Sonntag, 10. November 2013

Rokkokolandschaft.

Fragonard, Der Sturm

Der holländische Einfluss war bei Gainsborough ja unübersehbar, und die mittlerweile unentbehrliche Wikipedia spezifiziert: Jacob van Ruisdael und Meindert Hobbema. Aber da war noch was anderes, Gefälligeres, weniger Stilisiertes - eben mehr 'Rokkoko'!  Italienisch war es auch nicht, und Wikipedia öffnet dem dilettante die Augen: Honoré Fragonard.

Mehr noch als Watteau mit seinen durchaus überrealen Environments gibt Fragonard zu ernstem Zweifel am landläufigen Bild vom überfeinen, gezierten, koketten, leichtfertigen und gefälligen Rokkoko Anlass, dem man unterm schweren Parfum der Boudoirs doch den Hautgoût des verwesenden Ancien Régime anriecht. 

 

Die Schaukel kennen Sie alle. Die wirkt schräg und schrill und ohne Sinn und Verstand. Das ist nicht luftig graziös, sondern schwül verquer.
 
 

Und das hier sind keine verlogenen Schäferidyllen, kein sentimentales Zurück zur Natur, sondern ätzende Satiren auf die Welt von Versailles. Die Rokkokomaler sind nicht angekränkelt vom Gift der Verwesung - sie sind es selbst. 

Das ist, mit Verlaub, eine romantisch ironische Kunst. War aber nicht erst die Revolution der Aufmacher der Romantik? Die Romantik war das Aufatmen nach dem Gewitter - die Luft roch sauberer. Das Rokkoko schwitzte noch unter dem Puder und den Perücken; aber das wenigstens zeigten seine Künstler.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen