Versteigerungen für zeitgenössische und italienische Kunst in London
Rekordpreis für Manzoni
Ähnlich
wie an der Messe für zeitgenössische Kunst Frieze London ist das
Angebot der in der gleichen Woche bei Christie's und Sotheby's
stattfindenden Auktionen ausgesprochen zeitgenössisch ausgerichtet –
hochstehende Werke der Calder- und De-Kooning-Generation sind meist dünn
gesät. Als hinderlich erweist sich für dieses Angebot aber der Umstand,
dass die beiden Häuser jeweils bald darauf hochkarätige Arbeiten in New
York anbieten und dass es für drei Londoner Schwerpunktauktionen im
Jahr ganz einfach an ausreichender Spitzenware fehlt. Was also tun? Um
nicht im Schatten von Frieze zu stehen, ergänzten Sotheby's und
Christie's die obigen Auktionen einmal mehr mit einem «Italian Sale» und
dazu einem separaten Katalog.
Richter, Netz, 1985 (blieb liegen)
Allerdings fand bei Christie's bereits vor der Eröffnung der Frieze-Messe eine Versteigerung mit 44 ausschliesslich aus der Sammlung Essl stammenden Losen statt. Wie der finanziell bedrängte österreichische Unternehmer Karlheinz Essl aussagte, soll mit dem Erlös das Essl-Museum «langfristig abgesichert» sein. Wie dem auch sei, für Christie's waren die am 13. Oktober für 39 abgesetzte Lose vereinnahmten 46,86 Millionen Pfund das höchste, wie es die stolze Pressemeldung will, in London für Kunst der Nachkriegszeit und Gegenwart aus einer einzelnen Sammlung je erzielte Resultat. Notabene, das teuerste Los, Richters auf 7 bis 10 Millionen Pfund geschätztes Gemälde «Netz» von 1985, verkaufte sich erst nach der Auktion. Und auch der Spitzenpreis, die 6,24 Millionen Pfund für das vierteilige, wiederum von Richter gemalte Bild «Wolken (Fenster)» war keine Sensation. Unerwartet gut liefen hingegen drei Werke von Polke, das teuerste davon – das 1975 entstandene Gemälde «Indianer mit Adler» – für 5,12 Millionen bei einer Taxe von 1,5 bis 2 Millionen
Polke, Indianer mit Adler, 1970
Am 16. Oktober dann schwang in der Christie's-Auktion für Kunst der Nachkriegszeit und Gegenwart aus verschiedenem Besitz der Schotte Peter Doig obenaus – sein erstes tropisches Thema, das Gemälde «The Heart of Old San Juan» von 1999, blieb mit 4,56 Millionen Pfund allerdings an der unteren Schätzgrenze. Ihm folgte der «ewige» Richter mit dem 1969 entstandenen Fotobild «Waldstück» (Chile), das bei einer Taxe von 3 bis 5 Millionen für 4,45 Millionen Pfund wegging; und auf dem dritten Platz lag Basquiat, für dessen postumen Tribut an Andy Warhol, «Love Dub for A», man wohl etwas mehr als die 4,34 Millionen Pfund erwartet hatte. Am selben Abend noch meldete Christie's im «Italian Sale» einen neuen Auktionsrekord für Alighiero Boetti: Die vom Turiner um 1968 aus Papier-Deckchen und Eisen angefertigte Skulptur «Colonna» holte 2,43 Millionen Pfund. Und hoch über der Taxe lag unter den Italienern mit einer «Superficie bianca» Enrico Castellani: Auf eine halbe Million geschätzt, verkaufte sich das 1984 entstandene Werk für 1,31 Millionen Pfund.
Alighiero Boetti, Colonna
Sotheby's hatte im «Italian Sale» vom 17. Oktober mit einer «Superficie bianca» von Castellani gar noch mehr Glück – das Werk, grossflächiger noch als dasjenige bei Christie's und bereits 1967 angefertigt, brachte es bei einer Taxe von 1 bis 1,5 Millionen auf 3,78 Millionen. Der Hit in dieser Auktion war jedoch Piero Manzonis «Achrome» von 1958/59. Eines der grössten unter Manzonis Achromen auf einer mit Kaolin getränkten Leinwand und sozusagen eine Ikone seiner Konzeptkunst, bescherte das Werk dem Künstler mit 12,6 Millionen Pfund (Schätzung 5 bis 7 Millionen) einen neuen Auktionsrekord. Im allgemeinen Angebot für Kunst der Nachkriegszeit und Gegenwart wurde bei Sotheby's am selben Abend Pierre Soulages zum Spitzenreiter: Für «Peinture 125 x 202 cm», mit dem 30. 10. 1958 datiert, löste das Haus der Taxe entsprechend 2,66 Millionen Pfund. Den zweiten Rang teilten Basquiat und Kippenberger, verkaufte sich doch von beiden ein Werk für 2,32 Millionen Pfund (dasjenige Kippenbergers war höher geschätzt worden). Zum Katalog bleibt zu sagen, dass dieser – im Gegensatz zum «Italian Sale» – einige Lose enthielt, die eigentlich eher in eine Sekundärauktion gehört hätten.
