Ein
Diskurs – discorso – spielt sich auf ein und derselben semantischen
Ebne ab: x ist, Modus ponens. In
einer Rede, wo sich die erste und die zweite semantische Ebene regelmäßig abwechseln – x ist; dass x ist –, ist das der
Diskurs. Der Logiker mag sagen: Das lässt sich ins Unendliche steigern. Der
Semantiker wird sagen: Ab einem bestimmten, nämlich je zu bestimmenden Punkt
wird es unüberschaubar, und hört daher
auf, ein Diskurs zu sein; findige
Köpfe mögen mehrere Diskurse herauslesen, die einander durchkreuzen, aber das
ist dann kein Diskurs mehr, sondern ein Bild,
das der Interpretation harrt und, anders als der Diskurs, nicht eindeutig ist. Weil und sofern der Diskurs
eindeutig ist, lässt er sich begreifen, und
dazu ist er da.
Die
Kunst argumentiert nicht mit Begriffen, sondern bringt Bilder zur Anschauung.
Doch ist Anschauung selber schon eine (allererste) Reflexion: 'Ich sehe' ist
schlechterdings nicht trennbar von 'Ich sehe dieses'. Frei steht mir aber
die Reflexion: 'Was ist dieses?' Frei
in dem Sinn, dass ich ohne weiteres darauf verzichten kann.
Die
diskursive Rede dient eo ipso – anders käme sie nicht vor – der Mitteilung. Die
Anschauung eines Kunstwerks dient zu-nächst einmal nicht der Mitteilung. Geschähe sie von vorherein um der Mitteilung willen, wäre sie nicht
Anschauung. (Das ist der
ursprüngliche ästhetische Sündenfall der Kunstkritik: Sie ist in ihrem Wesen absichtlich.) Dem ästhetischen
Betrachter steht aber frei, ob er das
Kunststück nicht auch auf einer zweiten semantischen Ebene anschauen will;
nämlich ironisch.
Einen Künstler und einen Betrachter, der diese Dimension nicht von vornherein im Auge hat, nennen wir naiv, aber das muss den einen so wenig berühren wie den andern.
Der Zöllner Rousseau war übrigens nicht naiv, er tat nur so. Das wiederum war ironisch, doch ironischerweise hat er es selber nicht ganz so aufgefasst.
Einen Künstler und einen Betrachter, der diese Dimension nicht von vornherein im Auge hat, nennen wir naiv, aber das muss den einen so wenig berühren wie den andern.
Der Zöllner Rousseau war übrigens nicht naiv, er tat nur so. Das wiederum war ironisch, doch ironischerweise hat er es selber nicht ganz so aufgefasst.
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