Donnerstag, 29. Januar 2015

Das uneigentlich Schöne.

aus Zwischenbericht in Über das Ästhetische
Alessandro Magnasco, Die zahme Elster

Trotzdem bleibt das Schöne Paradigma auch des Rätselhaften. Denn im Schönen (nun aber im Naturschönen sowohl als im Kunstschönen - das Naturschöne sieht aus, als ob die Natur "sich was dabei gedacht hätte") erscheint das bloß-sinnlich-Gegebene so, als ob es selber etwas bedeuten wolle! Und zwar jenem 'zwiespältigen' Bewußtsein, das längst weiß, daß die Dinge 'an sich' eben überhaupt nichts bedeuten und ohne pragmatische Zwecksetzung sinnlos bleiben. 

Rätselhaft ist die Darstellung (als Darstellung) dann, wenn sie ihr Objekt, egal ob gegenständlich oder ungegenständlich, beinahe in 'Schönheit' faßt, und sie dann doch verfehlt; die harmonistische, befriedete, positive Symbolhaftigkeit des Schönen parodiert. Diese vorgeführte Immanenz heißt Ironie und ist seit der Romantik der Generalnenner der Kunst.

Pietro Annignoni, Anacoreti nel deserto

(Es gibt aber weiterhin eine Kunst, die auf Entschärfung nicht verzichten mag - für Leute, die mangels Bildung den Zwiespalt nicht aushalten; diese 'Kunst' heißt jetzt Kitsch. Seitdem darf im übrigen jeder 'seinen eigenen Geschmack' haben. Einen gültigen Stil gibt es nicht mehr, nur noch Moden, die aber von Anbeginn umstritten sind; z. B. wg. Kitsch!)
Anton Mauve, Sonnenuntergang im Winter



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