© AFP Ein frühes Modell der Louis Vuitton Fondation
Unter der Überschrift Die Gewalt des Aufritts beschäftigt sich Niklas Maak in der gestrigen FAZ (25. Oktober) mit Frank Gehrys Fondation Louis Vuitton in Paris; nachdem er unter anderm anmerkt, dass das, was im Computermodell so leicht und luftig wirkte, in echtem Stahl, echtem Glas und echtem Holz gelegentlich plump und dicht wirkt, gelangt er zu weiterreichenden Überlegungen:
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"Dieser neue Techno-Monumentalismus war aber nicht nur, wie es seine Verteidiger immer behaupten, eine Befreiung der Form aus dem Korsett von Entwurfsprozess und Statik, er brachte auch einige Probleme mit sich: Die Dekonstruktion wurde von einer Methode zu einem Stil, der von Dekonstruktion oft nur die ersten vier Buchstaben übrig ließ. Die Formen von torkelnden Hochhäusern in Prag und Düsseldorf wurden nach Belieben von hyperkomplexen Rechnern ausgespuckt, heute stehen diese Gebäude ein wenig wie Gestalten in der Stadt, die jeden Tag den gleichen Witz reißen. ...
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Diese Häuser – in Paris neben der Fondation Vuitton das bald eröffnende Kulturzentrum R4 auf dem Gelände einer ehemaligen Renault-Fabrik, wo auf 30000 Quadratmetern eine privat finanzierte Kunstwelt mit kommerziellen Galerien und Ausstellungsräumen entsteht, eine Art Anti-Pompidou – ergänzen und bereichern das Angebot der öffentlichen Museen nicht nur, sie konkurrieren mit ihnen, und das mit konkurrenzlos höheren Budgets.
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Ein Galerist, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, beklagt, dass die Fondation Vuitton Künstlern opulente Ausstellungen und sogar Ankäufe anbiete – „allerdings wollen die auch, dass diese Künstler dann erst mal nicht – oder höchstens in Kooperation und nach Absprache mit ihnen – in öffentlichen Museen wie dem Pompidou oder dem Palais de Tokyo gezeigt werden.“ Das wäre eine folgenreiche Schubumkehr der Hierarchien: Die öffentlichen Museen, in denen einst die Gesellschaft verhandelte, welche Kunst sie wichtig findet, müssen sich jetzt nach der Agenda von Privatinstitutionen richten.
alter Witz in Prag
Unsere Epoche wird kaum neue öffentliche Häuser, aber viele große Privatmuseen hinterlassen, deren Sammlungen letztendlich aus Kunstwerken zusammengesetzte, schmeichelhafte Selbstporträts einiger sehr erfolgreicher Unternehmer sind. Eines davon ist die Fondation Vuitton. Sie prangt im Bois de Boulogne wie das Krokodil auf dem Lacoste-Hemd, als leuchtendes Signet der neuen Privatsammlerwelt im öffentlichen Raum. Was Architektur stattdessen auch noch alles könnte, zeigt Gehrys Frühwerk im Centre Pompidou.
Die Ausstellung im Centre Pompidou läuft bis zum 26. Januar 2015. Der Katalog kostet 37 Euro.
Chiat/Day Building in Venice, California
26. Oktober 2014
Nota. - Ich warte immer noch darauf, dass Gehry endlich Schluss macht mit alle dem Killefitz und, von den Erwartungen des Publikums (selbst)befreit, auch einmal ein richtiges Haus baut. Doch anscheinend hat er gar nicht das Bedürfnis, wie schade.
JE