Pierre Soulages, Peinture 125 x 202 cm
Die letztere Feststellung provoziert die Frage nach dem Nachschub qualitativ hochstehender Ware auf dem Markt für Gegenwartskunst. Man denke nur an die seit der Jahrhundertwende explosionsartig gestiegene Zahl der Messen – wo, wie in den Auktionshäusern, das Prinzip «jetzt kaufen oder das Nachsehen haben» die Triebfeder ist. Aber eben, der Markt lebt ebenso wie von der Kundschaft vom Nachschub. Was heisst, dass zeitgenössische Künstler mit Namen unter Druck stehen; und nicht ein jeder kann, wie es an der Frieze London ein Händler ausdrückte, von Jahr zu Jahr gute Arbeiten wie vom Fliessband liefern.
Richter, Netz, 1985 (blieb liegen)
Allerdings fand bei Christie's bereits vor der Eröffnung der Frieze-Messe eine Versteigerung mit 44 ausschliesslich aus der Sammlung Essl stammenden Losen statt. Wie der finanziell bedrängte österreichische Unternehmer Karlheinz Essl aussagte, soll mit dem Erlös das Essl-Museum «langfristig abgesichert» sein. Wie dem auch sei, für Christie's waren die am 13. Oktober für 39 abgesetzte Lose vereinnahmten 46,86 Millionen Pfund das höchste, wie es die stolze Pressemeldung will, in London für Kunst der Nachkriegszeit und Gegenwart aus einer einzelnen Sammlung je erzielte Resultat. Notabene, das teuerste Los, Richters auf 7 bis 10 Millionen Pfund geschätztes Gemälde «Netz» von 1985, verkaufte sich erst nach der Auktion. Und auch der Spitzenpreis, die 6,24 Millionen Pfund für das vierteilige, wiederum von Richter gemalte Bild «Wolken (Fenster)» war keine Sensation. Unerwartet gut liefen hingegen drei Werke von Polke, das teuerste davon – das 1975 entstandene Gemälde «Indianer mit Adler» – für 5,12 Millionen bei einer Taxe von 1,5 bis 2 Millionen
Polke, Indianer mit Adler, 1970
Am 16. Oktober dann schwang in der Christie's-Auktion für Kunst der Nachkriegszeit und Gegenwart aus verschiedenem Besitz der Schotte Peter Doig obenaus – sein erstes tropisches Thema, das Gemälde «The Heart of Old San Juan» von 1999, blieb mit 4,56 Millionen Pfund allerdings an der unteren Schätzgrenze. Ihm folgte der «ewige» Richter mit dem 1969 entstandenen Fotobild «Waldstück» (Chile), das bei einer Taxe von 3 bis 5 Millionen für 4,45 Millionen Pfund wegging; und auf dem dritten Platz lag Basquiat, für dessen postumen Tribut an Andy Warhol, «Love Dub for A», man wohl etwas mehr als die 4,34 Millionen Pfund erwartet hatte. Am selben Abend noch meldete Christie's im «Italian Sale» einen neuen Auktionsrekord für Alighiero Boetti: Die vom Turiner um 1968 aus Papier-Deckchen und Eisen angefertigte Skulptur «Colonna» holte 2,43 Millionen Pfund. Und hoch über der Taxe lag unter den Italienern mit einer «Superficie bianca» Enrico Castellani: Auf eine halbe Million geschätzt, verkaufte sich das 1984 entstandene Werk für 1,31 Millionen Pfund.
Alighiero Boetti, Colonna
Sotheby's hatte im «Italian Sale» vom 17. Oktober mit einer «Superficie bianca» von Castellani gar noch mehr Glück – das Werk, grossflächiger noch als dasjenige bei Christie's und bereits 1967 angefertigt, brachte es bei einer Taxe von 1 bis 1,5 Millionen auf 3,78 Millionen. Der Hit in dieser Auktion war jedoch Piero Manzonis «Achrome» von 1958/59. Eines der grössten unter Manzonis Achromen auf einer mit Kaolin getränkten Leinwand und sozusagen eine Ikone seiner Konzeptkunst, bescherte das Werk dem Künstler mit 12,6 Millionen Pfund (Schätzung 5 bis 7 Millionen) einen neuen Auktionsrekord. Im allgemeinen Angebot für Kunst der Nachkriegszeit und Gegenwart wurde bei Sotheby's am selben Abend Pierre Soulages zum Spitzenreiter: Für «Peinture 125 x 202 cm», mit dem 30. 10. 1958 datiert, löste das Haus der Taxe entsprechend 2,66 Millionen Pfund. Den zweiten Rang teilten Basquiat und Kippenberger, verkaufte sich doch von beiden ein Werk für 2,32 Millionen Pfund (dasjenige Kippenbergers war höher geschätzt worden). Zum Katalog bleibt zu sagen, dass dieser – im Gegensatz zum «Italian Sale» – einige Lose enthielt, die eigentlich eher in eine Sekundärauktion gehört hätten.
Pierre Soulages, Peinture 125 x 202 cm
Die letztere Feststellung provoziert die Frage nach dem Nachschub qualitativ hochstehender Ware auf dem Markt für Gegenwartskunst. Man denke nur an die seit der Jahrhundertwende explosionsartig gestiegene Zahl der Messen – wo, wie in den Auktionshäusern, das Prinzip «jetzt kaufen oder das Nachsehen haben» die Triebfeder ist. Aber eben, der Markt lebt ebenso wie von der Kundschaft vom Nachschub. Was heisst, dass zeitgenössische Künstler mit Namen unter Druck stehen; und nicht ein jeder kann, wie es an der Frieze London ein Händler ausdrückte, von Jahr zu Jahr gute Arbeiten wie vom Fliessband liefern.
Martin Kippenberger, Ohne Titel (Meine Lügen sind ehrlich)
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