„Entfremdung“ - Die Entzauberung der Welt sei (nach Max Weber) Charakter der Moderne, alias bürgerliche Gesellschaft: Rationalisierung, Funktionalisierung; Fungibilisierung, „Aneignung“. - Es ist nämlich so, daß sich der Mensch nicht „zu Hause“ fühlt in einer Welt, die nicht fremd, sondern „seine eigne“ ist! Die Besonderheit in der Gattungsgeschichte von Homo, der Kick, der die Hominisation ‚in Gang gesetzt’ hat, war sein Austritt aus dem vertrauten Urwald in die fremde Baumsavanne Ostafrikas: aus der Umwelt-Nische in die Welt. Die fremde Welt ist wesentlich reizend! Je weiter die (‚ökonomische’) Arbeit die ‚Welt’ wieder zur bloßen Umwelt fungibilisiert, banalisiert hat, umso mehr mußte die ('ästhetische') Kunst an deren Fremdheit erinnern. Eibl-Eibesfeld mutmaßt, die weltweite (!) ästhetische Vorliebe für den Landschaftsgarten (von Claude Lorrain bis Japan) sei ‚nichts anderes’ als eine genetisch eingeprägte Erinnerung an die ostafrikanische Baumsavanne vor 2 Mio. Jahren...
Das Ästhetische (zweckmäßig ohne Zweck) ist
also der bestimmte Gegensatz des Ökonomischen (zweckmäßig mit Zweck). Es ist
derjenige ‚Teil’ (‚Dimension’) der Welt, der nicht-angeeignet ist; nicht
beherrscht (quantitativ); nicht beherrschbar (qualitativ). -
Kunstart.net, pixelio.de
Das Nicht-Beherrschte ‚zerfällt’ in einen
Teil, der „so angesehen wird, als ob“ er eines Tages beherrscht sein wird (und
ergo virtuell schon bestimmt ist), und einen andern Teil, der so erscheint, als
werde er nie beherrscht und nie bestimmt sein: als in bestimmter Weise
unbestimmt; und eo ipso als Rätsel. Dieser Gegensatz ist nicht ursprünglich.
Ursprünglich ist die ‚Welt’ nur eine.
- Nota:
Die Welt (wereld: dort, wo die
Menschen sind) ist eher da als die „Umwelt“! Der Mensch ist nicht nur das
einzige Lebewesen, das „Welt hat“, sondern auch das einzige, das ‚von Natur’ keine Umwelt hat (hat Pleßner übersehen).
Nämlich seit er seinen heimischen Regenwald verlassen und in die offene Savanne
„übergelaufen“ ist und eine vagante Lebensweise angenommen hat: Die Savanne ist
ihm keine „Umwelt“, ist keine „Nische“ [er hat sich ihr nicht durch ‚natürliche
Zuchtwahl’ evolutiv angepaßt], sondern der Weg
zwischen den möglichen Nischen; Zwischenraum, in dem er sich immer nur vorübergehend
niederläßt, aber nicht einrichtet! In ihr bleibt er immer „fremd“, aber in
unbestimmter Weise, weil er den bestimmenden Gegensatz „Zuhause“ (noch) gar
nicht (mehr) kennt. [Erste (?) Fixpunkte: die rituell genutzten und bemalten Höhlen!
Auch erste „Kunst“: Ästhetik jenseits
der alltäglichen ‚Welt’...] -
Eine ‚Umwelt’, in die er ‚hineinpaßt’, weil er hinein gehört, muß er sich erst selber schaffen: Seßhaftigkeit, Ackerbau, Arbeit! Retour à la case départ: Dort, wo er arbeitet, ist die Welt bestimmt, oder immerhin bestimmbar. Was jenseits der Arbeit („Praxis“) liegt, läßt sich allenfalls betrachten („Theorie!); welches die ästhetische Anschauungweise ist. -
Die Vorstellung des positivistischen
Jahrhunderts: den Raum der Arbeit ausdehnen, bis er mit den Grenzen der Welt
zusammenfällt; „Entzauberung“, sagt Max Weber. Die Welt aneigenen: Zu meiner Umwelt fungibilisieren; „bestimmen“.
(DDR!)
Was
aber nicht-bestimmbar ist, läßt sich nicht ex ante definieren, sondern nur ex post praktisch erweisen, negativ: indem
man das Bestimmen versucht und daran scheitert. Was das Ästhetische sei, „zeigt sich“... Zuerst war die Welt nur
unbestimmt. Ihren Rätselcharakter gewinnt sie mit fortschreitender Bestimmung -
als der widerständige Rest, caput mortuum; und der wird eo ipso immer
bestimmter - als unbestimmt; d. h.
als Rätsel...
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