihr Geld in der boomenden Bankenmetropole immer lieber in Luxusapartments an und befeuern so die Immobilienspekulation. Es sind denn auch Wohn- und Hoteltürme wie der ohrförmige Trump-Tower (284 Meter), die die eleganteste Skyline Lateinamerikas prägen, und weniger Bürohochhäuser wie der 243 Meter hohe «Tornillo», der einer futuristischen Ballerina gleich um die eigene Achse zu wirbeln scheint. Mit den glitzernden Wolkenkratzern rivalisiert seit kurzem ein knallbuntes Gebäude, das sich am Anfang des stadtseitig die Einfahrt zum Panamakanal begrenzenden Amador-Damms als international ausstrahlendes Wahrzeichen aufspielt.
Es handelt sich um das 1999 (im Hinblick auf die Rückgabe der Kanalzone) von Frank Gehry entworfene und nach langem Hin und Her im letzten Herbst eröffnete «Biomuseo». Gehry hat dem Naturmuseum das Aussehen eines Stapels zerborstener, wie von einem Tropensturm durcheinandergewirbelter Schiffscontainer gegeben. Abgewinkelte, von Betonpfeilern und Stahlträgern gehaltene Dachelemente in Rot, Gelb, Blau, Grün und Orange verankern die einzelnen Ausstellungsbauten am zentralen, an eine Waldlichtung erinnernden Freiluft-Atrium. In den einfachen, bald kubisch, bald organisch geformten Galerien ist eine vom kanadischen Designer Bruce Mau raffiniert inszenierte virtuelle Schau zu sehen, die die Bedeutung der panamaischen Landbrücke für die lokale Artenvielfalt, für die amerikanischen Lebenswelten, für die Entstehung des Europa wärmenden Golfstroms und für die Entwicklung der Menschheit veranschaulicht.
Nota. - Das Teil ist zwar schon vor sechzehn Jahren entworfen wurde, nur zwei Jahre, nachdem das Guggenheim Bilbao fertig war. Aber ich hätte wetten wollen, er hat das schrille Zeug inzwischen selber satt, er will nicht als Der Architektur- clown in die Kunstgeschichte eingehen. Es wäre vielleicht nicht einfach geworden, aber mit etwas Konsequenz hätte er an den Planungen bestimmt noch ein bisschen was ändern können.
Aber andererseits - ähnlich wie der schillernde Bubble Gum in die Industrieruine Bilbao, passt eine Sperrmüllhalde ins Stadtbild von Schickimicki-Panama. Ich hätte am Entwurf vielleicht auch nichts geändert. JE
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