Montag, 29. September 2014

Der Feind des Ästhetischen ist die Absicht.

italienisch; Renaissance

Der bestimmte Gegensatz zum Ästhetischen ist die Absicht. 

Beim Naturschönen beeindruckt vor allen Dingen, wenn es "so aussieht, als habe es wer mit Absicht gemacht" - wobei vorgängig bewusst ist, dass es nicht "gemacht" ist, sondern... so ist, wie es ist. Kommt der Eindruck, "als hätte es wer mit Absicht gemacht", an die 'bewusste' Oberfläche, tritt beim Betrachter eine Art ironische Distanz ein. Bei gewissen Sonnen- untergängen, die aussehen, als habe sie wer "mit Absicht gemacht", um auf die [...] zu hauen, kommt der Gedanke Kitsch auf. 

Umgekehrt, beim Maler, der es schafft, dass sein Landschaftsstück aussieht, als sei es ohne Absicht entstanden, tritt eben der Effekt des "Naturschönen" ein.

 Poussin; das sieht nicht so aus, als sei es "ohne Absicht entstanden"

Weshalb das Stillleben in ästhetische Hinsicht ein engeres Genre ist als die Landschaft. Das "ohne Absicht" ist vorstellbar nur im Zuge alltäglicher (häuslicher) Verrichtung, denn die Gegenstände sind keine Naturdinge, sondern "Zeug". Ästhetisch kann es wirken, wenn die Anordnung der Gegenstände "so aussieht, als ob" sie durch den Zufall alltäglicher Routine zustande gekom- men sei. Das engt den Kreis möglicher Gegenstanände und noch mehr den Kreis möglicher Arrangements ein.

aus e. Notizbuch, 26. 10. 06


 

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