Samstag, 6. September 2014

Amerikanische Malerei des 19. Jahrhunderts in Lausanne.

Viel Natur und ein kleines bisschen Mensch – Frederic Edwin Church: «The Iceberg», um 1875, Öl auf Leinwand.aus nzz.ch, 5.9.2014, 05:30 Uhr                                                                            Frederic Edwin Church,The Iceberg, um 1875

Amerikanische Malerei des 19. Jahrhunderts in Lausanne 
Die Wälder Gottes 

von Maria Becker

Die Fondation de l'Hermitage zeigt zum 30. Jahrestag ihres Bestehens eine grosse Schau zur amerikanischen Malerei des 19. Jahrhunderts. Die bis heute in Europa wenig bekannten Werke markieren die Entwicklung einer originären Bildsprache, die sich rasch von den Vorbildern der Alten Welt löste.

 
George Catlin Portrait of Mu-ho-she-kaw (White Cloud), 1845-1846

... Jeder amerikanische Maler, der auf sein Können hielt, musste in Europa gewesen sein. Die Akademien und Ateliers von London, Paris, Düsseldorf und München waren die wichtigsten Ausbildungsstätten für die Künstler der Neuen Welt. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts bildete sich das Bewusstsein einer nationalen Kunst, das mit eigenen Themen auch eine unabhängige Bildsprache gewann.   

De Witt Clinton Boutelle, o.T. (Hudson River Landscape with Indian), 1848 

1805 wurde die Pennsylvania Academy of Fine Arts, die erste amerikanische Kunstschule, gegründet, und um 1830 formierte sich mit der Hudson River School die erste künstlerische Bewegung des Landes. Es ist bezeichnend, dass sie nach einer Landschaft benannt wurde. 


Thomas Cole - A View of the Mountain Pass Called the Notch of the White Mountains

Die Landschaft ist das zentrale Thema der frühen amerikanischen Malerei....


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Jochen Ebmeier 

 
 John James Audubon, Osprey and Weakfish 1829



Frederic Edwin Church, Twilight Wilderness 

Albert Bierstadt, A Storm in the Rocky Mtns., Mt. Rosalie 1866 


Fitz Henry Lane Boston Harbor, Sunset, 1850-1855



Frederic Edwin Church, Morning in the tropics 1858



Victor Dubreuil Barrels of Money, o.J.


Peindre l'Amérique. Les artistes du Nouveau Monde 1830–1900. Fondation de l'Hermitage, Lausanne. Bis 26. Oktober 2014. Katalog Fr. 54.–.


Nota.

Na, ganz so bald war es nicht, dass sich die amerikanische Malerei von ihren europäische Wurzeln losriss. Beispielhaft ist Albert Bierstadt, neben Edwin Church der berühmteste amerikanische Maler seiner Zeit. Nicht nur hatte er, wie manch anderer Vertreter der Hudson River School, an der Düsseldorfer Akademie beim "A & O der Landschaftsmalerei", Andreas und Oskar Achenbach studiert - er war sogar in Deutschland geboren.

An ihm wird auch augenfällig, was die Autorin nicht vermerkt: Dass die Landschaftsmalerei (neben den Genre-Szenen) zum beherrschenden Zweig der bildenden Kunst wurde, verdankt sie, fast wie im Holland des 17. Jahrhunderts, ihrer Bedeutung für dieAusbildung einer nationalen amerikanischen Identität. Eine Geschichte, die man heroisch in Szene setzen konnte, um sich der gemeinsamen Herkunft zu versichern, hatten die Amerikaner nicht, die Indianerkriege gaben Anlass zu romantisierender Exotik, aber nicht zu Stolz. Das eine Bild, das jedem Amerikaner vor Augen tritt, wenn vom Ursprung der Nation die Rede ist - Washington überquert den Delaware - , stammt von dem Deutschen Emanuel Leutze, der... in Düsseldorf sein Handwerk gelernt hatte. - Und Bierstadt nun durchkreuzte als leibhaftiger pioneer den wilden amerikanische Westen und zeigte seinen Landsleuten, wie es in ihrer Heimat aussah; freilich jenseits der frontier, wo sie in ihrem geschäftigen Leben niemals hinkommen würden. 

Albert Bierstadt, Cathedral Rocks im Yosemite-Tal

Legendär wurde die Expedition in die Rocky Mountains im Jahr 1871, die von Bierstadts Kollegen Thomas Moran, einem von den  Hudson-River-Leuten, begleitet wurde, und deren malerischer Ertrag den Ausschlag dafür gegeben hat, dass sich der Kongress entschloss, im Yellowstone-Gebiet den ersten Nationalpark der Welt zu schaffen. 

Thomas Moran, Grand Canyon of the Yellowstone

So wurde Bierstadt auch gleich zum Begründer der zweiten amerikanischen Malerschule, die nach den Rocky Mountains benannt ist.
JE


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