Montag, 6. März 2017

Nicht alle sind vom jüngsten Pritzker-Preis begeistert.

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"                                                                   Die juristische Fakultät von Girona in Katalonien, gebaut von RCR.

Unter der Überschrift Und das, findet ihr, ist gute Architektur? schreibt in der FAZ Aranda-Pigem-Vilalta.

Für der Epidemie der Stararchitecture sei der Pritzker-Preis höchstverantwortlich gewesen, alle einschlägigen Namen - Gehry, Zaha Hadid, Renzo Piano, Jean Nouvel, Herzog  de Meuron, Norman Foster - seien schon unter den Preisträgern gewesen:

"Architektur-Stars und Pritzker-Preis waren Teile eines Systems, die sich gegenseitig in ihrer Bedeutung steigerten: Der Pritzker-Preis verstärkte den Ruhm der Baumeister, ihr Ruf das Renommee des Preises. Selten wurde ein Büro erst durch den Pritzker-Preis international bekannt. Doch je stärker der Überdruss an der sogenannten „Starchitecture“, desto intensiver versucht die Pritzker-Jury, den Ruf loszuwerden, bloß die letzte Vergoldungsinstanz ohnehin berühmter, weißer, männlicher Architekten zu sein." 

Alejandro Aravena, Innovation Center der Katholischen Universität von Santigo de Chile

Im vergangenen Jahr wurde der Preis schlicßlich  an Alejandro Aravena vergeben als dem Vertreter eines „social turn“ in der Architektur. Es sollte doch endlich die  Architektur wieder an der Verbesserung der Lebens- und Alltagswelt des Menschen arbeiten und nicht nur am Ruhm der Architekten. möge. Schon beklagt Maak einen neuen Dogmatismus: Dass dazu unter Umständen "auch spektakuläre Kulturbauten gehören" könnten, sei bei der plötzlichen Abkehr von stararchitecture nun gänzlich in Vergessenheit geraten. 

"In diesem Jahr nun will man offenbar den Ruch, nur Stars zu prämieren, dadurch loswerden, dass erstmals ein nur regional bekanntes Büro den Preis erhält. Das ist an und für sich eine positive Nachricht, denn es gibt zurzeit mehr prämierungswürdige kleinere Büros, die 100.000 Dollar gut brauchen könnten, als je zuvor. Nur was spricht dafür, aus der Vielzahl dieser Büros ausgerechnet die im spanischen Olot tätigen Architekten Rafael Aranda, Carme Pigem und Ramon Vilalta auszuwählen?" 

Die öffentliche Loggia des La-Lira-Theaters in Ripoll lässt Maak ja gelten, mit langen Zähnen auch das Weingut Bell-Lloc. "Aber sonst?" Das Altersheim plus Stadtbiliothek im Sant-Antoni-Viertel in Barcelona sei "überdesignt" und sähe aus wie ein Krematorium:


"Wie ein Krematorium": Joan-Oliver-Bibliothek des Sant-Antoni-Quartiers in Barcelona

"Und das gefeierte Pierre Soulages-Museum in Rodez? Will so sehr selbst rostig-schicke Skulptur sein, dass die Werke darin verkümmern. Vieles, was RCR Arquitectes entwirft, ist vollkommen überdesignt und zeigt eher, wie der kostenintensive Design-Manierismus mancher „Starchitecture“ sich bis tief in die Provinz hineingefressen hat."

Und schon gar nichts abgewinnen kann er auch dem "kreischbunten" Kindergarten in Besalù:


Kindergarten Le Petit Comte in Besalù, Prov. Girona

Wenn ichs recht verstehe, ist für Niklas Maak die Architektur des RCR-Trios noch nicht schlicht und unspektakulär genug. Es sind aber auch keine Wohnhäuser, die ganze Viertel füllen, sondern, wie bei den Starachitekten, Solitäre. Aber Solitäre in normalen Wohnvierteln; in die sollen sie hineinpassen, die sollen sie aber auch aufwerten: Ein bisschen abheben müssen sie sich schon. Und der Kindergarten in Besalú liegt am Ortsrand, da darf er sogar von weitem auf sich aufmerksam machen.

Er sähe aus "wie ein umbautes Exerzierfeld, das man im letzten Moment unter Einsatz schrillster Farben auf Nutzung durch kleine Menschen ummodeln wollte". Er schiebt nach: "Was für eine Art von Raum Kinder brauchen, wurde hier nicht besonders erhellend beantwortet." Das klingt so, als sei es ausgemacht, dass Kinder eine andere Art von Raum "brauchen" als Erwachsene. Wie es sich trifft, bin ich selber hier sozusagen vom Fach und muss ihm sagen: Das ist ein kindertümelndes Dogma, das ein Architekt sich erst einmal aus dem Kopf schlagen muss, wenn er ein Gebäude plant, das hauptsächlich von Kindern bevölkert werden soll. 

von innen

Ich finde es gar nicht schlecht, dass hier alle nutzbaren Räume miteinander durch eine große, zur Hälfte überdachte Freifläche verbunden sind, die sich zum Dorf hin öffnet. Das ist nicht originell? Aber Herr Maak, darin sind wir uns doch wohl einig: Das ist ja nicht der Zweck eines Kindergartens. (Ein Wort übrigens zu den "kindgerechten" Farben: Sie helfen kleinen Kindern, die nicht Ost und West und nicht einmal links und rechts unterscheiden können, bei der Orieniereung.)

Die Frage Warum gerade die? ist natürlich berechtigt, aber sie ist inhaltslos, weil sie auch in jedem andern Fall berechtigt wäre. Richtig muss es lauten: "Warum die nicht?" Und da hat mich Niklas Maaks Darlegung nicht überzeugt.



Juristische Fakultät der Universität von Girona. - Man müsste sehen, wie es in seine Umgebung passt. Aber rechter Winkel ist an sich noch kein Verbrechen.

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