Samstag, 21. Dezember 2013

Thomas Schütte als Architekt.

aus NZZ, 21. 12. 2013                                                                                                    One Man House, Modell
 
Architekturmodelle als Welt-Metaphern

bkz. · Das Kunstmuseum Luzern erweitert mit «Thomas Schütte. Houses» nach «Nouvelles boîtes» und «Jorge Macchi. Container» die Ausstellungsreihe zum Thema Architektur und Raum. In der Ausstellung «Thomas Schütte. Houses» werden kleinere und grössere Architekturmodelle aus Holz und Blech des in Düsseldorf lebenden Künstlers gezeigt, die bereits im Sommer 2012 im Nouveau Musée National de Monaco zu sehen waren. Unmissverständlich ist der Auftakt der Ausstellung und offenbart Schüttes Interesse an der Präsentations- und

Wahrnehmungsästhetik. Hier steht das 10 Meter lange «Ferienhaus für Terroristen», ein begehbares 1:1-Modell aus Holz mit spärlicher, geometrischer Möblierung. Es zeichnet sich durch eine Nüchternheit und symmetrische Strenge aus, die Abwesenheit jeglicher Ornamentik ist offensichtlich. Merkmale, die auch Nouvels Ausstellungsräume dominieren. Diesen Räumen gewinnt Schütte nun erstmals durch das Öffnen der versteckten «Bilderschlitze» etwas Spielerisches und Lebendiges ab. Seit den achtziger Jahren entwirft Schütte nebst seinem figuralen und skulpturalen Werk Modelle für Architekturen und Monumente. Damals aufgrund von fehlenden finanziellen Mitteln nur im Modellstatus geblieben, produziert und präsentiert er sie heute in Zusammenarbeit mit Ingenieuren und Spezialisten auf Auftrag als permanente, bewohnbare Bauten («Ferienhaus für Terroristen»,

«Ackermanns Tempel»). Dies geschah auch beim Modell für ein «One Man House», das er für einen französischen Sammler gebaut hat. In Luzern sind fünf Modelle davon in verschiedenen Massstäben und Positionen zu sehen. Einerseits aus Blech und Plexiglas, die die Boxes von Donald Judd in Erinnerung rufen, und andererseits aus Holz. Die Wahrnehmung der verschiedenen Grössenverhältnisse ist denn auch eine ganz andere. Charakteristisch ist allen Modellen, wenn man sich in diese Räume denkt, eine etwas beklemmende und isolierte Grundstimmung. Erweitert wird die Ausstellung durch eine Serie von 27 Tiefdrucken mit Architekturmodellen sowie einer grossformatigen, fast abstrakt wirkenden Holzschnittserie. Diese Ausstellung ergänzt das figurative Werk von Schütte, welches bis am 2. Februar 2014 in der Fondation Beyeler in Riehen zu sehen ist.

Thomas Schütte. Houses. Kunstmuseum Luzern. Bis 16. Februar 2014. Gespannt sein kann man auf das öffentliche Gespräch in der Ausstellung von Thomas Schütte mit Peter Zumthor am 22. Januar 2014, um 18 Uhr.

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