Kommentar zu einer Besprechung von
Juliane Rebentisch: Theorien der Gegenwartskunst zur Einführung. Junius-Verlag, Hamburg 2014. 256 S., Fr. 24.90.
"Eine philosophische Fundierung des Zeitgenössischen in der Kunst" soll es also sein, und das bestünde in ihrer Selbst- reflexivität, die nichts anderes als Selbstreferentialität ist, im glücklichen Fall eine "kritische Selbstüberschreitung der Moderne", nämlich: die "Verunsicherung der Grenze zwischen Fiktion und Realität".
Brian Tull Your Momma and Daddy Can't Save You Now, but Jesus Can 2015
Nun war letzteres aber schon eine Leistung - nein, nicht wirklich der Romantik, sondern - jener Moderne, die wir heute die Klassische nennen, weil sie schon so lange nicht mehr zeitgenössisch ist. Damit stand sie nämlich, sei es als Echo, sei es als Persiflage, sei es als Programm, "mitten drin" in ihrer Zeit und hat sie, wenn man so will, "reflektiert", nämlich anschaulich.
Das Medium der Reflexion in specie ist allerdings die diskursive Rede. Wo die neueste moderne Kunst sich selbst-reflektieren will, sollen die Künstler Bücher schreiben. Dann müssten sie clare et distincte in Wörter fassen, was sie aus Bequemlichkeit in ihren Werken nur unverständlich nuscheln: Es ist alles schonmal gemalt worden, alle Motive, alle Formen hat man schon gesehen, und die Bilder ohne Motiv mögen wir seit gut dreißig Jahren schon erst recht nicht mehr sehen.
Anselm Kiefer Steigend Sinke
Selbstreflexivität der allermodernsten Kunst ist nur ein prätentiös verschämter Ausdruck dafür, dass das, was seit ein, zwei Generationen gemalt wird, immer nur eine Variation ist zum allbeherrschenden Thema: Was kann man heute noch malen?
Na schön, nicht immer nur, sondern nur fast immer.
25. Mai 2014
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