Samstag, 3. Oktober 2015

Geschmack ist nicht ererbt.

aus nzz.ch, 2.10.2015, 11:39 Uhr

Zwillingsstudie
Das «Auge des Betrachters» - entlarvt
Schönheit liegt im «Auge des Betrachters». Dass diese Spruchweisheit offenbar ihre Berechtigung hat, zeigt eine neue Zwillingsstudie.

AJa. Welche Gesichter empfinden wir als attraktiv? Im ersten Moment ist das einfach beantwortet: symmetrische Gesichter ohne Unebenheiten. Bei der Frage, welche Schauspielerin oder welcher Schauspieler schöner ist als die anderen, gehen die Meinungen jedoch auseinander. Forscher haben nun untersucht, ob das «Auge des Betrachters» in Bezug auf Schönheit durch die Gene oder durch die Umwelt geprägt ist.¹ 
¹ Current Biology, Online-Publikation vom 1. 10. 2015. 


Die NZZ hat mir rückwirkend die Verbreitung ihrer Inhalte untersagt. Ich werde sie nach und nach von meinen Blogs löschen  Jochen Ebmeie



aus derStandard.at, 1. Oktober 2015, 18:02

Schönheit ist Erfahrungssache
Wie wir Gesichter beurteilen, hat wenig mit unseren Genen zu tun. Individuelle Eindrücke spielen eine viel größere Rolle.

Boston – Ob man eine Person als attraktiv empfindet oder nicht, ist bis zu einem gewissen Grad genetisch determiniert – das haben frühere Studien mehrfach nachgewiesen. Einer der offenbar angeborenen Faktoren zur Beurteilung von Schönheit lautet Symmetrie: Zwei ungleiche Gesichtshälften werden tendenziell als weniger reizvoll empfunden.

Insgesamt dürften aber die Gene nur eine verschwindend geringe Rolle dabei spielen, was jeder von uns unter einem schönen Gesicht versteht: Eine aktuelle Untersuchung hat nun vielmehr nachgewiesen, dass Attraktivität tatsächlich überwiegend auf erlernten Kriterien basiert.
Zwillingsstudie

Die Forscher um Laura Germine vom Massachusetts General Hospital in Boston (USA) ließen insgesamt mehr als 760 eineiige und zweieiige Zwillingspaare die Attraktivität von 200 weiblichen und männlichen Gesichtern auf einer Skala von 1 bis 7 bewerten. Das Ergebnis: Unter eineiigen Zwillingen waren die Übereinstimmungen bei den Bewertungen trotz ihrer identischen genetischen Ausstattung nicht größer als in der anderen Gruppe. Germine und ihr Team schließen daraus, dass persönliche Erfahrungen und Umwelt maßgeblich das individuelle Schönheitsempfinden prägen.

"Wir schätzen, dass die individuellen ästhetischen Präferenzen bei Gesichtern etwa zur Hälfte mit denen anderer übereinstimmen und zur anderen Hälfte abweichen", schreiben die Wissenschafter in der aktuellen Ausgabe von "Current Biology". "Das passt zu der allgemeinen Wahrnehmung, dass einerseits Models mit ihrem guten Aussehen erfolgreich sind, aber andererseits Freunde endlos darüber diskutieren können, wer attraktiv ist oder nicht."

Subtile Erfahrungen geben den Ausschlag

Die Untersuchung der Forscher zeigt, dass jene Faktoren, die unser ästhetisches Empfinden formt, äußerst differenzierter Natur sind: "Ausschlaggebend sind nicht die Arten von Umwelt, wie wir sie etwa mit Familienmitgliedern teilen. Sie sind viel subtiler, individueller und umfassen einzigartige, höchstpersönliche Erfahrungen, etwa mit Freunden, in sozialen oder populären Medien", erklärt Germine.

Nicht Schulwahl, Nachbarschaft oder finanzieller Background der Eltern sind also wichtig, sondern vielmehr einzigartige Begegnungen, Filmbilder, die hängen bleiben, oder vielleicht das Gesicht der ersten Liebe. Mit anderen Worten: Unser jeweiliges Schönheitsideal ist nichts anderes, als die Summe unserer ganz persönlichen Erfahrungen. (APA/red)

Abstract
Current Biology: "Individual Aesthetic Preferences for Faces Are Shaped Mostly by Environments, Not Genes."


Nota.  Die Suche nach der Evolutionären Ästhetik ist eine dogmatische Schnapsidee. Eine stammesgeschichtlich ererbten Teil wird es in unsern Geschmäckern wohl geben  Süß und Salzig verträgt man ne ganze Menge, bei Sauer wirds schon enger, und mit Bitter ist nicht zu spaßen. Das mag Lebensmittelproduzenten interessieren, aber ästhetisch ist es belang-los. 

Ästhetisch belangvoll ist, dass und wie die Gechmäcker verschieden sind  und dabei doch immer über dieselben Steine stolpern. Und dass die Nationalstile verraten, dass unter den verschiedenen Geschmäckern doch auch Maßstäbe herr-schen, und dass gar die Epochalstile  die gab's nur im Abendland  Geschichte haben. Und en détail doch wieder jeder so urteilt, wie's ihm selbst gefällt.
JE


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